Hamburg. „Ich wollte mit St. Pauli aufsteigen“, sagt der Abwehrchef vor seinem letzten Punktspiel für den Hamburger Zweitligisten.

Hier noch ein Autogramm, dort ein Foto mit zwei jungen Fans und noch ein Plausch mit einem der bekannten Trainingskiebitze – dann verschwand Lasse Sobiech zum letzten Mal nach einer öffentlichen Übungseinheit im Kabinentrakt des Leistungszentrums des FC St. Pauli. Der 27 Jahre alte Verteidiger wird nach insgesamt fünf Jahren den Stadtteilclub verlassen und zum 1. FC Köln wechseln.

Zuvor wird er an diesem Sonntag (15.30 Uhr, Sky und Liveticker bei abendblatt.de) ein letztes Mal in einem Pflichtspiel das Team des FC St. Pauli auf das Feld führen – als Stellvertreter des verletzten Kapitäns Bernd Nehrig. Im Spiel beim MSV Duisburg geht es für ihn und sein Team nach der erfolgreichen Rettung vor dem Abstieg am vergangenen Sonntag, sich mit einem Erfolgserlebnis aus der Saison zu verabschieden. „Es wird keine Experimente und keine Geschenke geben. Dafür ist das Spiel zu wichtig“, sagt St. Paulis Trainer Markus Kauczinski.

Kauczinski: „Er ist ein guter Typ“

„Es ist ein großer Unterschied, ob man eine Saison als Siebter oder 14. beendet“, pflichtet ihm Sportchef Uwe Stöver bei. Dies gelte sowohl in mentaler Hinsicht mit Blick auf die kommende Saison als auch in Bezug auf die für die Vergabe der Fernsehgelder maßgebliche Fünf-Jahres-Wertung. Ein einziger Platz Unterschied in dieser TV-Tabelle könne schon einen hohen sechsstelligen oder sogar niedrigen siebenstelligen Betrag ausmachen. „Zudem nimmt man diese Platzierung ja fünf Jahre lang mit“, erläutert Stöver.

Auch wenn St. Paulis künftige Einnahmen Sobiech ziemlich egal sein können, ist gerade er frei von jedem Verdacht, er werde sich jetzt nicht mehr richtig ins Zeug legen. „Lasse hat sich, auch wenn er angeschlagen war, immer zur Verfügung gestellt“, sagte am Freitag Markus Kauczinski. „Ich bin traurig, dass er uns verlässt. Er ist ein guter Typ, ein guter Charakter. Als Trainer konnte ich ihm Dinge anvertrauen, die er dann in die Mannschaft getragen hat. Lasse ist jemand, der andere mitziehen kann, und hatte aufgrund dieser Eigenschaften einen ganz besonderen Stellenwert bei uns“, sagte St. Paulis Cheftrainer weiter.

Bester Innenverteidiger der Zweiten Liga

In der Saison 2011/12 sowie von Sommer 2014 bis jetzt spielte Lasse Sobiech am Millerntor. „Als ich zuletzt meinen Vertrag hier verlängert habe, hatte ich ein großes Ziel. Ich wollte mit St. Pauli in die Bundesliga aufsteigen“, sagte er am Freitag im Rückblick auf seine Jahre beim Kiezclub. Dabei schwang auch Wehmut in diesen Sätzen mit. Zweimal (2012 und 2016) verpasste das Team als Vierter dieses Ziel relativ knapp, die anderen drei Spielzeiten mit ihm waren vom nervenaufreibenden Kampf gegen den Abstieg geprägt. In solchen Phasen, das gibt Sobiech offen zu, haben auch seine Freundin und die Familie seinen Frust zu spüren bekommen. Er sei jemand, der die sportliche Situation nicht einfach abstreifen könne, wenn er die Trainingsanlage verlässt. „Ich nehme es in die Freizeit mit“, sagt er.

So wird Lasse Sobiech den FC St. Pauli als seit Jahren konstanter und daher auch bester Innenverteidiger der Zweiten Liga verlassen, aber eben auch als ein Unvollendeter. Einen triftigen Grund, warum der Millerntorclub trotz sehr guter Grundvoraussetzungen zu oft sportlich unter seinen Möglichkeiten bleibt, kann auch er nicht nennen. „Jetzt will ich das Ziel noch einmal angehen, etwas Neues kennenlernen und andere Erfahrungen sammeln“, sagt er. Dass er sich bei seinem neuen Club erst wieder einen Stammplatz erkämpfen muss, sieht Sobiech eher als Reiz denn als großen Nachteil an. Und er beteuert noch einmal glaubhaft: „Um Geld ist es bei meiner Entscheidung nicht gegangen. St. Pauli hat sich in dieser Hinsicht auch sehr bemüht.“

Interesse an Neudecker

Unterdessen hat St. Paulis Mittelfeldspieler Richard Neudecker (21) nach seiner starken Rückserie offenbar das Interesse von mindestens zwei Bundesligaclubs geweckt. Vor allem Mainz 05 soll laut des Internetportals „Liga-zwei.de“ um den vielseitig verwendbaren Linksfuß buhlen. Neudeckers Vertrag läuft im Sommer 2019 aus. Der Oberbayer spielt auch in den Zukunftsplanungen St. Paulis eine wichtige Rolle.

MSV Duisburg: Flekken – Wiegel, Bomheuer, Nauber, Wolze – Fröde, Schnellhardt – Oliveira Souza, Stoppelkamp – Tashchy, Iljutcenko.

FC St. Pauli: Himmelmann – Koglin, Sobiech, Avevor, Buballa – Park, Dudziak – Kalla, Möller Daehli, Neudecker – Diamantakos.

Schiedsrichter: Aytekin (Oberasbach).