Karlsruhe. Der KSC-Stürmer trifft beim 3:0-Sieg gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber doppelt. Der FC St. Pauli rutscht wieder auf Platz 17.

Am Ende schlichen die Spieler des FC St. Pauli wie geprügelte Hunde vom Platz. Nur vier Tage nach dem furiosen 4:0 gegen Fortuna Düsseldorf kassierte das Team vom Millerntor mit dem 0:3 (0:2) beim Karlsruher SC nicht nur eine schmerzvolle Niederlage, sondern erlitt im Kampf gegen den Abstieg aus der Zweiten Liga einen empfindlichen Rückschlag. Nachdem die Mannschaft zuletzt zumindest in der Defensive deutlich stabiler geworden war, bedeutete der Auftritt im Wildpark einen Rückfall in eine überwunden geglaubte Phase.

Mit KSC-Stürmer Rouwen Hennings entschied ausgerechnet der Mann das Spiel, der vor drei Jahren mangels einer sportlichen Perspektive den FC St. Pauli verlassen musste. Der gebürtige Bad Oldesloer hatte bereits vor der Partie angekündigt, auf seine ehemaligen Mitspieler keine Rücksicht nehmen zu wollen. „Der Fußball kennt leider keine Freunde. Das Kapitel St. Pauli ist für mich Vergangenheit. Ich habe mit meinem Wechsel zum KSC alles richtig gemacht“, sagte er.

Wie erwartet hatte St. Paulis Cheftrainer Ewald Lienen dieselbe Startelf auf den Rasen des Wildparkstadions geschickt wie am Ostermontag beim 4:0-Heimsieg gegen Düsseldorf. Und so richtete sich die Aufmerksamkeit zunächst erneut auf den 20 Jahre alten Kyoung-Rok Choi, der am Montag bei seinem ersten Profieinsatz überhaupt gleich zwei Treffer erzielt hatte.

Karlsruher SC gegen St. Pauli

Der Trainer des FC St. Pauli, Ewald Lienen. sieht schweren Zeiten entgegen
Der Trainer des FC St. Pauli, Ewald Lienen. sieht schweren Zeiten entgegen © Malte Christians/Archiv
Kyoung Rok Choi bliebgegen Karlsruhe blass
Kyoung Rok Choi bliebgegen Karlsruhe blass © Bongarts/Getty Images | Alex Grimm
Trainer Ewald Lienen unzufrieden an der Seite
Trainer Ewald Lienen unzufrieden an der Seite © Bongarts/Getty Images | Alex Grimm
Rouwen Hennings (l.) im Kopfballduell mit Lasse Sobiech
Rouwen Hennings (l.) im Kopfballduell mit Lasse Sobiech © Bongarts/Getty Images | Alex Grimm
Daniel Gordon (l.) und John Verhoek im Luftkampf
Daniel Gordon (l.) und John Verhoek im Luftkampf © Bongarts/Getty Images | Alex Grimm
Waldemar Sobota kommt nicht zur Geltung
Waldemar Sobota kommt nicht zur Geltung © WITTERS | ThorstenWagner
Ewald Lienens Miene verfinsterte sich
Ewald Lienens Miene verfinsterte sich © Bongarts/Getty Images | Alex Grimm
Der Karlsruher Manuel Torres (l.) und St. Paulis Julian Koch kämpfen um den Ball
Der Karlsruher Manuel Torres (l.) und St. Paulis Julian Koch kämpfen um den Ball © dpa | Uli Deck
Schiri Peter Gagelmann diskutiert mit John Verhoek
Schiri Peter Gagelmann diskutiert mit John Verhoek © Bongarts/Getty Images | Alex Grimm
Manuel Torres hat keine Chance gegen Marcel Halstenberg
Manuel Torres hat keine Chance gegen Marcel Halstenberg © WITTERS | ThorstenWagner
Rouwen Hennings (r.) trifft zum 2:0
Rouwen Hennings (r.) trifft zum 2:0 © Bongarts/Getty Images | Alex Grimm
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Größter Unterschied zum Spiel gegen Düsseldorf waren zunächst die Wetterbedingungen. Noch bei strahlendem Sonnenschein und rund 20 Grad Celsius betraten die Teams das Spielfeld. Karlsruhe war am Freitag die deutsche Stadt mit den höchsten Temperaturen. Auf dem grünen Rasen gab es aber nicht etwa Sommerfußball zu sehen, sondern eine von beiden Seiten sehr engagiert geführte Partie. Es ging ja für beide auch um viel. St. Pauli brauchte dringend weitere Punkte für den Klassenerhalt, und dem KSC half im Grunde nur ein Sieg, um aussichtsreich im Rennen um den Bundesligaaufstieg zu bleiben.

Schon mit dem ersten nennenswerten Angriff des Spiels erhielt die Hoffnung der Badener zusätzliche Nahrung. St. Paulis rechter Außenverteidiger Jan-Philipp Kalla verlor im Aufbauspiel reichlich naiv den Ball an den Karlsruher Dimitrij Nazarov. So kam Hennings halblinks im Strafraum frei zum Schuss und ließ mit seinem Flachschuss in der dritten Minute St. Paulis Torwart Robin Himmelmann keine Chance. Bevor sich die Hamburger überhaupt einigermaßen zurechtgefunden hatten, lagen sie schon mit 0:1 im Rückstand. Und wie erging es Hoffnungsträger Choi? Diesmal sorgte er in der zwölften Minute für den ersten Torschuss seines Teams. Doch nicht immer kann der erste Versuch auch gleich zum Tor führen. Stattdessen flog der Ball hoch am Tor vorbei.

Wer von den 2500 mitgereisten St.-Pauli-Fans gehofft hatte, dies sei nun das Signal gewesen, auf den Ausgleich zu drängen, sah sich getäuscht. Stattdessen nutzte der KSC die nächste Fehlerkette in St. Paulis Defensive. Daniel Buballa und Marcel Halstenberg ließen sich links viel zu leicht von Enrico Valentini düpieren. Dessen Zuspiel hätte Kapitän Sören Gonther klären können, wenn er dem Ball entgegengekommen wäre. Da er aber stehen blieb, kam der hinter ihm lauernde Hennings vor ihm an den Ball und schoss ihn mit rechts zum 2:0 (19.) ins Tor. Besser hätte Hennings nicht demonstrieren können, wie gut er seinem früheren Club in der aktuellen Situation tun würde. Ende 2011 hatten ihm die damals bei St. Pauli Verantwortlichen geraten, sich einen neuen Verein zu suchen. Das 2:0 war schon sein 13. Saisontor.

St. Paulis Offensive fand gegen die stabile Karlsruher Abwehr hauptsächlich bei ruhenden Bällen statt. Dabei schien sich Lasse Sobiechs Kopfball nach einer Ecke (35.) von Dennis Daube schon ins KSC-Tor zu senken, doch in höchster Not klärte Karlsruhes Abwehrhüne Daniel Gordon. Auf der Gegenseite zeigte der KSC dann noch einmal, dass der Aufstiegsaspirant auch ruhende Bälle verwerten kann. Einen Freistoß von der linken Seite durch Valentini köpfte Manuel Gulde unbedrängt zum 3:0-Endstand (69.) ins Hamburger Tor. Damit war der Widerstand der Gäste aus Hamburg gebrochen, die nun Gefahr laufen, wieder auf den letzten Tabellenplatz der Zweiten Liga zurückzufallen. „Genauso wenig, wie wir nach dem Düsseldorf-Spiel gerettet waren, sind wir jetzt abgestiegen“, sagte Torhüter Himmelmann.