Hamburg. Mit einem Sieg beim MSV Duisburg hätte das Team nur noch einen Punkt Rückstand auf Spitzenreiter Köln.

Eine Bustour zur „Schauinsland Reisen Arena“ klingt ein bisschen nach Kaffeefahrt mit anschließender Verkaufsveranstaltung. Wenn die Fußballprofis des FC St. Pauli am frühen Sonntagnachmittag allerdings mit einer solchen mentalen Einstellung in ihren Teambus gestiegen sind, könnte es an diesem Montagabend (20.30 Uhr, Sky live und Liveticker abendblatt.de) ein böses Erwachen geben. Der MSV Duisburg erwartet in eben jenem Stadion mit dem sehr speziellen Sponsornamen den FC St. Pauli zum ersten Heimspiel unter seinem neuen Cheftrainer Torsten Lieberknecht. „Da werden die Funken sprühen“, ahnt St. Paulis Coach Markus Kauczinski. „Dazu wollen wir unseren Teil beitragen.“

Mit Selbstvertrauen können beide Mannschaften ins Spiel gehen. Dies wirkt bei den Duisburgern, die mit erst fünf Punkten Vorletzter der Tabelle sind, auf den ersten Blick etwas verblüffend. Tatsache aber ist, dass Lieberknecht vor zwei Wochen in seinem ersten Spiel als Duisburger Trainer der bestmögliche Einstand gelungen war. Das zuvor in acht Spielen sieglose Team gewann als Ligaschlusslicht ausgerechnet sein Auswärtsspiel beim Tabellenführer 1. FC Köln mit 2:1. „Der Sieg in Köln hat uns ein Stück weit befreit und tut gut. Jetzt müssen wir aber nachlegen, den Anschluss schaffen und die letzten Erlebnisse vergessen machen.“, sagte jetzt Duisburgs Abwehrchef Gerrit Nauber.

Anderes Bewusstsein durch die Erfolge

Die St. Paulianer beziehen derweil ihr Selbstvertrauen aus den jüngsten vier Spielen, in denen sie zehn Punkte ergatterten. Dreimal gewann das Team dabei durch Tore in der Schlussphase. „Für uns ist wichtig zu wissen, dass wir bis zum Ende gefährlich sein können. Wir können auch in den letzten Minuten noch ein Spiel drehen.“, sagte dazu am Sonntag Trainer Kauczinski.

Er weiß aber auch, dass sein Team in den vergangenen vier Spielen keineswegs durchweg überzeugend gespielt hat. „Wir müssen lernen, unser Spiel durchzuziehen“, sagt er daher immer wieder. Zuletzt beim 3:1 gegen den SV Sandhausen zeigte das Team nur rund 20 Minuten lang eine gute Vorstellung, die folgerichtig mit der 1:0-Führung belohnt wurde. Danach wusste man offenbar nicht so recht, wie man mit dieser eigentlich positiven Situation umgehen sollte und wurde immer passiver. Erst der Ausgleich in der zweiten Halbzeit sorgte wieder für eine Steigerung. „Vielleicht war es da so, dass das Team nur etwas verteidigen wollte und Angst hatte, etwas zu verlieren, anstatt den Mut zu haben, mehr zu wollen“, vermutete jetzt Kauczinski. Mit den Erfolgen aber könne jetzt auch ein anderes Bewusstsein wachsen.

Chance, am HSV vorbeizuziehen

Seit Sonntagnachmittag gibt es für die St. Paulianer noch eine zusätzliche Motivation. Während das Team im Mannschaftsbus Richtung Ruhrgebiet rollte, verpasste der HSV ebenso einen Heimsieg gegen den VfL Bochum wie Union Berlin einen Erfolg beim SC Paderborn. Mithin hat St. Pauli heute Abend die große Chance, mit einem Sieg in der Tabelle der Zweiten Liga am HSV und an Union Berlin vorbei- und mit dem Zweiten Greuther Fürth nach Punkten gleichzuziehen. Tabellenführer 1. FC Köln wäre dann nur noch einen Punkt besser. „Wir sind heiß darauf, unsere positive Serie auszubauen und uns dort, wo wir stehen, festzubeißen“, sagt Kauczinski.

Ist dieses Match in Duisburg also wegweisend für den FC St. Pauli, ob sich das Team in dieser Saison in der Spitzengruppe der Liga etablieren wird oder letztlich doch nur Mittelmaß ist? „Ich weiß nicht, ob sich das an diesem Spiel entscheidet. Wenn man in Duisburg verliert und die nächsten drei Spiele gewinnt, ist man auch wieder dabei“, sagte Kauczinski dazu. „Am Ende wird es der lange Atem sein. Dann werden es wieder sechs bis sieben Punkte sein, die den Dritten vom Zwölften trennen. Das ist dann der Ausgang von nur zwei, drei Spielen.“

Abstimmung in der Defensive

Bereits am Sonntagmorgen verriet Kauczinski, dass sein 18-Mann-Kader für das Spiel in Duisburgmit dem aus dem jüngsten Match gegen Sandhausen identisch sein wird. Dazu wird er auch im Tor, in der Abwehr und im zentral-defensiven Mittelfeld aller Voraussicht keine Veränderungen zu den vergangenen Spielen vornehmen. Umso interessanter wird aber die Besetzung der Offensive sein, in der zuletzt Dimitrios Diamantakos als Mittelstürmer erste Wahl war. Henk Veerman und Sami
Allagui aber wurden gegen Sandhausen eingewechselt und sorgten für das vorentscheidende 2:1. Im Testspiel gegen Altona 93 (5:0) vier Tage später durfte das Duo von Beginn an auf das Feld. „Ich mache mir Gedanken über diese Variante. Das ist eine Alternative geworden. Offensiv harmonieren die beiden gut miteinander, aber es gehört auch eine Abstimmung dazu, was die Defensive angeht“, sagte Kauczinski am Sonntag vor der Bustour gen Westen.

MSV Duisburg: Mesenhöler – Wiegel, Bomheuer, Nauber, Wolze – Fröde – Oliveira Souza, Schnellhardt – Tashchy – Engin, Iljucentko. FC St. Pauli: Himmelmann – Dudziak, Ziereis, Avevor, Buballa – Flum, Knoll – Buchtmann – Miyaichi, Veerman, Allagui.
Schiedsrichter: Müller (Löchgau).