Hamburg. 0:2 – Ewald Lienens Wutrede war wirkungslos. Kann der Trainer dem FC St. Pauli noch Impulse geben? Polizeieinsatz vor dem Spiel.

Oh je! Da war nichts zu holen für einen überforderten FC St. Pauli. Denn das Bundesliga-Überraschungsteam Hertha BSC hat sich auf dem Kiez keine Blöße gegeben und seine Erfolgsstory auch im DFB-Pokal fortgeschrieben. Die Mannschaft von Trainer Pal Dardai zog beim Zweitliga-Schlusslicht FC St. Pauli durch ein 2:0 (1:0) ins Achtelfinale ein und kann weiter von einer Finalteilnahme im heimischen Olympiastadion träumen.

Mitchell Weiser brachte die Hertha mit einem trockenen Linksschuss in Führung (42.) und versetzte den spielerisch immer aufmüpfiger werdenden Hanseaten kurz vor dem Halbzeitpfiff einen herben Dämpfer. Nach dem Wechsel traf Valentin Stocker nach exakter Flanke von Weiser zum 2:0 (54.). Es war vor allem die höhere Effizienz, die den Unterschied zugunsten der Gäste ausmachte. "St. Pauli hatte keine Chance über die gesamten 90 Minuten", sagte Mittelfeldspieler Per Skjelbred.

St. Paulis Trainer Ewald Lienen
St. Paulis Trainer Ewald Lienen © dpa | Daniel Reinhardt

Die Wutrede von Lienen verpuffte

St. Paulis Trainer-Routinier Ewald Lienen hatte mit einer Wutrede im Vorfeld der Partie für Aufsehen gesorgt und von seinem Team gefordert, endlich füreinander einzustehen und zu "kämpfen, bis der Arzt kommt". Die Hanseaten warfen sich von Beginn an mit großer Vehemenz in die Zweikämpfe.

"Der Trainer hat was eingefordert, die Mannschaft hat es auch nach dem Rückstand weiter versucht. Es war ein ordentlicher Auftritt von uns, aber ein verdienter Sieg für Hertha", sagte Sportdirektor Thomas Meggle.

St. Pauli wackelte bei jedem ernsthaften Angriff

Hertha ließ es zunächst ziemlich gemächlich angehen und wartete auf Fehler der nervösen Gastgeber im Aufbauspiel. Die erste Gelegenheit nach schnellem Umschaltspiel bot sich Stocker, dessen Versuch per Hacke aus fünf Metern Keeper Robin Himmelmann allerdings entschärfte (13.).

Berliner
Berliner "Fans" © WITTERS | TayDucLam

Sobald die Berliner das Tempo anzogen, wackelte die Defensive der Kiezkicker um den Debütanten Brian Koglin, der den verletzten Lasse Sobiech ersetzte. Doch das Spiel des Bundesligisten war zeitweise zu statisch.

Lienen, der wild gestikulierend auf seine Mannschaft einwirkte, notierte die erste Chance des zweiten Durchgangs für sein Team. Ein Kopfball von Marc Hornschuh segelte knapp am Hertha-Tor vorbei (49.). Im Gegenzug zeigte dann Salomon Kalou seine Klasse, doch Himmelmann lenkte den Schuss des Ivorers noch an den Pfosten (50.).

Nach dem zweiten Treffer hatten die Berliner das Geschehen endgültig im Griff und konnten mit Blick auf das Bundesliga-Spitzenspiel bei 1899 Hoffenheim am Sonntag mit den Kräften haushalten.

Die Statistik

FC St. Pauli: Himmelmann - Hornschuh, Koglin, Avevor, Buballa - Nehrig, Buchtmann - Miyaichi (76. Ducksch), Sobota - Litka (60. Sahin), Choi (61. Picault)

Hertha BSC Berlin: Jarstein - Pekarik, Langkamp (63. Allan), Brooks, Plattenhardt - Skjelbred, Niklas Stark - Weiser, Stocker, Kalou (90.+1 Kurt) - Ibisevic (76. Schieber)

Schiedsrichter: Deniz Aytekin (Oberasbach)

Tore: 0:1 Weiser (42.), 0:2 Stocker (54.)

Zuschauer: 29.123

Gelbe Karten: Sobota, Nehrig - Kalou, Weiser (2)

Polizeieinsatz und Spielunterbrechung

Vor dem Spiel hatte es einen Polizeieinsatz gegeben, weil vier Rauchbomben außerhalb des Stadions gezündet wurden. Die Polizei sperrte die Straße Beim Grünen Jäger.

Rauch steigt auf über den Zuschauern am Millerntor
Rauch steigt auf über den Zuschauern am Millerntor © Daniel Schäfer

Schon in der Anfangsphase wurde dann das Spiel unterbrochen, weil Pyrotechnik im Gästeblock entzündet wurde. Erst nach einigen Minuten Unterbrechung konnte es dann weitergehen.