Eine Straßengang, die auch im Umfeld des Vereins FC St. Pauli agiert, soll am vergangenen Sonntag die Überfälle auf die Polizei verübt haben.
Hamburg. Es kam, wie es viele befürchtet hatten. Während und unmittelbar nach dem Zweitligaspiel des FC St. Pauli am Sonntag gegen Hansa Rostock lieferten sich Chaoten Straßenschlachten mit der Polizei. An verschiedenen Stellen wurden im Stadtteil Beamte angegriffen. Anders als bei den jüngsten Auseinandersetzungen im Januar in der Sporthalle Hamburg oder auch vorangegangenen Zusammenstößen demonstrierten Verein und Behörden Einigkeit. Bereits am Tag danach begann die gemeinsame Suche nach den Tätern, die im erweiterten Umfeld des Vereins vermutet werden.
"Wir verurteilen jede Form von Gewalt, egal von wem sie ausgeht. Wir werden die Ereignisse in den nächsten Tagen mit der gebotenen Gründlichkeit und Sachlichkeit analysieren und in Gesprächen mit der Polizei und dem Fanladen aufarbeiten. Dann können wir uns ein eigenes Urteil bilden und notwendige Maßnahmen ableiten", hieß es in einer Stellungnahme des Präsidiums, das "eine klare und zeitnahe Aufklärung der Vorkommnisse" ankündigte: "Der FC St. Pauli wird das in seiner Macht Stehende tun, um Straftaten, die unter dem Deckmantel eines Fußballspiels und eines Fußballklubs begangen werden, entgegenzutreten. Sollten diese erwiesen sein, werden wir entschlossen und konsequent handeln."
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Es sei, wie Medienchef Christian Bönig ergänzte, demnach noch gar nicht sicher, ob die Täter tatsächlich zu St. Paulis unmittelbarer Fanszene gehören: "Wir haben von einer größeren Gruppe gehört, die weder im Stadion noch bei der Protestkundgebung auf dem Südtribünenvorplatz dabei war und dann im Bereich Paulinenplatz/Paulinenstraße vermummt Polizisten angegriffen haben soll. Das ist aber alles noch halb gar und zumindest momentan schwer zu bewerten."
Nach Abendblatt-Informationen soll es sich dabei um Mitglieder der "St. Pauli Warriorz" handeln, einer insgesamt mehr als 100 "Krieger" starken Straßengang, die sich wiederum aus dem Umfeld der "187 Strassenbande" rekrutiert. Die kriminelle und polizeibekannte Gruppe erfreut sich regen Zulaufs und hat sich nach Einschätzungen von Insidern in den vergangenen zwölf Monaten um das Vier- bis Fünffache vergrößert. Innerhalb der Fanszene waren die "Warriorz" in der Vergangenheit schon häufiger durch Gewalttaten und Auseinandersetzungen mit Hooligan-Gruppen anderer Vereine negativ aufgefallen. Sie sind weder ein eingetragener Fanklub, noch besuchen sie regelmäßig Spiele des FC St. Pauli. Vor allem bei Partien mit hohem Konfliktpotenzial und anderen Veranstaltungen im Stadtteil mit großem Sicherheitsrisiko wie dem Schanzenfest oder Kundgebungen am 1. Mai suchen die mehrheitlich jugendlichen Mitglieder die Gewalt. Offenbar 40 "Warriorz" sollen die Beamten in einer gezielten Aktion am Sonntag um 15.30 Uhr auf dem Paulinenplatz angegriffen haben. Die sieben festgenommen Randalierer sind nach Angaben von Polizeisprecherin Ulrike Sweden alle wieder auf freiem Fuß. Sie müssen sich wegen Landfriedensbruchs verantworten. Neben sechs Anhängern des FC St. Pauli ist darunter allerdings auch ein Rostocker, der an der Hamburger Hochstraße festgenommen worden war, weil er während der angemeldeten Demonstration der Rostock-Fans am Vormittag einen Böller gezündet hatte. Laut Polizei gingen im Laufe des Montags 20 weitere Anzeigen gegen St. Paulianer ein, die nicht festgenommen wurden, deren Personalien aber während der Ausschreitungen aufgenommen worden waren. Darunter sollen nach Abendblatt-Informationen allerdings keine Mitglieder der Fangruppierung Ultra Sankt Pauli sein.
Daher dürfte sich der Verdacht von Innensenator Michael Neumann, SPD, wonach es sich bei den Tätern nicht um Fußballfans, sondern Straftäter handele, in den kommenden Tagen weiter erhärten. "Ich habe kein Verständnis für Menschen, die den Fußball für ihre Gewaltfantasien missbrauchen. Anstatt sich am Sonntag über das schöne Ergebnis zu freuen, haben Randalierer Beamte angegriffen und zwei Polizisten verletzt, die erheblich zu Schaden gekommen sind", sagte Neumann dem Abendblatt.
Der FC St. Pauli hat möglicherweise mehr als ein Fanproblem. Der Klub sieht sich mit Kriminellen konfrontiert. Den "Warriorz".