Ein Zuschauer hat die Pyro-Attacken auf die St.-Pauli-Fans in Rostock auf Video festgehalten. Zehn Personen verletzten sich rund um das Spiel.
Hamburg/Berlin/Rostock. Fußball-Zweitligist FC Hansa Rostock hat nach dem Skandalspiel gegen den FC St. Pauli juristische Schritte gegen vier mutmaßliche Gewalttäter angekündigt. „Wir werden gegen diese Leute Strafanzeige stellen und mit allen juristischen Mitteln vorgehen, die uns zur Verfügung stehen“, sagte Hansas Vorstandsvorsitzender Bernd Hofmann am Dienstag. Nach ersten Auswertungen des zur Verfügung stehenden Materials wurden bisher vier Täter identifiziert, die zudem Stadionverbot erhalten sollen. Die Ermittlungen des Vereins und der örtlichen Polizei gehen weiter.
Vorwürfe, der Hansa-Fanbeauftragte würde sich nicht kooperativ gegenüber der Polizei verhalten, wies Hofmann unterdessen energisch zurück. „Er macht seinen Job. Mit ihm haben wir in den vergangenen zwei Jahren einiges erreicht“, sagte Hofmann.
Krawalle beim Nordderby
Brennende Fahnen, zerstörte Autos, verletzte Polizisten: Der 15. Spieltag der 2. Fußball-Bundesliga wurde durch die Ausschreitungen beim brisanten Nordderby zwischen Hansa Rostock und dem FC St. Pauli (1:3) überschattet. Zunächst hatten die verfeindeten Fanlager im Stadion durch das Zünden von Rauchbomben und Leuchtraketen für eine Spielunterbrechung gesorgt. Danach wüteten frustrierte Hansa-Anhänger auch außerhalb der Arena.
Ein Streifenwagen der Polizei sowie drei Shuttlebusse der Gästefans wurden mit Steinen beworfen. Zehn Personen verletzten sich bei den Krawallen, darunter acht Polizisten. Gegen 33 Randalierer leitete die Polizei ein Ermittlungsverfahren ein.
„Ich bin einfach nur froh, dass wir alle heil vom Platz gekommen sind“, sagte Pauli-Trainer Andre Schubert nach dem vierten Auswärtssieg in Folge. In der 41. Minute hatte Schiedsrichter Guido Winkmann (Kerken) die Partie für knapp eine Viertelstunde unterbrochen. Nach dem 1:0-Führungstreffer der Gäste durch Max Kruse (40.) hatten Gäste-Anhänger Rauchbomben gezündet und Knallkörper abgeschossen, daraufhin feuerten Rostocker Chaoten gezielt Leuchtraketen in den Gästeblock.
„Das hat der Schiri gut gemacht. In der Pause konnten sich die Krawallmacher nochmal Gedanken machen - sofern sie dazu in der Lage sind“, sagte Pauli-Manager Helmut Schulte: „Es gibt leider immer einige wenige, die aus so einer tollen Sache wie ein Fußballspiel eine Schlacht machen wollen.“
Die Spielunterbrechnung ist auch auf eine Panne bei der Einlasskontrolle zurückzuführen. Als die ersten Pauli-Fans das Stadion erreicht hatten, stürmten sie die Kontrollpunkte und überrannten die Ordner. Rund 100 Personen gelangten so unkontrolliert in den Gästeblock.
Hansa droht als Wiederholungstäter eine drakonische Strafe durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB), sogar ein „Geisterspiel“ ohne Zuschauer ist möglich. Der Klub fühlt sich der zunehmenden Gewaltproblematik nicht mehr gewachsen und fordert eine gesamtgesellschaftliche Unterstützung. „Wir können uns keinen Vorwurf machen. Als Verein sind wir nicht in der Lage, noch mehr zu tun als im Vorfeld dieser Partie, um Gewalt zu verhindern“, sagte Hansas Vorstandschef Bernd Hofmann.
(dpa/sid/abendblatt.de)