Hamburg. Bernd Nehrig hat die Gespräche um eine Verlängerung abgebrochen, Lasse Sobiech wartet die sportliche Entwicklung ab.

Verliert der FC St. Pauli im kommenden Sommer gleich seine beiden Kapitäne, also neben Stellvertreter Lasse Sobiech auch den Spielführer Nummer eins, Bernd Nehrig? Am Montag wurde bekannt, dass die zwischen Mittelfeldspieler Nehrig und der Vereinsführung bereits geführten Gespräche über eine Fortsetzung der Zusammenarbeit bisher zu keinem Ergebnis geführt haben. „Wir sind nicht zusammengekommen. Die Gespräche liegen jetzt erst einmal auf Eis“, verriet Nehrig am Montag.

Diese Entwicklung ist einigermaßen überraschend, gilt Kämpfertyp Nehrig doch seit längerer Zeit als Führungsspieler und Autorität innerhalb der Mannschaft sowie sportlich als feste Größe im defensiven Mittelfeld. Erst im vergangenen Sommer hatte sich der damals gerade vom Co- und Cheftrainer beförderte Olaf Janßen etwas überraschend für Nehrig als Kapitän und damit als Nachfolger des zu Dynamo Dresden gewechselten Sören Gonther entschieden, der zuvor drei Jahre lang die Binde getragen hatte. Insider hatten erwartet, dass der damals schon als Stellvertreter fungierende Abwehrchef Lasse Sobiech mit der Aufgabe betraut wird. Janßen aber wollte offenbar seine besondere Wertschätzung für Nehrig als Leader herausstreichen.

Janßen auf einer Linie mit Lienen

Janßen lag damit ganz auf einer Linie mit seinem Vorgänger Ewald Lienen. Dieser hatte sich schon bei seinem Amtsantritt im Dezember 2014 verwundert gezeigt, dass Nehrig bei den vorherigen Trainern Roland Vrabec und Thomas Meggle kein so hohes Ansehen hatte. Bevor Lienen kam, standen die Zeichen auf Trennung. „Ohne Ewald Lienen wäre ich längst nicht mehr hier“, hatte Nehrig, der ein Freund klarer Worte ist, einmal gesagt. Schon für die vergangene Saison aber hatte der 31 Jahre alte Nehrig nur einen Ein-Jahres-Vertrag erhalten, der sich aber automatisch bei einer Mindestzahl von Einsätzen verlängerte. Dies war für ihn kein Problem, da er in 30 der insgesamt 34 Ligaspiele mitwirkte, also eine echte Stammkraft war.

In der aktuellen Saison war er in 16 von 18 Spielen dabei. Dennoch gehen die Vorstellungen über den Inhalt eines neuen Vertrages derzeit offenbar noch weit auseinander. Neben dem Gehalt dürfte auch die Laufzeit eine entscheidende Rolle dabei spielen. Dass er grundsätzlich gern weiter am Millerntor spielen möchte, hat der gebürtige Heidenheimer schon häufiger betont.

Ein Aufstieg könnte vieles erleichtern

Da jetzt aber mit Sportchef Uwe Stöver und Trainer Markus Kauczinski gleich zwei Führungskräfte das Sagen haben, die erst relativ kurz im Amt sind, muss sich Nehrig offenbar wieder einmal aufs Neue beweisen. „Ich werde jetzt aber nichts bewusst anders machen. Ich bin seit viereinhalb Jahren hier, da weiß jeder, wie ich spiele. Ich versuche jetzt nicht, irgendwie bis zum Saisonende zehn Tore zu schießen“, sagt Nehrig.

Anders liegt der Fall bei Lasse Sobiech. „Wir haben unser Interesse an ihm sehr deutlich gemacht und untermauert“, sagt Sportchef Stöver. Der Verein ist offenbar bereit, für eine Vertragsverlängerung mit dem überragenden Innenverteidiger der Zweiten Liga an die finanzielle Schmerzgrenze zu gehen. Doch der 26 Jahre alte Sobiech will sich derzeit nicht entscheiden. „Mich freut natürlich, dass sich der Verein so um mich bemüht. Aber ich will jetzt die Rückrunde spielen und sehen, wie der Weg hier verläuft. Dann können wir auch in drei Monaten sprechen“, sagte Sobiech. Es ist nachvollziehbar, dass es ihn reizt, sich noch einmal in der Ersten Liga zu beweisen. Ein Aufstieg St. Paulis, der im Moment noch in weiter Ferne ist, könnte vieles erleichtern.