Hamburg. Er sollte im Winter verkauft werden. Danach traf ihn ein persönlicher Schicksalsschlag. Nun steht für Verhoek ein besonderes Spiel an.

Mit seinem Tor lässt John Verhoek die Aufstiegsträume des FC St. Pauli weiterleben. „Ich bin froh, dass ich auch einmal der Matchwinner bin. Das habe ich hier bei St. Pauli nicht oft erlebt“, sagte der Stürmer nach dem 1:0 des hanseatischen Fußball-Zweitligisten gegen Eintracht Braunschweig am Donnerstagabend. Trainer Ewald Lienen ergänzte: „Ich freue mich für John, dass er nach seiner schweren Zeit zweimal getroffen hat.“ Bereits am Sonntag gelang dem Niederländer das entscheidende Tor zum 2:0 beim MSV Duisburg. Dabei war der 26-Jährige in Hamburg fast schon abgeschrieben.

Verhoek ist in dieser Saison kaum über Kurzeinsätze hinausgekommen. Den Vorzug erhielt stets Sturmkollege Lennart Thy. Verhoek wurde in zumeist in der Schlussphase ins Spiel geworfen - wenn überhaupt. Torwart Robin Himmelmann weiß, dass der Kurzzeit-Arbeiter bei St. Pauli ein schweres Standing hatte: „Es ist undankbar, wenn man immer nur kurz eingewechselt wird. Aber John ist jemand, der hart arbeitet und auch unabhängig von seinem Tor viel für die Mannschaft macht. Sein Defensivverhalten ist vorbildlich, wie er zurückgeht bis zum eigenen Strafraum.“

St. Pauli gegen Braunschweig – die besten Bilder

John Verhoek packte in der 82. Minute den Hammer aus und erzielte das Tor des Tages
John Verhoek packte in der 82. Minute den Hammer aus und erzielte das Tor des Tages © Bongarts/Getty Images | Oliver Hardt
Alle wollten ihn knuddeln: John Verhoek war der umjubelte Held
Alle wollten ihn knuddeln: John Verhoek war der umjubelte Held © WITTERS | TimGroothuis
Der Ball fand allerdings nur aufgrund eines Platzfehlers den Weg ins Tor
Der Ball fand allerdings nur aufgrund eines Platzfehlers den Weg ins Tor © WITTERS | TimGroothuis
Seit feststeht, dass Verhoek im Sommer nach Heidenheim geht, ist er unersetzlich für St. Pauli
Seit feststeht, dass Verhoek im Sommer nach Heidenheim geht, ist er unersetzlich für St. Pauli © WITTERS | TimGroothuis
St. Pauli hält durch den wichtigen Sieg weiterhin Kontakt zu den Aufstiegsplätzen
St. Pauli hält durch den wichtigen Sieg weiterhin Kontakt zu den Aufstiegsplätzen © Bongarts/Getty Images | Oliver Hardt
Lennart Thy blieb erneut unsichtbar und musste nach einer Stunde vom Platz
Lennart Thy blieb erneut unsichtbar und musste nach einer Stunde vom Platz © Bongarts/Getty Images | Oliver Hardt
Himmelmann rettete in dieser Szene in höchster Not und bewahrte St. Pauli vor dem Rückstand
Himmelmann rettete in dieser Szene in höchster Not und bewahrte St. Pauli vor dem Rückstand © Bongarts/Getty Images | Oliver Hardt
Marc Rzatkowski war der Dreh- und Angelpunkt im allerdings schwachen Offensivspiel der Kiezkicker
Marc Rzatkowski war der Dreh- und Angelpunkt im allerdings schwachen Offensivspiel der Kiezkicker © WITTERS | TayDucLam
Braunschweigs Torjäger Domi Kumbela schreit seinen Frust heraus
Braunschweigs Torjäger Domi Kumbela schreit seinen Frust heraus © Bongarts/Getty Images | Oliver Hardt
Ewald Lienen vertraute erneut dem 20-jährigen Joël Keller in der Abwehr, der eigentlich in der zweiten Mannschaft der Kiezkicker spielt
Ewald Lienen vertraute erneut dem 20-jährigen Joël Keller in der Abwehr, der eigentlich in der zweiten Mannschaft der Kiezkicker spielt © Bongarts/Getty Images | Oliver Hardt
Lennart Thy war zuletzt etwas außer Form. Gegen Braunschweig blieb er erneut ohne nennenswerte Szene
Lennart Thy war zuletzt etwas außer Form. Gegen Braunschweig blieb er erneut ohne nennenswerte Szene © WITTERS | TayDucLam
Enis Alushi attackiert Patrick Schönfeld
Enis Alushi attackiert Patrick Schönfeld © Bongarts/Getty Images | Oliver Hardt
Braunschweigs Nik Omladic hatte einige gute Gelegenheiten zu Beginn des Spiels
Braunschweigs Nik Omladic hatte einige gute Gelegenheiten zu Beginn des Spiels © WITTERS | TayDucLam
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Partie gegen Heidenheim „ein besonderes Spiel“

Auch privat musste Verhoek einen Tiefschlag hinnehmen. Mitte Februar hatte seine im siebten Monat schwangere Frau Michelle eine Fehlgeburt erlitten. Der Verein stellte ihm daraufhin frei, ob er weiter am Spielbetrieb teilnehmen oder lieber eine Auszeit nehmen möchte. Der 26-Jährige wollte bei der Mannschaft sein. Obwohl er wusste, dass seine Tage in Hamburg gezählt sind. Von der kommenden Saison an wird Verhoek für den Ligakonkurrenten 1. FC Heidenheim auf Torejagd gehen.

Der Stürmer ist überzeugt, dass der Wechsel in den Osten von Baden-Württemberg seiner Karriere guttun wird: „Der Trainer dort bringt mir viel Vertrauen entgegen. Der Verein ist bereits seit zwei Jahren an mir interessiert.“ Ursprünglich sollte der Wechsel bereits im Winter stattfinden. Heidenheim und Verhoek wollten das unbedingt. Auch St. Pauli war nicht abgeneigt. Nur weil die Hamburger keinen passenden Ersatz fanden, musste Verhoek bleiben. Für St. Pauli scheint sich das Glücksfall herauszustellen.

Am Sonntag kann sich Verhoek einen Eindruck von seinem baldigen Zuhause verschaffen. Der FC St. Pauli tritt beim 1. FC Heidenheim an (13.30 Uhr, im Liveticker auf abendblatt.de). „Natürlich ist das ein besonderes Spiel. Aber bis Juni stehe ich noch bei St. Pauli unter Vertrag. Ich werde bis zum Schluss tausend Prozent Gas geben für St. Pauli“, betonte er. Und vielleicht den Aufstieg perfekt machen? „Darüber reden wir nicht. Wir möchten einfach nur jedes Spiel gewinnen“, sagte er. Das würde allerdings zum Aufstieg führen.