Bochum. Traumstart für den FC St. Pauli: Die Hamburger gewannen unter ihrem neuen Trainer Olaf Janßen zum Saisonauftakt beim VfL Bochum 1:0.

Besser hätten der FC St. Pauli und der neue Trainer Olaf Janßen nicht in die neue Saison der Zweiten Liga starten können. Mit einem verdienten 1:0-Sieg beim stark eingeschätzten VfL Bochum krönten die Hamburger eine vor allem in der ersten Halbzeit sehr überzeugenden Leistung. Am Ende zahlte sich auch die Cleverness und Kampfstärke in der Defensive aus. Umjubelter Torschütze war Mittelfeldspieler Christopher Buchtmann, der in eine Bochumer Druckphase hinein den entscheidenden Treffer erzielte.

In seinem ersten Pflichtspiel als Cheftrainer des FC St. Pauli hatte sich Olaf Janßen für Routinier Jan-Philipp Kalla (30) als rechten Außenverteidiger anstelle des von der Werder Bremen ausgeliehenen Luca Zander (21) entschieden. Ansonsten schickte er die Elf ins Rennen, die am vergangenen Sonnabend im letzten Testspiel das Bundesligateam des SV Werder Bremen mit 2:1 bezwungen hatte. Im Tor feierte damit Robin Himmelmann sein Zweitliga-Comeback seit dem 2. Dezember vergangenen Jahres, als er im Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern mit einem Muskelfaserriss im Hüftbereich hatte ausgewechselt werden müssen. Im offensiven Mittelfeld bekam der Norweger Mats Möller-Daehli den Vorzug vor Cenk Sahin.

Aus der Überlegenheit schlug St. Pauli kein Kapital

Bevor Schiedsrichter Bastian Dankert aus Rostock das Spiel anpfeifen konnte, gab es unter den lauten Pfiffen der Fans beider Mannschaften eine kurze Eröffnungszeremonie, bei der auf dem Spielfeld Transparente mit den Logos der 18 Zweitligaclubs präsentiert worden.

„Wir müssen damit rechnen, dass wir kräftig durchgeschüttelt werden“, hatte Janßen vor dem Spiel gesagt. In den ersten 25 Minuten allerdings beeindruckten vielmehr die St. Paulianer mit einem hoch engagierten, aber auch spielerisch überzeugenden Auftritt. Einziges, aber entscheidendes Manko: aus der Überlegenheit gegen die sichtlich überraschten Bochumer schlug St. Pauli kein Kapital. Dabei gab es einige Gelegenheiten. Schon in der dritten Minute scheiterte der neue Kapitän Bernd Nehrig nach einem mutigen Alleingang an VfL-Torwart Manuel Riemann. Auch bei den Schüssen von Waldemar Sobota und Christopher Buchtmann (beide 15.) bestand der Keeper die Prüfung.

St. Pauli beeindruckte mit Präsenz

Noch mehr wurde Riemann gefordert, als Sami Allagui sich rechts im Strafraum mit einem feinen Trick gegen Danilo Soares durchgesetzt hatte und gefährlich Richtung langes Eck schoss (37.). Sechs Minuten davor hatte auch St. Paulis Torwart Himmelmann das erste und einzige Mal in der ersten Halbzeit ernsthaft eingreifen und dabei gleich seine ganzes Können aufbieten müssen. Den Schuss des völlig frei vor ihm auftauchenden Thomas Eisfeld parierte der 28-Jährige mit dem Fuß.

Ansonsten beeindruckte St. Paulis Mannschaft in den ersten 45 Minuten der neuen Saison mit Präsenz, Ballsicherheit und sehenswerten Kombinationen.

Bochumer versuchten, wenigstens den Ausgleich zu erzielen

Ein völlig anderes Spiel entwickelte mit Beginn der zweiten Halbzeit, weil die Bochumer nun urplötzlich die Entschlossenheit und Offensivkraft entwickelten, die von Anfang an erwartet worden war. Nur mit Glück überstand St. Pauli zunächst die gefährlichen Aktionen, in denen die Bochumer mehrfach zu viel Freiraum hatten. So scheiterten Soares und Eisfeld nur knapp. Und auch Dimitrios Diamantakos, der Hornschuh ausspielte, fand in Himmelmann, der wiederum mit dem Fuß abwehrte (62.), seinen Meister.

In diese Drangphase hinein setzte St. Pauli einen perfekten Konter. Allagui nahm einen langen Pass von Mats Möller Daehli auf,lief einige Meter und bediente den aufgerückten Buchtmann. Dessen flacher Linksschuss schlug unten rechts im Bochumer Tor ein (65.). Die 1:0-Führung war zu diesem Zeitpunkt überraschend, aber insgesamt verdient.

Leider kein zweites Tor für St. Pauli

In der Folge versuchten die Bochumer alles, um bei ihrer Heimpremiere wenigstens den Ausglich zu erzielen. Doch insgesamt stand die St.-Pauli-Abwehr jetzt wieder stabil, dazu waren aber auch die Angriffe des VfL nicht durchdacht genug. Schließlich half es noch nicht einmal, dass Torwart Riemann mit in den St.-Pauli-Strafraum vorgerückt war.

Die St. Paulianer verpassten es nur, mit einem zweiten Tor das Spiel frühzeitig zu entscheiden. Doch das war beim Schlusspfiff auch egal. Im Regen jubelten die Kiezkicker mit ihren 3500 Fans in der Stadionkurve. Eine Szene, die sich so erst vor knapp zehn Wochen an selber Stelle nach dem 3:1-Sieg abgespielt hatte.

Die St. Pauli-Spieler in der Einzelkritik

Himmelmann: Als er nach einer halben Stunde zu ersten Mal gefordert war, reagierte er glänzend gegen Eisfeld. Das wiederholte er später, nachdem er bei Flanken zwei Unsicherheiten verraten hatte.

Kalla: Fiel nach starkem Beginn etwas ab und handelte sich früh und etwas unnötig die Gelbe Karte ein. Rettete kurz nach der Pause auf der Torlinie.

Sobiech: Ein gewohnt souverän auftretender Abwehrchef – eine ganz starke Vorstellung am Boden und in der Luft.

Hornschuh: Spielte neben Sobiech einen unauffälligen Innenverteidiger, der seinen Job weitgehend erledigte.

Buballa: Brachte einige Male sein Tempo ins Offensivspiel mit ein. In der Defensive mit wenigen Wacklern.

Buchtmann: Leitete mit Übersicht eine Reihe von Angriffen ein. Krönte sein Spiel mit dem Führungstor.

Nehrig: Starke Partie des neuen Kapitäns. Forderte im Aufbau immer wieder den Ball und traute sich viel zu.

Sobota (bis 90.): Brachte viel Dynamik auf den Rasen, war sehr wendig und somit kaum zu halten.

Zander (ab 90.): Half noch mit.

Möller Daehli (bis 81.): Der quirlige Kreativspieler spielte einige überraschende Pässe, ihm fehlte aber die Durchschlagskraft bei eigenen Schussversuchen. Leitete die Führung ein.

Choi (ab 81.): Sein Rechtsschuss hätte ein Tor verdient gehabt.

Allagui (bis 70.): Bewies auf Anhieb, dass er eine Verstärkung ist und strahlte in der Offensive immer Gefahr aus. Starke Vorarbeit zum 1:0.

Sahin (ab 70.): Brachte noch einmal Tempo ins Spiel.

Bouhaddouz: Fiel im Vergleich zu Allagui ab und vergab durch technische Schwächen gute Gelegenheiten.