Hamburg. St. Paulis Torwart scherzt über seinen auslaufenden Vertrag und erklärt den Aufschwung seiner Mannschaft.
Aus dem Augenwinkel konnte Torwart Robin Himmelmann am Donnerstag beim Training beobachten, welchen rasanten Fortschritt das Verlegen des Rollrasens auf dem Nachbarplatz machte. Nach dem Einbau einer Rasenheizung soll der vordere Trainingsplatz an diesem Freitag nach monatelangen Bauarbeiten fertiggestellt sein. In rund zwei Wochen werden St. Paulis Stammtorwart und seine Kollegen erstmals auf dem frischen Grün trainieren können. „Es wird dann wieder schöner aussehen, als wenn überall Laster stehen und Maschinen während des Trainings rödeln“, sagte Himmelmann nach der Einheit am Donnerstagvormittag.
Die ständigen Bodenarbeiten während des Trainings aber haben die St. Paulianer in den vergangenen Wochen offenbar gar nicht so sehr gestört. Sonst wäre die Erfolgsserie mit 13 Punkten aus den jüngsten fünf Spielen kaum möglich gewesen. „Wir haben in den vergangenen Jahren immer wieder davon gesprochen, dass es gut ist, konstant Punkte zu holen. Damit haben wir uns erst einmal eine solide Grundlage geschaffen, die gilt es jetzt auszubauen“, sagte Himmelmann am Donnerstag nach dem Training im Gespräch mit dem Abendblatt.
Zwischenzeitliche Schwächephase
Trotz einer zwischenzeitlichen Schwächephase mit drei Punktspielniederlagen in Folge geht der FC St. Pauli am Sonntag (13.30 Uhr) als Tabellendritter in das elfte Match der aktuellen Saison. Dann kommt Nordrivale Holstein Kiel ins Millerntor-Stadion. Praktisch ein Drittel der Spielzeit 2018/19 wird danach absolviert sein. Ist St. Pauli also deshalb jetzt auch schon ein richtiges Spitzenteam? Fühlt es sich für die Spieler wirklich so an?
Himmelmann weicht bei dieser Frage ein wenig aus. „Ich kenne den Unterschied nicht so recht, wie man sich fühlt, wenn man Teil eines Spitzenteams ist und wenn nicht. Ich weiß nur, dass es sich deutlich schöner anfühlt, wenn man Spiele gewinnt“, sagt der 29 Jahre alte Keeper. Wie bei seinen Kollegen nach dem jüngsten Sieg am Montagabend beim MSV Duisburg (1:0) ist auch bei Himmelmann kein Anflug von Euphorie zu erkennen.
Dranbleiben ist die Devise
„Es ist schön und gut, dass wir die Punkte gesammelt haben, die uns keiner mehr wegnimmt. Aber um eine Saison zu spielen, die uns nicht grübeln lässt, ob wir in den Abstiegssumpf geraten oder nicht, müssen wir jetzt dranbleiben“, fordert er. Als St. Paulis dienstältester Stammspieler – aus dem Profikader gehört nur Jan-Philipp Kalla dem Millerntor-Club noch länger an – hat er schon zweimal Phasen erlebt, in denen das Team in der Tabelle ähnlich gut dagestanden hat wie jetzt.
„Es war einmal unter Roland Vrabec und einmal unter Ewald Lienen“, erinnert sich der Keeper an die Spielzeiten 2013/14 und 2015/16. Beide Male allerdings konnte am Ende die Chance, ernsthaft um den Aufstieg in die Bundesliga mitzuspielen, nicht genutzt werden. „Da hatten wir im letzten Saisondrittel nichts mehr zuzusetzen“, erinnert er sich.
Und wie wird es diesmal? „Wir beschäftigen uns jetzt nicht damit, wie es in der Vergangenheit war. Von den Spielern von damals sind ja auch nicht mehr so viele da. Wir schauen auch nicht so weit voraus. Ziel ist jetzt erst einmal, am Sonntag gegen Holstein Kiel zu gewinnen oder zumindest die Serie der ungeschlagenen Spiele fortzusetzen. Und bis zur nächsten Pause haben wir noch drei unangenehme Spiele“, sagt er.
Überhaupt sei der aktuell belegte dritte Platz ja noch längst nichts Stabiles. „Es ist so eng, dass es nur zwei, drei Pünktchen bis zum Niemandsland sind“, stellt Himmelmann klar. Tatsächlich hat der Siebte VfL Bochum schon vier Punkte Rückstand auf St. Pauli, der Zwölfte Bielefeld bereits sieben Zähler. Unbewusst hat Himmelmann aber damit bewiesen, dass seine Behauptung, er würde gar nicht so oft auf die Tabelle schauen, wahr ist.
Wie aber empfindet er, jetzt wieder, wie schon zu Saisonbeginn, vor dem Stadtrivalen HSV zu stehen? „Wir wollen uns ja nicht dagegen wehren. Aber für mich ist es nicht das wichtigste Ziel, immer vor dem HSV zu stehen. Wenn wir am Ende Zwölfter werden und der HSV 13., sage ich bestimmt nicht, dass wir eine starke Saison gespielt haben“, stellt er klar. „Ich freue mich, wenn sich unsere Fans darüber freuen und es sie noch mal zusätzlich pusht. Aber für mich ist der aktuelle Zwischenstand nicht maßgebend.“
Erste Gespräche
Seit August 2012 ist Robin Himmelmann beim FC St. Pauli, seit Herbst 2014 ist er, mit einer Unterbrechung im ersten Halbjahr 2017, Torwart Nummer eins. Doch wie geht es nach dieser Saison weiter? Zum 30. Juni 2019 läuft sein Vertrag aus. „Stand jetzt muss ich bis 31. März zum Arbeitsamt und mich arbeitssuchend melden. Sonst bekommt man eine Sperre beim Arbeitslosengeld“, sagt er und versucht, dabei ernst zu bleiben.
Erste Gespräche mit Sportchef Uwe Stöver über eine Verlängerung der Zusammenarbeit hat es gegeben. „Das ist ein gutes Zeichen. Es wird in den kommenden Wochen intensiver werden. Beide Seiten haben keinen Riesenstress“, sagt er. Noch einige Jahre möchte er ambitioniert spielen, ehe er seine Karriere „irgendwo am Strand“ ausklingen lassen möchte.