Hamburg. Der FC St. Pauli kann mit einem Sieg gegen den FSV Frankfurt auf Platz zwei springen. Der Sportchef kalkuliert zweigleisig.
Vor dem Heimspiel gegen den FSV Frankfurt gibt es für den FC St. Pauli eine schlechte Nachricht: Der Klassenerhalt in der Zweiten Liga kann auch an diesem Freitag (18.30 Uhr, Sky live und Liveticker abendblatt.de) noch nicht endgültig gesichert werden. Das gilt jedenfalls für die Annahme, dass 40 Punkte nötig sind, um sicher nicht auf einem der drei letzten Tabellenplätze zu landen.
So weit die Theorie. In der Praxis ist 13 Spieltage vor dem Saisonende klar, dass sich die Verantwortlichen des Kiezclubs nicht mehr mit dem „worst case“, dem Sturz in die Dritte Liga beschäftigen müssen. Schon mit einem Unentschieden gegen die auswärts starken Frankfurter (nur zwei Niederlagen) hätte der FC St. Pauli die Punktzahl erreicht (37), die nach dem letzten Spieltag der vergangenen Saison zu Buche stand und damit knapp für den rettenden Platz 15 reichte.
Vor diesem Hintergrund ist es konsequent, dass St. Paulis Sportchef Thomas Meggle jetzt erstmals öffentlich erklärt, dass er im Hinblick auf die kommende Saison keine Planungen mehr für die Dritte Liga betreibt. „Ich denke, das hat sich seit unserem Sieg gegen Leipzig erledigt“, sagt er.
St. Pauli siegt gegen Leipzig
Meggle geht aber noch einen Schritt weiter und erklärt zum ersten Mal, dass jetzt auch ein Aufstieg in die Bundesliga in den Kalkulationen für die kommende Saison eine Rolle spielt. „Auch im letzten Jahr mussten wir lange zweigleisig planen. Ich kann auch jetzt nicht sagen, wir haben keinen Plan in der Tasche für den Fall, dass wir bis zum Ende oben bleiben und gegebenenfalls aufsteigen sollten“, sagt er.
Im Gegensatz zur Situation vor einem Jahr gestalten sich diese Überlegungen erheblich entspannter. Damals musste Meggle alle Spieler damit konfrontieren, dass sie erhebliche Gehaltseinbußen hinnehmen müssten, wenn sie bei St. Pauli bleiben wollten. Bekanntlich willigten daraufhin nur St. Paulis Urgestein Jan-Philipp Kalla und Torwart Philipp Heerwagen ein.
Im Hinblick auf den Fall des Sprungs in die Bundesliga sagt Meggle: „Es ist einfacher als die zweigleisigen Planungen bei einem drohenden Abstieg, weil man im positiven Fall dann mehr Geld zur Verfügung hätte. Da gäbe es Stellschrauben beim Kader und den Finanzen, die wir bedenken würden.“ Allein aus der Verteilung der Fernsehgelder würde St. Pauli mindestens zwölf Millionen Euro mehr erhalten als jetzt in der Zweiten Liga. Dazu kämen höhere Sponsor-Einnahmen. Beim Ticketing wären Steigerungen nur möglich, wenn die Preise erhöht werden, da das Stadion auch jetzt schon zu 99,3 Prozent ausgelastet ist.
St. Paulis Sportchef stellt jedoch auch klar, dass er den Aufstieg in die Bundesliga weiterhin nicht als konkretes Ziel für die aktuelle Saison ausruft. „Unser Ziel ist immer, das nächste Spiel erfolgreich zu gestalten“, sagt er. „Man muss zwischen Zielen und Visionen unterscheiden. Klar hat jeder Fußballer die Vision, in der Ersten Liga zu spielen. Irgendwann kann sich die Vision dem Ziel annähern“, sagt Meggle. „Aber wir werden nicht verkünden, dass wir jetzt den Aufstieg wollen.“
Es gibt vielmehr die Vereinbarung, erst fünf Spieltage vor Saisonende verbal in die Offensive zu gehen, sofern dies die Situation an der Tabellenspitze noch erlaubt. „Es ist vielleicht langweilig, aber wir sind bisher gut damit gefahren, von Spiel zu Spiel zu denken“, sagt Innenverteidiger Lasse Sobiech.
Damit St. Pauli auch fünf Spieltage vor Schluss noch realistische Aufstiegshoffungen hegen kann, wäre ein weiterer Heimsieg an diesem Freitag sehr hilfreich. Die Kiezkicker sind als Tabellenvierter dabei vordergründig in der Favoritenrolle gegen den auf Rang 15 stehenden FSV Frankfurt.
Die Erfahrungen mit dem seit Jahren als graue Maus angesehenen Team aus dem Stadtteil Bornheim sind jedoch alles als angenehm. Zweieinhalb Jahre ist es mittlerweile her, dass St. Pauli gegen den FSV gewinnen konnte. Besonders schmerzten zuletzt das 1:1 am Millerntor im März und das 0:1 in Frankfurt im August. „Beide Male haben wir dem Gegner das Tor praktisch geschenkt“, erinnert sich Cheftrainer Ewald Lienen. Sebastian Maier und Christopher Buchtmann ermöglichten mit verunglückten Kopfbällen jeweils den Frankfurter Treffer. Maier fällt diesmal mit einem Muskelfaserriss definitiv aus, Buchtmann fehlte zuletzt wegen eines Infekts beim Training und dürfte daher kaum in der Startelf stehen, was aber eher ein Verlust als ein gutes Omen ist.
Die weiteren Spiele des 22. Spieltags der Zweiten Liga: Fr., 18.30 Uhr: Leipzig – Union Berlin, Fürth – Duisburg (18.30 Uhr); Sa., 13 Uhr: Karlsruhe – Braunschweig, Kaiserslautern – Heidenheim; So., 13.30 Uhr: 1860 München – Bochum, Sandhausen – Freiburg, Bielefeld – Paderborn; Mo., 20.15 Uhr: Düsseldorf – Nürnberg.