Der FC St. Pauli trifft am Sonnabend auf Energie Cottbus – und Ex-Kollege Alexander Ludwig. Trainer André Schubert denkt an Systemumbau.
Hamburg/Cottbus. Erstmals in dieser Saison hat der FC St. Pauli am Freitagmittag in ungewohnter Rolle die Reise in die Lausitz angetreten. Nach der Niederlage gegen Erzgebirge Aue (2:3) ist die Mannschaft von Trainer André Schubert nur noch Jäger des oberen Trios Greuther Fürth, Fortuna Düsseldorf und Eintrach Frankfurt. Denn nach den ersten neun Partien der laufenden Spielzeit belegten die Kiezkicker stets Rang eins bis drei. Im Auswärtsspiel bei Energie Cottbus am Sonnabend (13 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) treffen die Hamburger, wie schon gegen Aue, auf einen aktuell kriselnden Gegner – und auf einen alten Bekannten.
Alexander Ludwig spielte von 2007 bis 2009 in 57 Zweitliga-Partien für St. Pauli, wechselte im Sommer nach zwei glücklosen Jahren von 1860 München zu Energie Cottbus. Von seiner Zeit am Millerntor schwärmt er: "Es gibt viele schöne Erinnerungen. Ich hatte einfach eine überragende Zeit auf St. Pauli, wir hatten sehr viel Spaß. Grandios war sportlich gesehen das 3:2 gegen Rostock nach 0:2. Oder der Heimsieg gegen Hoffenheim, als ich zwei Tore machte." Über seinen freiwilligen Abschied aus Hamburg sagt er heute: "Klar habe ich meinen Wechsel irgendwann3 bereut. Sportlich habe ich mich jedenfalls nicht verbessert."
Auch in den Reihen der Braun-Weißen hat man "Lude", wie der 26-Jährige liebevoll genannt wird, nicht vergessen: "Die Verbindung besteht noch. Er ist ein unglaublich guter Fußballer und ich finde es schade, dass er damals weggegangen ist, als Typ. Er ist ein Spieler, der auch mal gelobt werden möchte. Hier hat er seine Streicheleinheiten regelmäßig bekommen und war aus der Mannschaft nicht wegzudenken, sagt St. Paulis Florian Bruns.
Geschenke werden am Sonnabend im Stadion der Freundschaft aber nicht verteilt. Alexander Ludwig, der in bislang sechs Partien in Cottbus zum Einsatz kam, hofft auf seine Chance gegen den Ex-Klub: Der Trainer weiß, dass es ein ganz besonderes Spiel für mich ist. Klar ist aber auch, dass von mir noch mehr kommen muss. Ich möchte wieder in die Form kommen die ich bei St. Pauli hatte."
Nicht nur die Leistungen Ludwigs schwankten beim Gegner in dieser Spielzeit bislang. Vier Siegen stehen drei Niederlagen und zwei Remis gegenüber. Zuletzt kassierte Energie gegen Eintracht Braunschweig (1:3) und Fortuna Düsseldorf (2:4) zwei Auswärtspleiten. Gerade deshalb warnt St. Paulis Coach Schubert: "Wieder eine Mannschaft, die die Wende will. Wir stellen uns auf eine hitzige Atmosphäre ein. Da müssen wir von Beginn an präsent sein."
Neben der sportlichen Krise plagen die Cottbuser erhebliche personelle Sorgen. Top-Stürmer Dimitar Rangelow und Verteidiger Roger sind gesperrt. Zudem fallen Markus Brzenska, Daniel Adlung, Christian Müller und Alexander Bittroff verletzt aus.
Beim FC St. Pauli sucht Schubert nach dem Ersatz für den am Sprunggelenk verletzten Innenverteidiger Lasse Sobiech. Fabio Morena und Ralph Gunesch bewerben sich um die Rolle neben Markus Thorandt. Weil Gunesch gegen Aue nach seiner Einwechslung nur bedingt überzeugen konnte, scheint Kapitän Morena die Nase leicht vorn zu haben. Schubert liebäugelt auch mit einer Umstellung auf eine Doppelsechs im Mittelfeld. Dort könnten dann neben Fabian Boll Dennis Daube, Florian Bruns, Morena oder Patrick Funk auflaufen.
Erstmals seit dem 2:1-Auswärtssieg in Bochum am 4. Spieltag gehört Spielmacher Charles Takyi wieder zum Kader. Stürmer Rouwen Hennings wird indes mit der zweiten Mannschaft der Kiezkicker in der Regionalliga gegen Hannover 96 II antreten. Unterstützt werden die St. Paulianer am Sonnabend in Cottbus von rund 2000 Fans. Kommt es zum dritten Auswärtssieg der Saison, treten Spieler und Fans die 415 Kilometer lange Heimreise wieder als Mitglied des oberen Trios an. Zumindest für einen Tag.