Hamburg. St. Paulis Trainer lobt nach dem 1:0 in Bochum die spielerische Qualität. Zugleich mahnt er, bescheiden zu bleiben.
„Zum Glück werden wir nicht Tabellenführer sein“, sagte St. Paulis Trainer Olaf Janßen am späten Freitagabend, nachdem er den zuvor erkämpften und vor allem herausgespielten 1:0-Sieg seiner Mannschaft beim VfL Bochum noch einmal hatte Revue passieren lassen. Zu diesem Zeitpunkt stand sein Team zwar ganz vorn, doch nachdem am Sonnabend und Sonntag fast alle anderen Teams ihre Spiele absolviert hatten, sortierten sich die Kiezkicker auf dem geteilten dritten Rang ein.
Sorge vor überzogener Euphorie
Janßens Angst vor Platz eins hat seinen Grund offenbar vor allem in der Sorge, es könnte viel zu früh in der Saison eine überzogene Euphorie entstehen. Allerdings räumte der Trainer selbst ein, davon überrascht gewesen zu sein, welche spielerische Qualität sein Team insbesondere in der ersten Halbzeit an den Tag gelegt hatte – und das gegen ein hoch motiviertes Bochumer Team. „Dass wir in der Regel nicht den langen Ball gebraucht haben, um uns zu befreien, sondern uns herausgespielt und das Spiel verlagert haben, hatte ich in dieser Form nicht erwartet. Das war herausragend“, sagte Janßen.
Es war ein Indiz für die Qualität der aktuellen St.-Pauli-Mannschaft, dass sie zu einem Zeitpunkt in Führung ging, als der Gegner nach der Halbzeitpause erheblichen Druck ausübte und eher selbst vor einem Torerfolg zu stehen schien.
Lob an Sami Allagui
„Wir haben uns sehr intensiv bewusst zu machen, dass jede Sekunde in den 90 Minuten die entscheidende sein kann – und zwar egal, in welcher Lage man gerade ist“, sagte Trainer Janßen dazu. Mittelfeldspieler Christopher Buchtmann hatte den ersten guten Konter der zweiten Halbzeit mit einem Flachschuss ins Bochumer Tor abgeschlossen. „Sami hat mir den Ball so ideal aufgelegt, dass ich ihn direkt in die Ecke schießen konnte“, lobte Buchtmann Neuzugang Sami Allagui. „Das Wichtigste ist aber, dass wir als Mannschaft funktionieren.“
„Es ist ein Geschenk, dass die Truppe so harmoniert und so leistungsbereit ist. Sie haben alle Lust auf Leistung, egal ob im Training oder Spiel. Sie haben auch vor nichts Angst“, fand Janßen nach dem Auftaktsieg in Bochum auch noch lobende Worte grundsätzlicher Art für sein Team.
Seltener Sieg zum Saisonstart
Mit dem Sieg im Ruhrstadion hat St. Pauli jetzt drei Punkte mehr auf dem Konto als in der vergangenen Saison nach den ersten drei Spielen. Mehr noch: Einen Sieg zum Saisonstart hatte es für die Mannschaft vom Millerntor zuletzt im Juli 2013 gegeben, als sie 1860 München ebenfalls mit 1:0 bezwang. Einziger Akteur, der damals und jetzt in St. Paulis Startelf stand, ist Bernd Nehrig.
Als neuer Kapitän spielte und kämpfte der 30-Jährige jetzt bis zur völligen Erschöpfung. „Es bringt nichts, jetzt diesen einen Sieg als Anlass zu nehmen, um irgendwelche utopischen Ziele herauszuhauen“, mahnte der zentrale Mittelfeldspieler, der in Bochum nahtlos an seine starken Vorstellungen in der Vorbereitung angeknüpft hatte. „Wir haben aus der Rückserie der vergangenen Saison viel Selbstvertrauen mit in die neue Saison genommen. Wir haben gelernt, im Spiel auch negative Dinge zu akzeptieren und trotzdem einen kühlen Kopf zu bewahren. So haben wir es diesmal auch hingenommen, dass wir in der überlegenen ersten Halbzeit kein Tor erzielt haben“, beschrieb Nehrig die mentale Qualität des Teams.
Steiniger Weg
„Das Wichtigste wird jetzt sein, bescheiden zu bleiben. Wir wissen, was wir an uns haben. Wir wissen aber auch, dass auf unserem Weg noch viele Steine liegen werden“, mahnte Trainer Janßen.
Bevor am 7. August zum ersten Heimspiel Dynamo Dresden der nächste große Stein auf dem St.-Pauli-Weg sein, wird, kommt an diesem Dienstag (18.30 Uhr) das englische Premier-League-Team von Stoke City im Rahmen der Kooperation beider Clubs ans Millerntor. „Das Spiel passt sehr gut. Da können wir einiges üben, was jetzt nicht gut funktioniert hat“, sagte Nehrig.