Hamburg. Fast 50 Millionen Ertrag. Sandra Schwedler bekommt meiste Stimmen bei Aufsichtsrats-Wahl. Millerntor wird nicht rauchfrei.

Mit „Hells Bells“ läutete der FC St. Pauli am Dienstagabend seine Mitgliederversammlung ein, mit jenem Song also, der sonst im Millerntor-Stadion beim Einlauf der Mannschaften gespielt wird. Eine harte kämpferische Auseinandersetzung, wie sie sonst im Anschluss auf dem Rasen stattfindet, gab es im Laufe des Abends in der Messehalle B6 nicht. Zu gut sind weiter die wirtschaftlichen Zahlen des Stadtteilclubs, als dass die immerhin 782 erschienenen Mitglieder (von insgesamt 28.300) Anlass für größere Kritik sahen.

Auf das mit der größten Spannung erwartete Ergebnis des Abends mussten die Mitglieder allerdings bis 22.49 Uhr warten. Erst dann waren die Stimmen zur Aufsichtswahl ausgezählt. Das beste Votum erhielt mit 580 Stimmen Sandra Schwedler, die bisherige Vorsitzende des Kontrollgremiums vor Gerrit Onken mit 509 und Roger Hasenbein mit 506 Stimmen. Dahinter folgten Sönke Goldbeck (342), Philippe Niebuhr (278) und Kai Scharff (213), die ebenfalls einen Platz im neuen Aufsichtsrat innehaben. Helmut Grahli erhielt nur 80 Stimmen und war damit der einzige Kandidat, der nicht ins Gremium kam. Es waren 727 gültige Stimmzettel abgegeben worden. Jedes Mitglied konnte dabei vier Kandidaten seine Stimme geben.

Der Antrag auf ein Rauchverbot am Millerntor wurde mit nur 14 Ja-Stimmen abgelehnt.

St. Pauli macht Gewinn – zum siebten Mal in Folge

„Wer hätte vor sieben Jahren gedacht, dass wir jetzt zum siebten Mal in Folge einen Gewinn verkünden können“, hatte der seit vier Jahren amtierende Präsident Oke Göttlich (43) zuvor in seinem Rechenschaftsbericht gesagt. „Wir sehen den Verein in einer nachhaltig positiven wirtschaftlichen Entwicklung“, ergänzte Schwedler (38).

Dazu passte, dass der FC St. Pauli im abgelaufenen Geschäftsjahr zwischen dem 1. Juli 2017 und dem 30. Juni 2018 mit 49,41 Millionen Euro den höchsten Gesamtertrag in seiner Vereinsgeschichte erwirtschaftete. Das waren noch einmal 2,06 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Der entscheidende Faktor war dabei die Steigerung der Einnahmen aus der sogenannten medialen Verwertung, also im Wesentlichen der Fernsehrechte-Vermarktung, von zuvor 7,68 auf nun 12,05 Millionen Euro. So konnte der Rückgang aus Transfereinnahmen von 2,57 auf 1,39 Millionen Euro mehr als aufgefangen werden.

Die mediale Verwertung ist nunmehr eine praktisch gleichwertige Ertragsquelle zu den Einnahmen aus dem Spielbetrieb, also hauptsächlich der Ticketerlöse. Diese beliefen sich auf 12,78 Millionen Euro. Diese waren wegen des Ausscheidens aus dem DFB-Pokal in der ersten Runde um 430.000 Euro niedriger als im Vorjahr.

Weniger Gewinn als im Vorjahr – aber mehr als geplant

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der FC St. Pauli in der Saison 2017/18 mit 11,5 Millionen Euro zwar ebenfalls eine neue Rekordmarke beim Etat für die Profimannschaft erreichte, dennoch kostete das Zweitligateam damit weniger als allein durch die Fernsehrechte-Vermarktung auf das Vereinskonto kam. Anders ausgedrückt: St. Pauli gab für sein Profiteam nicht einmal ein Viertel der Gesamteinnahmen aus. Hier ist in der Zukunft noch Potenzial nach oben vorhanden, zumal die zuletzt getätigten Investitionen in die Infrastruktur wie etwa den neuen Kunstrasenplatz am Brummerskamp (Schnelsen) sowie die Rasenheizung auf der Trainingsanlage an der Kollaustraße (Niendorf) einmalige Belastungen darstellten.

Unter dem Strich verbuchte St. Pauli einen Konzerngewinn von 380.696,51 Euro. Dieser Überschuss fiel rund 480.000 Euro niedriger aus als im Vorjahr. Ursprünglich hatte das Präsidium für das jüngste Geschäftsjahr sogar einen leichten Verlust erwartet.

Keine Überraschung war, dass das Präsidium ohne Gegenstimme entlastet wurde. Danach dankte Präsident Göttlich der Profimannschaft für ihre Anwesenheit und entließ Spieler und Trainer nach Hause. Die Mitglieder gaben den Profis noch einen Auftrag mit auf den Weg: „Auswärtssieg!“