Hamburg/Leipzig. St. Pauli und RB Leipzig schlachten die fußballkulturellen Gegensätze vor dem direkten Duell genüsslich aus. Rekordkulisse ist möglich.

Die Giftpfeile fliegen hin und her, die Stimmung ist gereizt: Vor dem Zweitliga-Topspiel zwischen RB Leipzig und dem FC St. Pauli am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) liefern sich die ungleichen Gegner ein munteres Scharmützel. Weil sich die Kiezkicker weigern, in ihren Klubmedien das Logo der neureichen Leipziger zu verwenden, hat sich ein öffentlicher Schlagabtausch entwickelt.

"Wir behalten uns das Recht vor, in unseren eigenen Publikationen unsere Sicht der Dinge kund zu tun. Egal ob dies Lob oder Kritik bedeutet", sagte St. Paulis Pressesprecher Christoph Pieper. Schon vor Monaten hatten die Kiezkicker das Logo der Leipziger von ihrer Website entfernt und durch den einfachen Schriftzug "Leipzig" ersetzt. Doch erst vor dem Duell am vierten Spieltag entzündeten sich daran die Gemüter.

Leipzig-Boss findet es "albern"

"Das Vorgehen ist völlig albern", sagte Leipzigs Vorstands-Boss Oliver Mintzlaff der "Bild"-Zeitung. Wenn St. Paulis neuer Geschäftsführer Andreas Rettig, der zuvor bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) arbeitete, seinen Dienst in Hamburg antrete, werde ihm das Vereinslogo sicher wieder einfallen, ergänzte Mintzlaff: "Er hat es im Zuge des Lizensierungsprozesses bis zum Ergebnis mit begleitet."

Was den Hanseaten im Detail am Logo der Leipziger missfällt, behält der Klub für sich. Dass es am Kiez Vorbehalte gegen das Leipziger Geschäftsmodell mit millionenschwerer Unterstützung von Brause-Milliardär Dietrich Mateschitz gibt, liegt jedoch nahe. Der im vergangenen Jahr neugewählte Präsident Oke Göttlich steht der Fanszene nahe und plädiert für möglichst wenig Kommerz im Profifußball.

Unterschiedliche Karten-Interpretation

Leipzig wirkt da wie das exakte Gegenmodell. Das mit reichlich Geld zusammengekaufte Team strebt mit aller Macht den Bundesliga-Aufstieg an - und setzt sich gegen seine Kritiker zur Wehr. RB teilte im Verlauf der Woche süffisant mit, dass man St. Paulis Bitte nach zusätzlichen Freikarten für das Spiel beim ungeliebten Rivalen "selbstverständlich nachkomme".

Eine Aussage, die eine große Nachfrage vom Millerntor suggerierte und dort für Verwunderung sorgt. "Es wurden lediglich fünf weitere Karten für das Mannschaftskontingent nachbestellt. Dieser Vorgang ist zwischen den Clubs völlig normal und wird sehr flexibel gehandhabt", teilte der Klub auf seiner Website mit. Man habe Leipzig um eine Rechnung gebeten.

Lienen und Rangnick zollen sich Respekt

Fußball gespielt wird übrigens auch noch - und da ist der Respekt voreinander deutlich greifbarer. "Alle wissen, dass Leipzig zu den Topfavoriten in der Liga gehört", sagte St. Paulis Trainer Ewald Lienen, der mit seinem Team einen richtig guten Start erwischte, am Freitag. Mit sieben Punkten aus drei Spielen standen die Hamburger vor dem vierten Spieltag auf Rang drei, einen Platz hinter Leipzig.

"Ich traue St. Pauli zu, dass die Mannschaft in dieser Saison vorn mitspielen kann", gab RB-Coach Ralf Rangnick die Komplimente freundlich zurück: "Das ist vor allem ein Verdienst von Trainer Ewald Lienen, der seit seinem Amtsantritt im Dezember die zweitbeste Punkteausbeute aller Zweitligisten erzielt hat." Nun sei es St. Pauli sogar zuzutrauen, "dass sie vorne mitspielen", sagte der 57-Jährige.

Rekordkulisse mit 4000 Gästefans?

Rangnick erwartet einen sehr konterstarken Kontrahenten, der schwer zu bespielen ist. Der RB-Coach will nach der Ausbeute von sieben Punkten in drei Spielen und dem zuletzt überzeugenden 2:0-Sieg in Braunschweig kaum etwas an seiner Startelf verändern. Allein Offensivspieler Marcel Sabitzer plagte sich unter der Woche mit Magen-Darm-Problemen herum, soll aber bis zum Sonntag wieder fit sein.

Mehr als 36.000 Zusschauer wollen das Duell der Gegensätze sehen. 4000 Karten wurden an die Gäste vom Millerntor abgesetzt. Maximal 41.795 Fußballbegeisterte haben beim Sicherheitsspiel in der Arena Platz, teilten die Sachsen am Freitag mit.