Hamburg. St.-Pauli-Coach Lienen hat volles Verständnis für den anfänglichen Einbruch des KSC. Kapitän Gonther erstmals wieder in der Startelf.

Fußball ist gemeinhin ein schnelllebiger Sport, bei der Freud und Leid, Jubel und Tränen, Auf- oder Abstieg sehr nahe beieinanderliegen können. Kaum ein Spiel dokumentiert all dies so gut wie das des FC St. Pauli an diesem Freitag (18.30 Uhr, Sky und Liveticker abendblatt.de) gegen den Karlsruher SC.

Acht Monate ist es her, da schien es so, als würden sich diese beiden Mannschaften länger nicht auf Zweitligaebene begegnen. Der FC St. Pauli steckte mitten im Abstiegskampf, das Horrorszenario Dritte Liga war zum Greifen nah. Es ging ums nackte Überleben. Ganz anders war die Gefühlslage beim KSC. Die Mannschaft von Trainer Markus Kauczinski begeisterte das Bundesliga-Unterhaus über die gesamte Saison mit attraktivem Fußball. Am Ende stand der Traditionsclub auf Rang drei. Der Traum von der Rückkehr in die Bundesliga nach fünf Jahren schien so real wie schon lange nicht mehr. Bis, ja bis ausgerechnet der Erzrivale des FC St. Pauli einen ganzen Club in die sportliche Depression beförderte. Marcelo Diaz in der Nachspielzeit der regulären Spielzeit und Nicolai Müller in der Verlängerung sorgten mit ihren beiden Treffern dafür, dass der Bundesliga-Dino HSV erstklassig blieb, und leiteten so ganz nebenbei den Absturz des KSC ein. „Karlsruhe hat eine Topsaison gespielt. Sie hatten es verdient gehabt aufzusteigen. Aber so endete die Saison mit einer riesen­großen Enttäuschung“, sagte St. Paulis Trainer Ewald Lienen. Mit Linksverteidiger Philipp Max (Augsburg), Mittelfeldstratege Reinhold Yabo (Salzburg) und Toptorjäger Rouwen Hennings (Burnley) verloren die Badener danach gleich drei Leistungsträger auf einmal. Durch die Terminierung der Relegation hatten die Profis kaum Zeit zur Erholung. Erst im Laufe der Hinrunde konnten die Karlsruher den körperlichen Rückstand auf die Konkurrenten aufholen.

Daher überrascht es nicht, dass die Entwicklung der beiden Teams seit dem spannenden Endspurt der Vor­saison kaum unterschiedlicher hätte verlaufen können. Die letzte Partie des Kalenderjahres 2015 könnte unter dem Motto „Duell der Gegensätze“ stehen. Karlsruhe brauchte lange, um sich von den emotionalen Strapazen zu erholen. Den Start in die Spielzeit 2015/16 verpatzte das Kauczinski-Team. Der Trainer selbst zog bereits Konsequenzen. Zum Ende der Saison wird der 45-Jährige den KSC verlassen. In den vergangenen Spielen konnte der Traditionsverein den Abstand zu den Abstiegs­rängen jedoch zunehmend vergrößern. „Jetzt ist es ein normales Spiel. „Der KSC hat eine spielstarke Mannschaft, die Offensive mit Yamada, Torres, Diamantakos und Barry steht. Sie spielen sich immer wieder mit schnellen Kombinationen durch“, sagte Lienen.

Gonther nach langer Zeit wieder dabei

St. Pauli hingegen schweißte der nervenaufreibende Überlebenskampf, der im Klassenerhalt endete, zusammen. Es sollte das Fundament des aktuellen Erfolgs werden. „Für uns war es einfacher, wenn man bedenkt, woher wir kommen. Mit einer großen Kraftanstrengung haben wir es am Ende geschafft, in der Liga zu bleiben. Für uns ging die Spielzeit mit einem positiven Gefühl zu Ende“, sagt Lienen.

Ein positives Ende soll für den FC St. Pauli auch das Fußballjahr 2015 haben. Dabei muss Trainer Lienen seine Mannschaft umbauen. Für Philipp Ziereis, der am Montag beim 0:0 in Bielefeld die fünfte Gelbe Karte gesehen hatte, wird Kapitän Sören Gonther erstmals seit dem dritten Spieltag wieder in der Startelf stehen. Der Einsatz von Mittelfeldmotor Marc Rzatkowski ist unwahrscheinlich. Der 25-Jährige ist nach einer Nasennebenhöhlenent­zündung noch immer geschwächt. Mit Jan-Philipp Kalla (Innenband-Teilriss) und Jeremy Dudziak (Schulter-Luxation) fehlen zudem zwei Optionen für die offensiven Außenpositionen.

Lienen kritisiert Spielansetzung der DFL

Wenig begeistert ist Lienen darüber, dass seine Mannschaft bereits vier Tage nach dem kräftezehrenden Spiel in Bielefeld erneut antreten muss. „Es erschließt sich mir nicht so ganz, warum die beiden Mannschaften, die am Montagabend noch gespielt haben, am Freitag schon wieder antreten müssen“, sagte Lienen, der bei der Vorbereitung auf das Karlsruhe-Spiel limitiert war. „Für uns ging es darum zu regenerieren. Viel Raum, um Spannung und Aggressivität aufzubauen, bot sich nicht“, sagte St. Paulis Cheftrainer.

FC St. Pauli: Himmelmann – Hornschuh, Sobiech, Gonther, Buballa – Nehrig, Alushi – Sobota, Buchtmann, Maier – Thy Karlsruher SC: Vollath – Traut, Stoll, Gulde, Valentini – Meffert, Peitz – Torres, Barry, Yamada – Diamantakos Schiedsrichter: Michael Weiner (Ottenstein)