Hamburg. KSC-Stürmer trifft Freitag auf seinen Ex-Club. Bei St. Pauli wurde Hennings vor drei Jahren weggeschickt. Beim KSC wurde er zu einem Topscorer.

Wer nach den ersten 16 Spieltagen gewettet hätte, dass Rouwen Hennings Torschützenkönig der Zweiten Liga wird, hätte vermutlich viel Geld gewinnen können. Ein einziger Treffer gelang dem Stürmer des Karlsruher SC bis dahin. Es war das Tor zum 2:0 beim 4:0-Auswärtssieg des KSC bei seinem Ex-Verein FC St. Pauli m elften Spieltag. Vor dem Rückspiel gegen die Hamburger an diesem Freitag im Wildpark (18.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) hat Hennings nun bereits elf Tore auf dem Konto und gute Chancen auf die Torjägerkrone. „Es läuft einfach gut im Moment bei mir. Ich bin Stammspieler und fühle mich richtig fit“, sagt Hennings im Gespräch mit dem Abendblatt.

Mit dem KSC hat der gebürtige Bad Oldesloer zudem große Chancen, in die Bundesliga aufzusteigen. Als Tabellenvierter haben die Badener nur drei Zähler Rückstand auf Relegationsplatz drei, den derzeit Darmstadt 98 belegt. Vor fünf Jahren war Hennings zum ersten Mal in seiner Karriere in die Bundesliga aufgestiegen. Mit dem FC St. Pauli schaffte er den sensationellen Aufstieg in das deutsche Fußball-Oberhaus. „Das war der absolute Höhepunkt meiner Karriere. Da ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Wir hatten eine super Stimmung in der Mannschaft“, sagt der 27-Jährige. Mit neun Toren hatte Hennings damals großen Anteil an diesem Erfolg.

Zwei Jahre später verließ der Stürmer den Verein in Richtung Karlsruhe. Unter Trainer Andre Schubert hatte Hennings in Hamburg keine sportliche Perspektive mehr. „Die Verantwortlichen bei St. Pauli hatten mir nahegelegt, einen neuen Verein zu suchen. Ich war aber überzeugt, dass ich besser bin, als die Verantwortlichen es gedacht haben“, sagt Hennings heute. Der KSC sicherte sich seine Dienste und stieg mit ihm auf Anhieb in die Zweite Liga auf. Im vergangenen Jahr schoss Hennings zehn Zweitligatore, in dieser Saison sind es schon elf. Damit hat er ein Tor mehr erzielt als die vier etatmäßigen Stürmer des FC St. Pauli, Ante Budimir, Christopher Nöthe, John Verhoek und Lennart Thy, zusammen. Eine späte Genugtuung verspürt Hennings aber nicht. „Das Kapitel St. Pauli ist für mich Vergangenheit. Rückblickend habe ich alles richtig gemacht. Der KSC ist ein intakter Verein. Meine Familie und ich fühlen uns hier in der Region sehr wohl. Mein Sohn ist hier geboren und wir haben einen Freundeskreis aufgebaut“, sagt Hennings.

Das Geschehen bei seinem ehemaligen Verein vom Kiez verfolgt er aus der Ferne, schaut sich die Spiele im Fernsehen an. Dass St. Pauli gegen den Abstieg kämpft, verwundert ihn. „Die Mannschaft macht vieles richtig. Erst hatte sie Pech und dann kam auch noch Pech dazu“, sagt Hennings über die vergangenen Wochen des Hamburger Zweitligisten mit vielen Pannen und individuellen Patzern. Das 4:0 gegen Düsseldorf habe aber gezeigt, wie stark die Mannschaft wirklich sei. Hennings erwartet am Freitag ein „attraktives und umkämpftes Spiel“.

Auf seine ehemaligen Mitspieler wie Jan-Philipp Kalla, Sebastian Schachten oder Dennis Daube wird Hennings aber wie schon im Hinspiel keine Rücksicht nehmen. „Ich würde mich freuen, wenn ich ein Tor schieße“, sagt der Stürmer. „Im Fußball ist für Freundschaften leider kein Platz.“