Hamburg. St. Paulis Nummer eins blieb mit dem 0:0 in Bielefeld zum neunten Mal ohne Gegentor. Doch Himmelmann bleibt auf dem Boden.

Kaum saß Robin Himmelmann nach dem 0:0 bei Arminia Bielefeld wieder im Mannschaftsbus, sah er auf seinem Handy, dass ihm Freunde die mit Abstand spektakulärste Szene des ansonsten fast durchweg langweiligen Montagabendspiels der Zweiten Liga schon als Video geschickt hatten. Es waren die Sekunden, in denen der Torwart des FC St. Pauli in der 27. Minute mit einer doppelten Rettungstat seine Mannschaft vor einem Rückstand und damit einer drohenden Niederlage bewahrte. „Es ging so schnell, dass ich selbst auch erst nach dem Anschauen der Szene wusste, wie ich es genau gemacht habe“, sagte er am Dienstag. Den Flachschuss von Nöthe hatte der 26 Jahre alte Keeper per Fuß abgewehrt, den Nachschuss von Christoph Hemlein mit der rechten Hand über die Latte gelenkt.

Später machte zu dieser Aktion das Prädikat „Weltklasse“ die Runde. „Wenn andere das so bewerten, freue ich mich natürlich darüber“, sagte Himmelmann am Dienstag. Die Parade bekam noch eine zusätzliche Qualität dadurch, dass Himmelmann bis zu dieser Szene praktisch beschäftigungslos gewesen war. Das Aufwärmprogramm war rund 45 Minuten vorher abgeschlossen worden. „Im Training üben wir natürlich auch solche Doppel-Paraden, bei denen es darauf ankommt, nach dem ersten abgewehrten Ball schnell wieder in die Position zu kommen“, erzählte Himmelmann. Dann aber sei er durch vorherige Übungen warm und in Bewegung.

FC St. Pauli nur torlos in Bielefeld

Fabrice-Jean ''Fafa'' Picault wird von Manuel Hornig gelegt
Fabrice-Jean ''Fafa'' Picault wird von Manuel Hornig gelegt © WITTERS | UweSpeck
Torwart Robin Himmelmann hielt den Punkt fest
Torwart Robin Himmelmann hielt den Punkt fest © WITTERS | UweSpeck
Bielefelds Torwart Wolfgang Hesl im Duell mit Waldemar Sobota
Bielefelds Torwart Wolfgang Hesl im Duell mit Waldemar Sobota © WITTERS | UweSpeck
Bielefelds Christopher Nöthe (l) im Kampf um den Ball mit Enis Alushi (r)
Bielefelds Christopher Nöthe (l) im Kampf um den Ball mit Enis Alushi (r) © dpa | Friso Gentsch
Bielefelds Trainer Norbert Meier feuert sein Team an
Bielefelds Trainer Norbert Meier feuert sein Team an © dpa | Friso Gentsch
Bernd Nehrig (l) mit dem Kopfball
Bernd Nehrig (l) mit dem Kopfball © dpa | Friso Gentsch
Kalla im Duell mit Hemlein
Kalla im Duell mit Hemlein © Bongarts/Getty Images | Thomas Starke
Trainer Ewald Lienen an der Seitenlinie
Trainer Ewald Lienen an der Seitenlinie © WITTERS | UweSpeck
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Nur einer ist besser als Himmelmann

Einen starken Torwart aber zeichnet es eben aus, dass er immer seine Top-Leistung zeigt, unabhängig davon, ob er viel oder wenig zu tun bekommt. In neun von insgesamt 18 Punktspielen ist St. Paulis Stammtorwart in dieser Saison ohne Gegentor geblieben. Nur der Braunschweiger Schlussmann Rafal Gikiewicz (zehnmal zu null) ist in dieser Statistik ein bisschen besser. Am Freitag (18.30 Uhr) hat Himmelmann im Heimspiel gegen den Karlsruher SC die Chance, mit ihm gleichzuziehen.

Allein in den neun Partien ohne Gegentor holte St. Pauli 19 seiner 30 Punkte. Aber auch bei anderen knappen Siegen und unentschieden ausgegangenen Spielen bewahrte der gebürtige Moerser sein Team vor Punktverlusten. „Ich zähle das nicht“, versichert Himmelmann glaubhaft. Im Gegensatz dazu hatte sein Vorgänger Philipp Tschauner, nachdem er vom damaligen Trainer Thomas Meggle als Torwart Nummer eins abgelöst worden war, öffentlich vorgerechnet, wie viele Punkte er mit seinen Paraden gerettet hatte.

Diplomatische Antwort auf Wechselgerüchte

Himmelmanns Leistungen in den jetzt 37 Spielen in Folge sind in der Szene nicht im Verborgenen geblieben. „Von Angeboten weiß ich nichts. Aber natürlich will jeder Spieler das Bestmögliche aus seiner Karriere machen“, sagt der Torwart dazu diplomatisch. „Es bringt aber nichts, sich zu viele Gedanken zu machen, was irgendwann einmal sein könnte. Entscheidend ist immer, dass man im nächsten Spiel wieder eine gute Leistung bringt. Sonst ebbt das Interesse auch ganz schnell wieder ab“, sagt er weiter. Bis zum Juni 2017 hat Himmelmann noch einen Vertrag beim FC St. Pauli, dem er seit Mitte 2012 angehört.

Den Fokus richtet er jetzt auf das Spiel am Freitag gegen Karlsruhe. „Wir wollen alles dafür tun, dass wir uns mit einem Erfolg von unseren Fans in die Winterpause verabschieden können“, sagt er. „Es tut uns aber gut, demütig zu bleiben und uns zu erinnern, dass wir vor einem Jahr zu diesem Zeitpunkt nicht wie jetzt 30, sondern nur 13 Punkte hatten.“