Leipzig/Hamburg. Kiezclub veröffentlicht auf seiner Homepage ein abgeändertes Emblem des Retortenclubs. Vor dem Spitzenspiel sind die Gegensätze groß.

Am Sonntag treffen zwei Vereine in der 2. Fußball-Bundesliga aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der FC St. Pauli ist beim RB Leipzig zu Gast. Auf der einen Seite steht der erst 2009 von einem Weltkonzern (Red Bull) gegründete Club aus Sachsen, der seither mit aller Macht in die Spitze der 1. Liga geführt werden soll. Auf der anderen Seite der Verein aus Hamburg, der seine sportlichen Ziele mit völlig anderen Mitteln verfolgt.

Die in dieser Spielzeit noch ungeschlagenen Leipziger (zwei Siege, ein Unentschieden) haben in jeder ihrer drei Saisonpartien mindestens ein Tor erzielt. St. Pauli hat seine letzten beiden Auftritte knapp gewonnen und sich damit im oberen Tabellendrittel festgesetzt.

„Für den FC St. Pauli stellt sich die Frage: Wie schaffen wir den größtmöglichen sportlichen Erfolg bei Einhaltung unserer Werte, für die der Verein steht?“, erläuterte Clubchef Oke Göttlich, der aus der Fan-Szene kommt und als erklärter Kommerz-Kritiker gilt.

Leipzig reagiert belustigt auf Logo-Gate

Er legt jedoch Wert auf die Feststellung, dass das Duell des Dritten beim Zweiten „nicht zum Klassenkampf hochstilisiert“ werden sollte. Dennoch gab es im Vorfeld Irritationen, weil St. Pauli auf seiner Homepage das dem Konzern-Logo ähnelnde RB-Logo entfernte und dort nun schlicht Leipzig steht. „Wir behalten uns das Recht vor, in eigenen Publikationen unsere Sicht der Dinge kundzutun - egal, ob Kritik oder Lob“, wurde ein Vereinssprecher zitiert. Göttlich äußerte sich nicht.

Dafür reagierte Leipzig auf den Schritt mit Belustigung. „Das Vorgehen ist völlig albern. Wenn Herr Rettig nun seinen Dienst antritt, wird ihm unser Vereinslogo sicher wieder einfallen, denn er hat es im Zuge des Lizenzierungsprozesses bis zum Ergebnis mit begleitet“, sagte der RBL-Vorstandsvorsitzende Oliver Mintzlaff am Donnerstag der „Bild“-Zeitung.

Der bisherige Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL), Andreas Rettig, tritt seinen Dienst beim Kiez-Club am 1. September an, nachdem er Ende Juni sein Amt bei der DFL niedergelegt hatte.

Der Geschäftsführer eines digitalen Medienunternehmens ist seit November der neue Mann an der Clubspitze, obwohl Vorgänger Stefan Orth eine sportlich passable und wirtschaftlich sogar exzellente Bilanz vorlegen konnte. Aber: Der linksalternativ angehauchte und auf Basisdemokratie setzende Kiezclub entwickelte sich zuletzt immer mehr zum „normalen“ Verein, was den Widerstand in der St.-Pauli-Family größer werden ließ. Prompt nominierte der Aufsichtsrat Orth nicht wieder.

Rettig: Verein hat eine sehr gute Perspektive

Göttlich & Co. sind dabei, das Rad wieder zurückzudrehen. „Wir haben entschieden, mitgliederbestimmt sein zu wollen. Und das soll auch so bleiben. Es darf nie um die Interessen einzelner gehen.“ Man brauche die starke Gemeinschaft, um erfolgreich zu sein. Für Rettig hat der Verein eine sehr gute Perspektive, weil er wie kein anderer „für bestimmte Werte steht und eintritt: Die Sehnsucht nach Heimat und Wir-Gefühl bringt ihm auch außerhalb Hamburgs große Sympathien.“

Anders als dem oft als „Retortenclub“ verschrienen Leipziger Verein. Nachdem 2006 Red Bulls Versuch der Übernahme von Sachsen Leipzig an der DFB-Satzung (Namensgebung zu Werbezwecken ist unzulässig) noch scheiterte, wurde im Mai 2009 der eigenständige Verein RB Leipzig gegründet. Der übernahm als RasenBallsport Leipzig das Startrecht des SSV Markranstädt für die Oberliga Nordost – Red Bull sicherte sich bis 2020 die Namensrechte am Leipziger Zentralstadion. Und wirbt dort fleißig, wobei die Filiale – auch in Salzburg, Sao Paulo, New York und Sogakope/Ghana gibt es Red-Bull-Clubs - Teil eines weltweiten Fußball-Franchise-Systems ist. Um den Bekanntheitsgrad zu erhöhen, soll RB Leipzig so schnell wie möglich in Liga 1 spielen.

