Hamburg. Beim 1:1 gegen Dresden kostet ein spätes Gegentor erneut zwei Punkte – Knoll und Möller Daehli früh verletzt.

Auch am Tag nach dem 1:1 (0:0) gegen Dynamo Dresden haderten St. Paulis Trainer Markus Kau­czinski und Sportchef Uwe Stöver noch mit der erneut vergebenen Chance, eine bis in die Schlussphase gehaltene 1:0-Führung zu einem Sieg zu nutzen. Nur sechs Tage nach dem 1:1 beim SSV Jahn Regensburg mit dem Gegentor in der 87. Spielminute, hatte St. Pauli jetzt eine Minute früher den Ausgleich der Dresdner hinnehmen müssen. Fatale Auswirkungen in der Tabelle hatte der zweifache Punktverlust zwar noch nicht, St. Pauli bleibt Vierter. Doch statt eines Punktes beträgt der Rückstand auf den zweiten Platz, den der 1. FC Köln belegt, jetzt bereits fünf Zähler. Dazu kommt die deutlich schlechtere Tordifferenz.

„So ein Gegentor kann immer passieren. Wir müssen aber unsere Kontersituationen besser nutzen. Nach dem Führungstor haben wir wieder nachgelassen. Wir müssen es in den Kopf bekommen, dass es nicht reicht, eine Führung zu verwalten, sondern wir weiter nach vorne spielen und unsere Chance suchen müssen“, sagte Kauczinski am Sonntag.

Das Glück ist dem FC abhanden gekommen

Auch Sportchef Stöver sah in den ausgelassenen Möglichkeiten, dem Führungstor durch Jeremy Dudziak kurz nach der Halbzeitpause einen zweiten Treffer folgen zu lassen, den Hauptgrund dafür, dass es jetzt schon im dritten Spiel in Folge keinen Sieg für sein Team gab. „Wir hatten drei, vier Kontersituationen, die wir ganz fahrlässig und schlecht ausspielen – zum Teil im Ansatz, zum Teil beim letzten Pass“, stellte er treffend fest. „Das ist einfach ärgerlich.“ Das Glück, das St. Pauli vor einigen Wochen noch hatte, selbst mit späten Treffern ein Spiel zu seinen Gunsten zu entscheiden, ist derzeit abhanden gekommen.

„Wir haben nur eines der letzten zehn Spiele verloren“, verweist Stöver aber auch auf eine ansprechende Bilanz seit der Schwächephase zwischen dem dritten und fünften Spieltag. Andererseits gelang in den jüngsten fünf Spielen nur der 2:1-Sieg in Bielefeld.

Auch unter den Spielern herrschte eine erfreulich nüchterne, selbstkritische Betrachtungsweise vor. „Der letzte Punch, die letzte Konsequenz fehlt. Das müssen wir uns vorwerfen lassen. Wir müssen wieder besser Fußball spielen, mutiger sein und mehr für das Spiel tun“, sagte Innenverteidiger Philipp Ziereis.

„Wir haben passiver verteidigt, als wir es uns vorgenommen haben. Von der Kompaktheit war es okay, aber der Weg zum gegnerischen Tor war dann immer enorm weit. Deswegen sind wir auch nicht dazu gekommen, mit einem zweiten Tor Ruhe hineinzubringen“, analysierte Torwart Robin Himmelmann. „Jetzt haben wir in zwei Spielen vier Punkte ab der 85. Minute aus der Hand gegeben. Schön ist das nicht.“

Beide Teams boten eine grauenhafte Darbietung

Alles andere als schön war im Übrigen auch die erste Halbzeit. „Das Spiel passt sich der Lautstärke im Stadion an“, frotzelte St. Paulis früherer Trainer und Manager Helmut Schulte, der als Beobachter des VfB Stuttgart auf der Tribüne saß. Dabei spielte er auf den Stimmungsboykott der Fans als Protest gegen Wochentagsspiele an. Tatsächlich boten beide Teams in den ersten 45 Minuten den schweigenden Zuschauern eine grauenhafte Darbietung weit unterhalb eines schwachen Zweitliganiveaus. Inwiefern das eine mit dem anderen zu tun hatte, blieb unklar. „Das war eine ziemliche Kata­strophe. Es war ein Gemurmel, ein Grundrauschen da. Ich muss so ein Spiel nicht noch einmal erleben“, beschrieb Himmelmann das skurrile Ambiente.

„Komisch“ habe sich diese erste Halbzeit angefühlt, befand auch Trainer Kauczinski. Da passte es auch irgendwie ins Bild, dass er in dieser ersten Halbzeit gleich zwei Leistungsträger dieser Saison wegen Verletzung auswechseln musste. Nach Marvin Knoll, der sich eine Zerrung zugezogen hatte, musste auch Mats Möller Daehli passen, nachdem er sich im Zweikampf das Knie verdreht hatte. Später fiel auch noch Ryo Miyaichi aus. „Ich musste die Wechsel vornehmen. Gern hätte ich noch frische Impulse gebracht, aber das ging ja nicht mehr“, haderte Kauczinski, der hofft, dass die drei für das nächste Spiel am Montag kommender Woche in Bochum wieder zur Verfügung stehen.

Bereits im siebten Jahr in Folge hat der FC St. Pauli, wie vor einigen Wochen schon vermeldet, einen Gewinn erwirtschaftet. Dieser beträgt für das Geschäftsjahr 2017/18 für den Gesamtkonzern (Verein plus angeschlossene Gesellschaften) 380.696,51 Euro. Der Etat für die Lizenzspielermannschaft erhöhte sich in der vergangenen Saison auf 11,5 Millionen Euro.