Mit Schubkarren, Gebläse und Schiebern räumen 30 Helfer den mit Schnee bedeckten Platz für das Heimspiel der Kiezkicker gegen Kaiserslautern.

Hamburg. Am Sonntag wurden dem FC St. Pauli bei der 0:3-Niederlage in Bremen grün-weiße Streifen noch zum Verhängnis, doch am Freitagvormittag birgt diese Farbkombination neue Hoffnung für den Kiezklub. Denn die eigenen Anhänger und Mitarbeiter eines Garten- und Landschaftsbaubetriebs sorgen seit den Morgenstunden dafür, dass der Rasen am Millerntor nach und nach wieder unter der weißen Schneedecke hervorschimmert.

Es sieht also gut aus für heute Abend, das Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern (20.30 Uhr, im Liveticker auf abendblatt.de ) kann trotz des Hamburger Wintereinbruchs von Schiedsrichter Knut Kircher angepfiffen werden. Laut St.-Pauli-Sprecher Christian Bönig wird keine besondere Platzbegehung nötig sein: "Der Platz ist gut und bespielbar."

Dafür werden die rund 30 mit Schiebern, Gebläsen und Schubkarren ausgerüstete Helfer bis zum Anstoß Sorge tragen. Nun müssen nur noch die Profis von Trainer Holger Stanislawski ihren Teil der Pflicht erledigen und gegen Angstgegner Kaiserslautern den zweiten Heimsieg der Saison einspielen. Und wenn es bei erwarteten minus sieben Grad ein Zittersieg werden sollte, dürfte es den Fans auch ziemlich egal sein.

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"Es ist für uns eine Zeit angekommen", heißt es in einem deutschen Volkslied, "die bringt uns eine große Freud. Übers schneebedeckte Feld wandern wir, wandern wir durch die weite, weiße Welt." Auch wenn in diesen Zeilen kaum das (Spiel-)Feld eines Fußballstadions gemeint sein dürfte, bekamen St. Paulis Trainer Holger Stanislawski und Mittelfeldspieler Matthias Lehmann gestern auf ihrem Weg zur offiziellen Pressekonferenz vor der heutigen Partie gegen den 1. FC Kaiserslautern eine echte Schneelandschaft geboten. Mehrere Zentimeter hoch türmte sich das frisch gefallene Weiß am Millerntor auf Rasen und Tribünen.

St. Paulis Verantwortliche beeilten sich zu erklären, dass dennoch kein Grund zur Sorge bestehe. "Der Rasen wird am Freitag vom Schnee befreit", erklärte Sprecher Christian Bönig. "Und sollten nicht noch 35 oder gar 50 Zentimeter Neuschnee kommen, wird es kein Problem sein, hier ein vernünftiges Fußballspiel durchzuführen." Die Rasenheizung laufe bereits seit Montag, sei aber nur dazu da, den Boden vom Frost zu befreien. Für das Entfernen des Schnees sind nun heute bis zu 50 Helfer eines Garten- und Landschaftsbaubetriebs verantwortlich.

Später am Abend sollen dann Spieler in Braun-Weiß die Verantwortung übernehmen, vor allem beim Torabschluss, an dem es zuletzt so sehr haperte, aber auch in der Führung der Mannschaft generell. Denn eines scheint klar, echte Winterfreude wie im Volkslied wird sich beim Kiezklub nach sechs Spielen in Folge ohne Sieg nur bei einem Erfolg gegen den Mitaufsteiger aus der Pfalz einstellen. "Wir wissen um die Wichtigkeit und die Brisanz dieser Partie", sagte Stanislawski. "Natürlich gibt es den einen oder anderen, der mehr Verantwortung auf dem Platz hat. Wir haben Kapitäne, haben Spieler mit Erfahrung, Spieler, die gut drauf sind. Von denen erwarte ich natürlich, dass sie auch einen gewissen Einfluss auf die Partie nehmen."

Die Kapitäne sind Fabio Morena, der nach überstandener Innenbandverletzung für den rotgesperrten Markus Thorandt in die Innenverteidigung rücken könnte, sowie Interimsspielführer Marius Ebbers. Beide wollten sich in dieser Woche nicht zu den aktuellen Entwicklungen rund um das Team äußern. Während Morena nicht zu Interviews bereit war, weil er nicht von außen urteilen wollte, ließ Ebbers ausrichten, er wisse nicht, was er seinen Aussagen aus den vergangenen Wochen noch hinzufügen sollte.

Dabei hatte das 0:3 in Bremen durchaus die eine oder andere Frage aufgeworfen: nach Verantwortlichkeiten oder auch Spieldetails wie der mangelnden Abstimmung von Ebbers und Mittelfeldmotor Lehmann. "In Bremen sind Missverständnisse zwischen mir und Ebbe ein paarmal mehr vorgekommen, was natürlich nicht so gut ist", meinte Lehmann, der zwar kein Amt ausübt, wegen seiner Schlüsselposition und Erfahrung aber ebenfalls ein Führungsspieler ist. "Das kann man durch Kleinigkeiten verbessern. Da sollte man sich nicht aufreiben."

Lehmann gibt zu, dass in der Mannschaft nach der Negativserie Anspannung zu spüren sei. "Wir wissen, dass es bei uns in den letzten Wochen zwar meistens spielerisch, aber eben nicht vom Ergebnis her gestimmt hat", sagte der 27-Jährige. "Wir müssen jetzt einfach Tore erzwingen, egal ob 30 oder zehn Meter vor dem Tor die Verantwortung übernehmen und das Ding einfach reinknallen." Gerade wegen des Einheitsballs "Torfabrik" gehe mit ein bisschen Glück die Kugel auch schon mal in den Winkel, doch dafür müsse man auch so oft wie möglich schießen.

Ein weiterer Offensivspieler, der wegen seiner Erfahrung in der aktuellen Situation umso mehr gefragt wäre, ist Gerald Asamoah. Der Ex-Nationalspieler ist ob seiner Leistungen in den vergangenen Spielen allerdings keineswegs gesetzt. Trainer Stanislawski hatte angekündigt, die Besetzung aller Positionen hinterfragen zu wollen. Zu welchem Schluss er dabei kam, wollte er gestern allerdings noch nicht verraten. Nur so viel: Es habe im Training Spieler gegeben, die es ihm unmöglich machten, auf sie zu verzichten, und solche, die das Gegenteil schafften. Den endgültigen Kader will Stanislawski erst heute nach einer Vormittagseinheit (11 Uhr) an der Kollaustraße bekannt geben. Erst dann steht also fest, wer heute Abend mit ihm durch die hoffentlich nicht mehr ganz so weiße, weite Welt des Millerntor-Stadions wandern darf.