St. Pauli siegt gegen Fürth

Die Spieler des Tages:  Hamburgs Torschützen Marc Rzatkowski (l) und Marcel Halstenberg
Die Spieler des Tages: Hamburgs Torschützen Marc Rzatkowski (l) und Marcel Halstenberg © dpa | Daniel Bockwoldt
Schlussjubel der Spieler mit den Fans
Schlussjubel der Spieler mit den Fans © WITTERS | ValeriaWitters
Der FC St. Pauli gewinnt gegen Greuther Fürth mit 3:2
Der FC St. Pauli gewinnt gegen Greuther Fürth mit 3:2 © WITTERS | ValeriaWitters
Sören Gonther nach dem Spiel auf dem Platz. Der Kapitän verletzte sich beim Warmmachen
Sören Gonther nach dem Spiel auf dem Platz. Der Kapitän verletzte sich beim Warmmachen © WITTERS | ValeriaWitters
John Verhoek im Zweikampf mit  Marco Caligiuri
John Verhoek im Zweikampf mit Marco Caligiuri © WITTERS | ValeriaWitters
John Verhoek, Torwart Sebastian Mielitz und Marco Caligiuri im Strafraum der Gäste
John Verhoek, Torwart Sebastian Mielitz und Marco Caligiuri im Strafraum der Gäste © WITTERS | ValeriaWitters
Robert Zulj mit dem Freistoß
Robert Zulj mit dem Freistoß © WITTERS | ValeriaWitters
Kyoung Rok Choi kam in der Schlussphase
Kyoung Rok Choi kam in der Schlussphase © WITTERS | ValeriaWitters
Jubel über das zwischenzeitliche 3:1 von Marc Rzatkowski
Jubel über das zwischenzeitliche 3:1 von Marc Rzatkowski © dpa | Henrik Josef Boerger
Torwart Robin Himmelmann kann die Führung festhalten
Torwart Robin Himmelmann kann die Führung festhalten © WITTERS | ValeriaWitters
Jubel von Philipp Ziereis und Marc Rzatkowski
Jubel von Philipp Ziereis und Marc Rzatkowski © WITTERS | ValeriaWitters
John Verhoek wird von Stefan Thesker gefoult
John Verhoek wird von Stefan Thesker gefoult © WITTERS | ValeriaWitters
Andreas Hofmann niedergeschlagen am Boden
Andreas Hofmann niedergeschlagen am Boden © WITTERS | ValeriaWitters
Bernd Nehrig gratuliert dem Torschützem Marc Rzatkowski
Bernd Nehrig gratuliert dem Torschützem Marc Rzatkowski © WITTERS | ValeriaWitters
Stefan Thesker am Ball
Stefan Thesker am Ball © WITTERS | ValeriaWitters
Yannick Deichmann, Torschütze Marc Rzatkowski und Bernd Nehrig jubeln
Yannick Deichmann, Torschütze Marc Rzatkowski und Bernd Nehrig jubeln © WITTERS | ValeriaWitters
ROAR! Ewald Lienen an der Seitenlinie
ROAR! Ewald Lienen an der Seitenlinie © dpa | Daniel Bockwoldt
Hamburgs Philipp Ziereis hätte in der ersten Minute fast ein Eigentor fabriziert
Hamburgs Philipp Ziereis hätte in der ersten Minute fast ein Eigentor fabriziert © dpa | Daniel Bockwoldt
Fürths Sebastian Freis (liegend) erzielt das Tor zum 2:1-Anschluss
Fürths Sebastian Freis (liegend) erzielt das Tor zum 2:1-Anschluss © dpa | Daniel Bockwoldt
Torschütze Marc Rzatkowski hatte den ersten Treffer der Partie erzielt
Torschütze Marc Rzatkowski hatte den ersten Treffer der Partie erzielt © WITTERS | ValeriaWitters
Das 2:0 erzielte dann Marcel Halstenberg mit dem rechten Bein
Das 2:0 erzielte dann Marcel Halstenberg mit dem rechten Bein © WITTERS | ValeriaWitters
Wieder eine Marke
Wieder eine Marke "Tor des Monats" © WITTERS | ValeriaWitters
Jubel beim Torschützen Marcel Halstenberg
Jubel beim Torschützen Marcel Halstenberg © WITTERS | ValeriaWitters
Fürths Marco Caligiuri (hinten) und Hamburgs Lennart Thy kämpfen um den Ball
Fürths Marco Caligiuri (hinten) und Hamburgs Lennart Thy kämpfen um den Ball © dpa | Daniel Bockwoldt
Marcel Halstenberg zeigte eine tolle Partie
Marcel Halstenberg zeigte eine tolle Partie © WITTERS | ValeriaWitters
Der Jubel zum 1:0
Der Jubel zum 1:0 © WITTERS | ValeriaWitters
Fürths Marco Stiepermann im Zweikampf mit Marc Rzatkowski
Fürths Marco Stiepermann im Zweikampf mit Marc Rzatkowski © dpa | Daniel Bockwoldt
Sören Gonther verletzte sich beim Warmmachen
Sören Gonther verletzte sich beim Warmmachen © WITTERS | ValeriaWitters
"Vermutlich ein Muskelfaserriss", so der Kapitän während der Pause © WITTERS | ValeriaWitters
Trainer Ewald Lienen begrüßt die Fans
Trainer Ewald Lienen begrüßt die Fans © Witters
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Rzatkowski und Sobota zurück im Mannschaftstraining

Dafür wird geklotzt: RBL gab im Sommer 15,6 Millionen Euro - mehr als alle 17 Zweitliga-Rivalen zusammen - aus. Allein das gerade 20 Jahre alte Stürmertalent Davie Selke kostete acht Millionen. Zum Vergleich: Im St. Pauli-Kader ist der kroatische 950.000-Euro-Mann Ante Budimir der zweitteuerste Einkauf der Vereinsgeschichte.

Aber die Hamburger hätten es auch anders haben können. Denn ehe man sich für Leipzig entschied, hatte Red Bull unter anderem auch den Kiez-Club im Visier. Doch aus der Übernahme wurde nichts. „Das Thema schaffte es nicht mal in die Präsidiumssitzung“, erklärte der damalige Vizepräsident Orth.

Unterdessen kehrten Marc Rzatkowski und Waldemar Sobota, die am Mittwoch noch wegen muskulärer Probleme nicht mit dem Team trainierten, zum Mannschaftstraining zurück. Sie absolvierten allerdings nur Teile des Mannschaftstrainings. Lasse Sobiech, Jan-Philipp Kalla und Marcel Halstenberg waren dagegen mit einer Laufeinheit beschäftigt.