Hamburg. Zwei Jahre nach seiner schweren Verletzung im linken Knie hat es diesmal das rechte Gelenk des 24 Jahre alten Japaners erwischt.
Es war 10.41 Uhr, als es auf dem Trainingsplatz des FC St. Pauli ganz still wurde. Offensivspieler Ryo Miyaichi verdrehte sich in einem Zweikampf unglücklich das Knie. Schnell bildete sich eine Spielertraube um den mit Schmerzen am Boden liegenden Japaner. Trainerpraktikant Yuki Hamano und Physiotherapeut Petros Katsares brachten den Japaner schließlich in die Kabine. Von dort aus ging es direkt in die Endo-Klinik, wo eine MRT-Untersuchung Aufschluss über die Schwere der Verletzung geben sollte.
„Wir wollen nicht spekulieren, bevor keine endgültige Diagnose vorliegt, aber es ist wohl das Knie“, sagte Trainer Olaf Janßen in der Hoffnung, dass sich die schlimmsten Befürchtungen nicht bestätigen.
Myaichi fällt wohl sechs bis acht Monate aus
Knapp Sechs Stunden später musste Janßen diese Hoffnung jedoch endgültig begraben. Miyaichi zog sich einen Riss des vorderen Kreuzbandes im rechten Knie zu. Bereits in der kommenden Woche soll der 24-Jährige beim Kniespezialisten Heinz-Jürgen Eichhorn in Straubing operiert werden. St. Pauli muss sechs bis acht Monate auf den offensiven Mittelfeldspieler verzichten. Für Miyaichi ist es bereits der zweite Kreuzbandriss in seiner Zeit in Hamburg.
Im Sommer 2015 hatte er sich im Testspiel gegen Rayo Vallecano dieselbe Verletzung im linken Knie zugezogen. Damals feierte er nach acht Monaten sein Comeback. „Es tut mir unheimlich leid für den Jungen. Wir als Mannschaft werden ihm helfen, wo es nur geht. Es ist eine sehr schwere Zeit für ihn und er braucht uns gerade jetzt“, sagte Janßen.
Vertrag bei St. Pauli läuft 2018 aus
Für den in den vergangenen Jahren immer wieder von kleineren und größeren Verletzungen heimgesuchten Japaner ist es ein Rückschlag zur Unzeit. Im kommenden Jahr läuft sein Vertrag bei St. Pauli aus. Die kommende Spielzeit wollte der ehemalige Nationalspieler nutzen, um Werbung in eigener Sache zu betreiben. Endlich mal gesund bleiben und das unbestritten große Potenzial abrufen.
In den ersten Trainingseinheiten wirkte er spritzig, ging – anders als in der Vorsaison – voll in die Zweikämpfe und hinterließ körperlich einen guten Eindruck. „Ich fühle mich auch wirklich gut und hatte einen schönen Urlaub in Japan“, sagte ein gut gelaunter Miyaichi dem Abendblatt noch in der vergangenen Woche voller Vorfreude auf die Saisonvorbereitung.
Nun der bittere Rückschlag. Die kommenden Monate werden für den sympathischen Japaner eine Probe für Körper und Seele. Reha-Einheiten fernab der Mannschaft, einsam schuften für das Comeback, wohlwissend, dass es ein Geduldsspiel wird.
Nach dem Ausfall des Offensivspielers könnte St. Pauli noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv werden. Nach Abendblatt-Informationen beobachtete der Kiezclub bereits vor der Verletzung Miyaichis den Markt für variabel einsetzbare Mittelfeldspieler. Nun bekommt die Suche nach einem neuen Allrounder eine neue Dringlichkeit.