Beim FC St. Pauli haben noch beide Torhüter Aussichten, die Nummer eins zu sein. Oder gibt es sogar eine Überraschung?
Hamburg. Wer hütet das Tor des FC St. Pauli zum Start nach der Winterpause bei Dynamo Dresden (25.1.)? Knapp anderthalb Wochen vor dem Beginn der zweiten Halbserie hat Neu-Trainer Markus Kauczinski die Torwartfrage noch nicht beantwortet. Im Wintertrainingslager im spanischen Alhaurín el Grande machte sich der 47-Jährige ein Bild von seinen erfahrenen Keepern Robin Himmelmann und Philipp Heerwagen.
Beim 1:0-Testspielsieg gegen den chinesischen Erstligisten Tianjin Quanjian am Donnerstag in Coín sollte Himmelmann über 90 Minuten im Tor stehen. Doch der 28 Jahre alte Platzhirsch musste wegen Adduktorenproblemen passen. So erhielt der nominell dritte Torwart, Svend Brodersen, eine Bewährungschance. Bei der 1:3-Niederlage gegen Bundesligist VfL Wolfsburg am vergangenen Freitag hatte wiederum Heerwagen durch einige Paraden glänzen können.
Doch auch in Spanien war eine erste Tendenz zu erkennen. „Der Trainer ist sehr zufrieden mit Robin. Er hat auch in den vergangenen beiden Ligaspielen hervorragend gehalten“, lobt St. Paulis Torwarttrainer Mathias Hain Platzhirsch Himmelmann. Er geht davon aus, dass der 28-Jährige seine Position schon im letzten Zweitligaspiel vor der Winterpause gegen Bochum (2:1) gefestigt hat. „Ohne seine Leistung hätten wir nicht gewonnen.“
Ex-Trainer Janßen wollte Torhüter wechseln
Trotzdem ist die bisherige Saisonbilanz des Schlussmanns nicht makellos. Himmelmann hat in der Hinrunde 28 Gegentore kassiert – 13 davon allein in den vergangenen vier Spielen. Auch wenn der Keeper häufig von seinen Vordermännern im Stich gelassen wurde, hatte Ex-Trainer Olaf Janßen unmittelbar vor seiner Beurlaubung Anfang Dezember einen Ausscheidungskampf ausgerufen, der ausdrücklich auch für die Torwartposition galt. Der 34 Jahre alte Philipp Heerwagen hatte damit erstmals in dieser Saison eine realistische Chance, ins Tor zurückzukehren.
Bereits in der vergangenen Saison hatte es noch unter Trainer Ewald Lienen einen Torwartwechsel gegeben, als sich Himmelmann verletzte und sein Stellvertreter Heerwagen, der auch nach Himmelsmanns Genesung im Tor blieb, großen Anteil am Aufschwung und geglückten Klassenerhalt hatte.
Hain: Charakter wird den Ausschlag geben
Im Sommer entschied sich Lienens Nachfolger Janßen wieder für Himmelmann. „Natürlich gibt es auf der Torwartposition immer einen Zweikampf – oder sogar einen Dreikampf“, sagt Hain und bringt die Nummer drei Brodersen ins Spiel. Der 20 Jahre alte Nachwuchskeeper stand im vergangenen Jahr bei der U-20-Weltmeisterschaft in Südkorea für Deutschland zwischen den Pfosten. „Das ist ein Beweis für seine Qualität. Auch in der Liga könnte ihn der Trainer locker aufstellen“, sagt Hain.
Was die sportlichen Leistungen der Torhüter des FC St. Pauli betrifft, gebe es keine großen Unterschiede, meint Hain, der selbst acht Jahre lang den Kasten von Arminia Bielefeld hütete, ehe er 2011 nach drei Jahren beim FC St. Pauli seine Karriere beendete und hier Torwarttrainer wurde. „Es ist oft eine Charakterfrage“, sagt er. Himmelmann sei eher introvertiert, aber sehr fokussiert auf dem Platz. Heerwagen zeichne aus, dass er ein „erfahrener Bock“ sei. Hain: „Er kann Drucksituationen gut wegstecken.“ Und Druck hat St. Pauli in der Rückrunde allemal.