Hamburg. Das Comeback des Japaners war der emotionale Höhepunkt bei St. Paulis enttäuschendem 0:0 gegen Union Berlin.

Langeweile statt Spektakel. So hoch die Erwartungen an das Heimspiel des FC St. Pauli gegen den 1. FC Union Berlin waren, so enttäuschend war am Ende das, was beide Mannschaften am Freitagabend auf das Spielfeld brachten. Wenig Torchancen, dafür umso mehr Fouls, Fehlpässe und Ballverluste. Dabei konnte im Grunde auch gar kein anderes Ergebnis als ein 0:0 herauskommen. So verhinderte der FC St. Pauli zwar seine sechste Heimniederlage in dieser Saison, doch Freude darüber wollte bei den Fans nicht wirklich aufkommen. „Für den Außenstehenden war das Spiel sicher nicht vergnügungssteuerpflichtig“, sagte Innenverteidiger Lasse Sobiech. „Wir haben immerhin zu null gespielt, aber uns zu wenige Torchancen erarbeitet.“ Am Ende war eine Einwechslung der bewegendste Moment.

FC St. Pauli gegen Union Berlin

Hält auch die Unhaltbaren: Torwart Robin Himmelmann
Hält auch die Unhaltbaren: Torwart Robin Himmelmann © WITTERS | TimGroothuis
Berlins Dennis Daube (M) stand im besonderen Fokus der Partie
Berlins Dennis Daube (M) stand im besonderen Fokus der Partie © dpa | Axel Heimken
Dennis Daube spielte zehn Jahre für den FC St. Pauli
Dennis Daube spielte zehn Jahre für den FC St. Pauli © dpa | Axel Heimken
Berlins Michael Parensen (l) und St. Paulis Christopher Buchtmann kämpfen um den Ball
Berlins Michael Parensen (l) und St. Paulis Christopher Buchtmann kämpfen um den Ball © dpa | Axel Heimken
Waldemar Sobota imZweikampf mit Eroll Zejnullahu
Waldemar Sobota imZweikampf mit Eroll Zejnullahu © WITTERS | TimGroothuis
Zejnullahu im Duell mit Christopher Buchtmann
Zejnullahu im Duell mit Christopher Buchtmann © WITTERS | TimGroothuis
Viele Torchancen hatte Trainer Ewald Lienen in der ersten Halbzeit nicht zu verzeichnen
Viele Torchancen hatte Trainer Ewald Lienen in der ersten Halbzeit nicht zu verzeichnen © WITTERS | TimGroothuis
Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus leitete die Partie am Millerntor
Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus leitete die Partie am Millerntor © WITTERS | TimGroothuis
FCSt. Paulis Trainer Ewald Lienen feuert vor dem Spiel die Fans an
FCSt. Paulis Trainer Ewald Lienen feuert vor dem Spiel die Fans an © dpa | Axel Heimken
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St. Paulis Trainer Lienen hatte seine Startelf im Vergleich zum 2:0-Erfolg vor zwei Wochen beim SV Sandhausen zwangsläufig nur auf einer Position verändert. Für den gelbgesperrten Jan-Philipp Kalla lief Waldemar Sobota auf. Interessanter war, dass erstmals in dieser Saison der Japaner Ryo Miyaichi in einem Pflichtspiel im Kader stand. Ein Kreuzbandriss, den er sich im Juli vergangenen Jahres zugezogen hatte, hatte ihn monatelang außer Gefecht gesetzt. Auf der Bank fieberte er mit seinem Team und einem möglichen eigenen Einsatz entgegen.

Für die erste nennenswerte Szene aber war Sobota verantwortlich, der den Ball aus halblinker Position im Strafraum knapp über das Tor der Berliner schoss. Da waren aber bereits gut 14 Minuten gespielt, in denen sich auf dem Spielfeld kaum konstruktive Aktionen abgespielt hatten. Vor allem den St. Paulianern war anzumerken, dass sie dem Gegner auf keinen Fall zu viel Raum lassen und ihn zu Torchancen einladen wollten. Dies war ihnen zuletzt bei den Heimniederlagen gegen den SC Paderborn (3:4) und zuvor gegen den FSV Frankfurt (1:3) widerfahren. Die Tatsache, dass Union bis dato die drittbeste Offensive der Liga besaß, war ihnen Warnung genug.

Und doch brauchte das Team vom Millerntor auch Glück, um ohne Gegentor in die Halbzeitpause gehen zu können. Ausgangspunkt waren dabei jeweils Standards des Ex-St.-Paulianers Dennis Daube. Nach einem Eckball köpfte Emanuel Pogatetz nur knapp über das Tor (21. Minute). Und nach einem Freistoß in der 39. Minute wollten die rund 3000 Union-Fans schon jubeln, als Damir Kreilach höchstgefährlich auf das Tor köpfte. Doch mit einem überragenden Reflex bewahrte Torwart Robin Himmelmann vor dem drohenden Rückstand. Sieben Minuten zuvor hatte es auf der Gegenseite eine ähnliche Situation gegeben, als St. Paulis Abwehrrecke Lasse Sobiech nach einer Ecke den Ball gefährlich auf das Tor köpfte, aber Union-Schlussmann Jakub Busk den Ball noch erreichte.

Mehr spannende Szenen aber gab es in der ersten Halbzeit praktisch nicht, sodass der Unterhaltungswert der Partie höchst bescheiden war. Für die HSV-Co-Trainer Eddy Sözer und Bernhard Trares, die auf der Haupttribüne das Spiel verfolgten, kam noch hinzu, dass Union mit Bobby Wood den besten Torschützen, (14 Saisontreffer), an dem der HSV offenbar interessiert ist, nicht einsetzte.

Weil auch die zweite Halbzeit abgesehen von einer Chance für Lennart Thy (74.) lange ziemlich ereignislos vor sich hin plätscherte, war es nicht verwunderlich, dass eine Einwechslung den bis dahin größten Jubel hervorrief. In der 77. Minute kam Ryo Miyaichi auf das Spielfeld, der somit am 28. Spieltag sein Saisondebüt feiern durfte. Doch auch dem flinken Offensivspieler gelang es letztlich nicht, dem FC St. Pauli zu einem Treffer und damit zum erhofften Sieg zu verhelfen. „Das ist ein unvergesslicher Moment für mich. Ich war vor meiner Einwechslung sehr nervös. Der Trainer sagte mir, ich soll genießen und ein paar Tore schießen“, erzählte Miyaichi nach dem Spiel. Der zweite Teil klappte nicht so recht. „Ich hatte Gänsehaut, als Ryo eingewechselt wurde“, berichtete Sobiech.

Die Chance zum Siegtor hatte der fünf Minuten später eingewechselte Fafa Picault, als er in den Strafraum sprintete und versuchte, den Ball über Torwart Busk zu lupfen. Das Spielgerät aber segelte auch über die Querlatte ins Toraus. So blieb es in einem weitgehend zerfahrenen Spiel beim gerechten 0:0, das keinem der beiden Teams wirklich half. „Wir sind sicherlich nicht glücklich mit diesem Ergebnis. Wir hatten ein paar Chancen, aber mussten auch froh sein, nicht in Rückstand geraten zu sein. Daher betrachte ich es letztlich als einen gewonnenen Punkt“, fasste Lienen die Partie zusammen.