Hamburg. Nur fünf von 17 Matches zu Hause gewonnen. Heute Abend will der Verein im Spiel gegen Dynamo Dresden eine alte Qualität neu beleben.

Die äußeren Umstände könnten nicht besser sein. Ein lauer Sommerabend, ein perfekter Rasen, ein fast ausverkauftes Millerntor-Stadion und dazu zwei Mannschaften, die ihre ersten Punktspiele der neuen Zweitligasaison gewonnen und dabei ihre Ambitionen unterstrichen haben. Es ist alles angerichtet für ein Fußballfest, wenn an diesem Montag (20.30 Uhr, Sky live und Liveticker abendblatt.de) der FC St. Pauli gegen Dynamo Dresden antritt.

Es ist zudem das erste Zweitliga-Heimspiel für Olaf Janßen in seiner neuen Funktion als Cheftrainer des FC St. Pauli. Bei den jüngsten Testspielen gegen Werder Bremen und Stoke City hatte er schon einen Vorgeschmack davon bekommen, dass er von den Fans mit viel Wohlwollen empfangen wird. Gleichzeitig aber setzen die Anhänger in ihn auch die Erwartung, dass sich das St.-Pauli-Team endlich wieder zu einer Heimmacht entwickelt, die die Gegner mit Willen und Entschlossenheit, aber vor allem auch mit spielerischen Finessen beeindruckt.

Punkte auswärts gesammelt

Daran hatte es in den vergangenen Jahren doch allzu oft gemangelt. So war St. Pauli in der vergangenen Saison neben Fortuna Düsseldorf sogar der einzige Club, der auswärts mehr Punkte (23) erzielte als im eigenen Stadion (22). Selbst in der beeindruckenden Rückrunde der vergangenen Saison mit 34 Punkten aus 17 Spielen war die Heimbilanz mit vier Siegen und insgesamt 15 Punkten aus neun Spielen nur durchschnittlich. Die entscheidenden Zähler für den am Ende so sicheren Klassenerhalt (Platz sieben) sammelte das Team auswärts.

Auch in der Saison davor, die auf Rang vier abgeschlossen werden konnte, verspielte die Mannschaft den möglichen Aufstieg durch ihre Heimschwäche. Sechs Spiele im Millerntor-Stadion gingen damals verloren und damit eines mehr als auf fremden Plätzen.

Eine entscheidende Ursache dafür, dass die Punktausbeute in den Heimspielen so gar nicht mit der mehr als 99-prozentigen Auslastung des Millerntor-Stadions zusammenpassen will, ist offenkundig die Motivation der jeweiligen Gegner. Immer wieder betonen Spieler der Konkurrenzclubs, wie sehr sie sich auf die Matches am Millerntor freuen und diese genießen.

Kein Patentrezept

Dies bestätigt auch Aziz Bouhaddouz. Der Torjäger des FC St. Pauli hatte, bevor er im vergangenen Sommer nach Hamburg wechselte, im Oktober 2015 mit Sandhausen 3:1 am Millerntor gewonnen und dabei ein Tor erzielt. „Ich war immer gern hier“, sagt er.

Jetzt versucht er, seinen Teil dazu beizutragen, dass sich in die Vorfreude der Kontrahenten in dieser Saison auch Respekt und Furcht vor einer Niederlage mischen werden. „Wir müssen die Gegner von Beginn an richtig beackern. Sie müssen von der ersten Minute an spüren, dass es hier nichts zu holen gibt“, sagt Bouhaddouz. „Das war in den letzten Jahren ein kleines Manko von St. Pauli. Aber wir haben aus Fehlern gelernt. Ich bin überzeugt, dass wir es jetzt besser machen und unseren Fans häufiger drei Punkte in den Heimspielen schenken werden.“

Auch der neue Cheftrainer Olaf Janßen weiß um die Problematik, kennt aber kein Patentrezept, diese umgehend abzustellen. Überhaupt will er nicht in längeren Zeiträumen denken. „Auch in diesem Punkt sind wir gut beraten, wenn wir uns immer nur auf das nächste Spiel fokussieren. Letztlich darf es für uns gar keine große Rolle spielen, ob wir zu Hause oder auswärts spielen“, sagte er am Sonntag. Und weiter: „Für jeden Spieler kann es doch auch gar nichts Schöneres geben, als nach einem Sieg die Ehrenrunde vor einem vollen Stadion zu drehen. Das muss Motivation genug sein.“

Für Janßen ist das Spiel gegen Dresden angesichts des Gegners ohnehin mit besonderen Gefühlen verbunden. „Ich habe mich dort sehr wohlgefühlt, auch wenn wir am Ende abgestiegen sind. Die Zeit als Trainer dort hat mich geprägt“, sagte St. Paulis Coach am Sonntag mit Blick auf seine Amtszeit bei Dynamo in der Saison 2013/14.

Trotz Entlassung Freundschaft mit Neuhaus

Hinzu kommt, dass Janßen mit Dresdens Trainer Uwe Neuhaus aus deren gemeinsamer Zeit bei Rot-Weiss Essen in den Jahren 2005 und 2006 eng befreundet ist. Janßen war damals Sportchef beim Ruhrpottclub, Neuhaus Trainer. „Ich habe ihn damals entlassen. Trotzdem sind wir noch Freunde“, erzählte Janßen jetzt. Ein Rauswurf droht Neuhaus diesmal nicht – selbst bei einem Heimsieg des FC St. Pauli.

FC St. Pauli: Himmelmann – Kalla, Sobiech, Hornschuh, Buballa – Nehrig, Buchtmann – Sobota, Möller Daehli – Allagui, Bouhaddouz. Dynamo Dresden: Schwäbe – Kreuzer, Müller, Gonther, Heise – Konrad – Benatelli, Lambertz – Möschl, Berko – Markkanen. Schiedsrichter: Guido Winkmann (Kerken).