Hamburg. Torjäger Bouhaddouz muss doch zum Afrika-Cup, Stürmer Picault wird freigestellt, fünf Profis sind nicht fit. Thy will vorneweg gehen.
Ein neuer Stürmer ist da, zwei andere sind weg – das ist in Kurzform die Bilanz, die beim FC St. Pauli zum offiziellen Trainingsauftakt des neuen Jahres zu konstatieren war. Konkret bedeutet dies: Lennart Thy, Leihgabe des SV Werder Bremen bis zum Saisonende, absolvierte am Dienstagvormittag nach gut einem halben Jahr Abwesenheit wieder ein Training mit seinen überwiegend noch bekannten Teamkollegen des Kiezclubs und zeigte sich auch danach im Gespräch voller Tatendrang, bei der Mission Klassenerhalt mitzuhelfen.
Seinen voraussichtlichen Sturmpartner Aziz Bouhaddouz aber hat Thy, wie er berichtete, nur am Montag beim Laktattest in der Jahnkampfbahn kurz begrüßen können. Tags darauf war der mit fünf Saisontreffern bisher beste Torschütze St. Paulis bereits zur Nationalmannschaft seines Heimatlands Marokko gereist. Wegen mehrerer Ausfälle in der Offensive hat Nationaltrainer Hervé Renard nun doch noch Bouhaddouz für den am 14. Januar beginnenden Afrika-Cup in Gabun nominiert.
Kommentar: Geldvernichtung mit Worten
Damit steht der 29 Jahre alte Stürmer, der an sechs der nur elf Ligatore St. Paulis beteiligt war, mindestens bis zum dritten Gruppenspiel gegen das Team des Titelverteidigers Elfenbeinküste am 24. Januar nicht zur Verfügung. Fünf Tage später bestreitet St. Pauli sein erstes Rückrundenspiel gegen den VfB Stuttgart. Da die weiteren Gegner Marokkos in der Gruppe C die Teams aus Kongo und Togo sind, wäre das Erreichen des Viertelfinales am 29. Januar keine Überraschung. Nach dem Halbfinale (1./2. Februar) finden das Spiel um Platz drei und das Finale am 4. und 5. Februar statt. Dann spielt St. Pauli bei Zweitliga-Herbstmeister Eintracht Braunschweig.
Lienen hofft noch auf Bouhaddouz
„Wir hoffen natürlich, dass Aziz in einem guten Trainingszustand und auch unverletzt zurückkehrt. Es wäre gut gewesen, wenn er die Vorbereitung mit uns absolviert hätte. Aber das müssen wir jetzt so akzeptieren“, sagte Lienen, der allerdings auch noch die kleine Hoffnung hegt, dass Bouhaddouz doch nicht ins endgültige Aufgebot Marokkos rutscht, das an diesem Mittwoch bekannt gegeben werden soll.
Während Lienen also bei Bouhaddouz eine möglichst frühe Rückkehr nach Hamburg herbeisehnt, liegt der Fall beim Stürmerkollegen Fabrice- Jean „Fafà“ Picault anders. Der 25 Jahre alte US-Amerikaner mit haitianischen Wurzeln ist vom Training freigestellt worden. „Wir haben ihm nahegelegt, sich einen anderen Verein zu suchen. Wir haben ihm die Möglichkeit gegeben, in Absprache mit seinem Berater in dieser Hinsicht tätig zu werden“, berichtete Lienen.
Lienen kritisierte Picault wiederholt
Bereits vor Weihnachten hatte St. Paulis Cheftrainer öffentlich harte Kritik an Picault wegen dessen körperlichen Zustands geübt. „Wir waren in der Hinrunde nicht zufrieden mit seiner Leistung. Er hat sehr oft nicht zur Verfügung gestanden. Dies ist auch ein Indiz für seine Belastbarkeit. Es haben sich immer wieder Dinge ergeben, die wir jetzt nicht im Detail erklären müssen“, sagte Lienen.
Lediglich sechs Einsätze, davon nur drei in der Startelf, stehen für Picault in dieser Saison zu Buche. Dabei hatte er noch im ersten Punktspiel beim VfB Stuttgart (1:2) vielversprechend aufgetrumpft und die Vorlage zum zwischenzeitlichen Führungstreffer gegeben. In der Saison zuvor war Picault auf vier Treffer und zwei Torvorlagen in 16 Spielen gekommen.
Sobiech musste unters Messer
Neben Bouhaddouz und Picault konnten am Dienstag auch Torwart Robin Himmelmann, die Innenverteidiger Lasse Sobiech und Philipp Ziereis, Mittelfeldspieler Christopher Buchtmann und Stürmer Marvin Ducksch nicht am regulären Mannschaftstraining teilnehmen. Sobiech hatte sich laut Lienen jüngst wegen einer Entzündung im Oberschenkel einem kleinen operativen Eingriff unterziehen müssen.
Bei all diesen Problemen macht immerhin Rückkehrer Lennart Thy Hoffnung. „Ich bin fit und habe richtig Lust darauf, wieder zu spielen“, sagte der 24 Jahre alte Stürmer. „Ich freue mich, hier das Gefühl zu haben, dass ich gebraucht werde. Ich bin bereit, vorneweg zu gehen.“
Dies wird auch nötig sein, um die Abstiegsplätze zu verlassen.