Hamburg. Kiezclub verleiht Torwarttalent nun doch nicht an einen Drittligisten. Der Plan war, Spielpraxis auf höherem Niveau zu sammeln.
Noch länger als drei Monate läuft die Sommer-Transferperiode im Profi-Fußball, daher ist es nicht verwunderlich, dass auch beim FC St. Pauli der Kader für die kommende Zweitligasaison längst nicht vollständig feststeht. Sportchef Uwe Stöver sucht noch Verstärkungen für das Mittelfeld und den Angriff. Dazu ist er bemüht, neue Clubs für den einen oder anderen Spieler zu suchen, obwohl dieser noch einen Vertrag beim Millerntor-Club besitzt.
Nur in einem Mannschaftsteil herrscht Klarheit. „Unsere drei Torhüter für die neue Saison sind Robin Himmelmann, Philipp Heerwagen und Svend Brodersen“, sagte Uwe Stöver jetzt dem Abendblatt. Es sind also genau jene drei Keeper, die auch schon in den vergangenen Spielzeiten das Trio bei St. Pauli gebildet haben. Und doch liegt diesem Statement von Uwe Stöver ein Sinneswandel zugrunde. Ursprünglich war nämlich geplant, dass Torwarttalent Svend Brodersen (21) in der neuen Saison auf Leihbasis zu einem Drittligaclub wechselt, um dort Spielpraxis auf einem höheren Niveau zu sammeln.
Gute Voraussetzungen bei Svend
Bisher spielte der gebürtige Hamburger regelmäßig in St. Paulis U-23-Mannschaft in der Regionalliga Nord. „Svend bringt alles mit für einen guten Bundesliga-Torwart“, sagte St. Paulis Torwarttrainer Mathias Hain, nachdem sein Schützling im vergangenen September erstmals in die deutsche U-21-Nationalmannschaft berufen worden war.
„Wir sind mit seiner sportlichen Entwicklung sehr zufrieden“, sagte jetzt Uwe Stöver über Brodersen. Könnte das ein Hinweis darauf sein, dass St. Paulis sportliche Führung Brodersen schon jetzt zutraut, mehr als nur die Nummer drei im Tor zu sein? „Das wird eine Entscheidung der Trainer sein“, sagt Stöver vielsagend. Außerdem komme eine Leihe zu einem anderen Club derzeit auch nicht in Betracht, weil Brodersens Vertrag in einem Jahr ausläuft und er danach ablösefrei wäre. Anders gesagt: Ein Leihgeschäft wäre erst denkbar, wenn Brodersen seinen Kontrakt beim FC St. Pauli vorzeitig verlängert.
Vor geraumer Zeit hätte es dem Vernehmen nach eine Gesprächsrunde mit allen Beteiligten zu diesem Thema geben sollen, die allerdings auch aufgrund der akuten Abstiegsgefahr des Clubs nicht zustande kam. Zudem ist Brodersen selbst offenbar auch nicht hundertprozentig davon überzeugt, dass ein Leihgeschäft die beste Lösung für ihn wäre. Die Sorge, sich wie ein Objekt zu fühlen, ohne zu wissen, wie es weitergeht, ist nachvollziehbar. So wird er vom Trainingsauftakt am 25. Juni an versuchen, sich zu profilieren, um mehr als die Nummer drei zu sein.
Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) wird am 29. Juni die Spielpläne für die neue Saison in der Ersten und Zweiten Liga bekannt gegeben.