Hamburg. St. Pauli nutzt den Test gegen den KFC Uerdingen zur Generalprobe. Kapitän Flum will Mannschaftsrat auffüllen.
Viel Betrieb herrschte am Sonntag auf dem Kunstrasenplatz des Trainingszentrums des FC St. Pauli an der Kollaustraße. Mit Ausnahme der beiden mit Kreuzbandrissen ausfallenden Henk Veerman und Philipp Ziereis sowie des leicht angeschlagenen Nachwuchsprofis Luis Coordes absolvierten alle Spieler des Zweitligakaders das Abschlusstraining vor dem Testspiel an diesem Montag gegen den Drittliga-Tabellendritten KFC Uerdingen o5.
Das Ganze fand auch deshalb auf dem Kunstrasen statt, weil der seit Oktober mit einer Rasenheizung ausgestattete Rasenplatz nicht bespielbar war. Die Heizung arbeitete zwar, hatte es aber nicht geschafft, den Schnee und das Eis vollständig schmelzen zu lassen.
Carstens Ersatz für Ziereis
Das Match gegen Uerdingen, das aus organisatorischen Gründen ohne Zuschauer stattfindet, gilt als Generalprobe vor dem Wiederbeginn der Zweiten Liga. Am 29. Januar (20.30 Uhr) muss das Team vom Millerntor bei Darmstadt 98 antreten. Vor diesem Hintergrund steht zu erwarten, dass St. Paulis Cheftrainer Markus Kauczinski im dritten Match der Wintervorbereitung eine Elf auf den Rasen schickt, die so auch acht Tage später in Darmstadt die Startformation bilden könnte.
Im Einzelnen stellt sich die Situation nach den Eindrücken der ersten 18 Saisonspiele und des Trainingslagers in Oliva Nova wie folgt dar: Im Tor hat Robin Himmelmann seine Position als Nummer eins ebenso sicher wie Svend Brodersen seine Rolle als erster Stellvertreter. Als Innenverteidiger ist Christopher Avevor gesetzt, sein Nebenmann und Ersatz für Philipp Ziereis (Kreuzbandriss) dürfte zunächst der 20-Jährige Florian Carstens sein, der immer, wenn er zum Einsatz kam, überzeugte.
Sportchef Uwe Stöver stellte am Sonntag aber klar, dass er einen personellen Ersatz für Ziereis sucht, auch wenn dies im Winter fast immer mit einer zu zahlenden Ablösesumme verbunden sei. Ein Kandidat dafür ist offenbar Moritz Heyer vom Drittligisten Hallescher FC. Der Vertrag des 23-Jährigen läuft im Sommer aus. Außer Carstens kommen als Innenverteidiger Defensiv-Allrounder Jan-Philipp Kalla und Brian Koglin sowie der ursprünglich für diese Position verpflichtete, aber als defensiver Mittelfeldspieler etablierte Marvin Knoll in Betracht.
Als Außenverteidiger sind Luca Zander (rechts) und Daniel Buballa (links) weiterhin erste Wahl. Kalla und Yiyoung Park stehen als Alternativen parat, ebenso Jeremy Dudziak, der als zentraler Mittelfeldspieler aber wertvoller für das Team erscheint.
Diamantakos oder Allagui?
In diesem Bereich allerdings ist der Konkurrenzkampf trotz des Abgangs von Bernd Nehrig besonders hart. Knoll, Dudziak, Christopher Buchtmann, Kapitän Johannes Flum und Ersin Zehir kämpfen hier um die beiden zu besetzenden Plätze, wobei Buchtmann auch als „Zehner“ in Betracht kommt, wenn sich Trainer Kauczinski für ein System mit nur einem Stürmer entscheidet.
Auf den offensiven Außenbahnen hat nur Mats Möller Daehli seinen Platz sicher. Ryo Miyaichi, Waldemar Sobota, Richard Neudecker und Cenk Sahin sind weitere Bewerber. Im Angriff schließlich soll der Test gegen Uerdingen Aufschluss geben, ob Zugang Alexander Meier ein Startelf-Kandidat ist und, wenn ja, wie lange er durchhält. Bei einem System mit zwei Stürmern muss sich zeigen, ob Dimitrios Diamantakos oder Sami Allagui der bessere Partner für ihn ist.
Während es also für St. Paulis Startaufstellung ein Überangebot an geeigneten Spielern gibt, ist der im vergangenen Sommer gewählte Mannschaftsrat inzwischen deutlich dezimiert. Von ursprünglich sechs Mitgliedern sind derzeit nur noch Johannes Flum, Sami Allagui und Robin Himmelmann tatsächlich im Team und vor Ort. Nachdem Torwart Philipp Heerwagen Ende August nach Ingolstadt gewechselt war, ging der gewählte Kapitän Bernd Nehrig jetzt zum Drittliga-Schlusslicht Eintracht Braunschweig. Nun fehlt auch noch Innenverteidiger Philipp Ziereis, der sich am vergangenen Mittwoch einen Kreuzbandriss und Riss des Innenmeniskus im rechten Knie zugezogen hatte. Der 25-Jährige wird an diesem Montag in Regensburg operiert. „Ich denke, dass wir den Mannschaftsrat jetzt doch ergänzen sollten“, sagte Kapitän Flum am Sonntag. „Es sind gute Jungs dabei, die das verantwortungsvoll machen würden“, sagte er und strebt für die Aufstockung eine Wahl an.
Rettig setzt bei Pyro-Problem auf Absprachen
Unterdessen hat St. Paulis Geschäftsführer Andreas Rettig vorgeschlagen, das Pyrotechnik-Problem neu anzugehen. „Sie können Pyros nicht verhindern. Selbst beim DFB-Pokalfinale, wo es höchste Sicherheitsstandards gibt, brennt es lichterloh. Andererseits sind über 1000 Grad heiße Pyros, die in einer Menschenmenge gezündet werden, nicht zu akzeptieren. Wir müssen deshalb zu verlässlichen Absprachen kommen, um unkontrolliertes Abbrennen zu verhindern. Beispielsweise, indem wir gesonderte Bereiche ausweisen oder es mit kalten Pyros versuchen, wie sie derzeit in Skandinavien entwickelt werden“, sagte Rettig in der Augsburger Allgemeinen.