Hamburg. Für die Kiezkicker endete am Millerntor eine Erfolgsserie. Dabei fiel die Führung durch Holstein Kiel beinahe zufällig.

Als auch Ersin Zehirs Versuch eines Distanzschusses in der Nachspielzeit missglückte, wurde auch dem Letzten im Millerntor-Stadion klar, dass der FC St. Pauli an diesem Nachmittag kein spätes Tor durch einen eingewechselten Spieler mehr erzielen und damit erstmals seit dem 16. September wieder ein Spiel in der Zweiten Liga verlieren würde.

Nach 94 intensiven, abwechslungsreichen und überwiegend sehenswerten Minuten hieß es im Heimspiel gegen den Nordrivalen Holstein Kiel 0:1 (0:0). St. Paulis Serie von fünf Spielen ohne Niederlage war damit gerissen. Vor allem aber vergab das Team zahlreiche Tormöglichkeiten und die große Chance, seine Fans mit dem Sprung auf den ersten Tabellenplatz der Zweiten Liga zu beglücken.

St.-Pauli-Profis bleiben zuversichtlich

So aber sortiert sich St. Pauli nach seiner vierten Saisonniederlage aber auch wieder knapp hinter dem HSV ein, der als einziges von allen Teams der Top fünf am Wochenende gewinnen konnte. „Die Chance, auf Platz eins zu klettern, hat bei uns keine große Rolle gespielt. Wir wissen, dass wir uns trotz der Niederlage im oberen Bereich der Tabelle festsetzen können. Erst am Ende wird die Ente fett“, sagte Mittelfeldspieler Marvin Knoll in gewohnter Art.

Auch seine Kollegen gaben sich nach der Niederlage kaum niedergeschlagen, sondern zeigten sich zuversichtlich, dass sie sich weiter in einer spielerisch positiven Entwicklung befinden und das 0:1 gegen Kiel nur ein Ausrutscher war. „Die Mannschaft ist so gefestigt, das wird keinen Knick geben. Jetzt starten wir eben eine neue Serie“, sagte Knoll weiter.

Schon vor dem Spiel gegen Kiel hatte Trainer Markus Kauczinski gesagt, dass sich die wahre Qualität der Mannschaft daran zeigen werde, wie sie mit einer Niederlage umgeht. Dies möge, so hatte er hinzugefügt, noch lange auf sich warten lassen. Das tat es nun aber nicht. So werden Trainer und Spieler in dieser Woche gefordert sein, sich auf das Auswärtsspiel am kommenden Sonntag bei Arminia Bielefeld so vorzubereiten, dass dort der Erfolgsfaden der vergangenen Wochen wieder aufgenommen wird. Möglich ist dies auf jeden Fall, und zwar unabhängig davon, dass Bielefeld zuletzt vier Spiele in Folge verloren hat und auf den 14. Platz zurückgefallen ist.

Kauczinski: "Erste Halbzeit war die beste der Saison"

Die Zuversicht gründet sich vor allem darauf, dass St. Pauli gegen Kiel eine spielerisch ansprechende Leistung zeigte und es, anders als in den vergangenen Wochen, nur verpasste, eine oder zwei seiner guten Chancen zu nutzen. „Es gab zuletzt Spiele, in denen wir sogar deutlich schwächer waren als heute, die wir aber mit Glück noch gewonnen haben“, sagte treffend Innenverteidiger Christopher Avevor, der seine Erkältung noch rechtzeitig überwunden hatte.

„Die erste Halbzeit war die beste, die wir in dieser Saison gespielt haben“, konstatierte Trainer Kauczinski. „Aber so ist der Fußball. Wir haben schon schlechtere Spiele gemacht und gewonnen, heute haben wir besser gespielt und verloren.“ Er zählte dabei die Torchancen von Sami Allagui, Richard Neudecker, Daniel Buballa und Mats Möller Daehli auf, die allesamt vergeben wurden. „Man braucht auch ein bisschen Matchglück“, sagte Knoll. Dieses war bei den jüngsten vier Siegen durchweg vorhanden, jetzt schien es aufgebraucht zu sein.

Kieler Siegtor fiel eher zufällig

Dazu passte auch die Szene, in der Kiels Torwart Kenneth Kronholm größte Probleme hatte, einen abgefälschten Ball, der in hohem Bogen auf sein Tor flog, zu entschärfen. Als er den Ball schließlich in Händen hielt, stand er mit einem Fuß hinter der Torlinie (siehe großes Foto). Ob der Ball die Linie dabei auch in vollem Umfang überquert hatte, blieb angesichts der in der Zweiten Liga fehlenden Torlinientechnik offen. Schiedsrichter Bastian Dankert entschied auf kein Tor. Ins Bild dieses Tages passte auch , dass Sami Allagui zwei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit den Ball mit einem Heber über Kronholm nichts ins Tor sondern nur auf die Latte setzte.

Auch das Kieler Siegtor (59. Minute) durch Janni Luca Serra, das durch eine unglücklich abgefälschte Flanke von Jannik Dehm ermöglicht wurde, wäre in einem der vorherigen Spiele wohl nicht gefallen. Unverdient war dieser Treffer für die ebenfalls starken Kieler zu diesem Zeitpunkt allerdings auch nicht. Schließlich hatte zuvor David Kinsombi an die Latte geschossen.