Die Feierlichkeiten gerade überstanden, widmet sich Helmut Schulte, Sportchef des Aufsteigers FC St. Pauli, wieder seinem Kerngeschäft.
Hamburg. Der Saisonabschluss geht für Helmut Schulte nahtlos in die Planung der neuen Spielzeit über. Im Interview spricht der 53-Jährige über große Sprünge, Saisonziele und die Gabe, auch mal Nein zu sagen.
Abendblatt: Herr Schulte, alle sind in Feierlaune auf St. Pauli. Besteht die Gefahr, dass sich das in der nächsten Saison ändert, sollte die Mannschaft eine Niederlagenserie hinlegen?
Schulte: Nur wenn wir völlig unrealistische Erwartungen haben. Eines ist doch klar: Wenn ein Verein wie der FC St. Pauli aufsteigt, dann geht es um den Klassenerhalt. Uns geht es nebenbei vor allem darum, den Verein auf drei Säulen weiterzuentwickeln. Stadion, Trainingsgelände, Mannschaft. Nach dieser Erstligasaison wollen wir besser dastehen als vorher. Das ist das Ziel.
Sie sagen immer, alles müsse Schritt für Schritt gehen. Hat der Klub mit dem Aufstieg einen Schritt ausgelassen?
Ja, es fühlt sich an, als hätten wir zwei Schritte gemacht. Es war nicht zu erwarten, dass wir zu den besten drei Vereinen der Liga gehören.
Ändert das etwas an der Saisonplanung des Klubs?
Nein, wir sind gut aufgestellt und haben vorerst das gleiche Ziel: 102 Punkte.
Dazu brauchen sie sicher den einen oder anderen neuen Spieler.
Wir sind in der glücklichen Situation, dass wir 23 Spieler unter Vertrag haben, mit denen wir locker eine Erstligasaison angehen können und dabei das Gefühl haben, den Klassenerhalt schaffen zu können. Trotzdem versuchen wir, jeden Mannschaftsteil zu verstärken und die erste Elf besser zu machen.
DIE KIEZKICKER FEIERN TROTZ NIEDERLAGE
Alle Mannschaftsteile bezieht die Torwartposition mit ein. Ist Mathias Hain als Nummer eins nicht gesetzt?
Vor der Saison ist kein Torwart als Nummer eins gesetzt. Fest steht, dass wir mit drei Torhütern in die nächste Saison gehen. Zwei haben wir bereits unter Vertrag, für die dritte Position steht Patrik Borger bereit - oder eben jemand anders.
Können Sie sich überhaupt große Sprünge erlauben?
Unser Etat liegt bei rund 40 Millionen Euro, davon geht ein kleiner Teil in den sportlichen Bereich. Ich gehe davon aus, dass es kaum einen Bundesliga-Verein gibt, der für seine Mannschaft weniger Geld ausgibt als wir.
Wie erklären Sie Spielern, die keinen Vertrag bekommen, dass sie gehen müssen?
Wir haben immer ungefähr 25 Spieler unter Vertrag. Da sind mindestens fünf dabei, die wenig spielen. Warum sollten wir die Verträge mit denen verlängern? Warum nicht versuchen, Spieler zu verpflichten, die uns besser machen? Eigentlich müssten diese Spieler sich freuen, dass sie woanders hinkommen, wo sie vielleicht zur Führungspersönlichkeit werden. Das ist eine Entscheidung für die Spieler. Das ist natürlich schwer zu vermitteln. Aber ich bin kein Weihnachtsmann, der Geschenke verteilt, die er nicht selbst gekauft hat. Wenn ich überzeugt bin, dass es richtig ist, dann kann ich auch Nein sagen.
Im letzten Abendblatt-Interview sagten Sie, dass St. Pauli den internationalen Spielermarkt nicht abdecken kann. Gilt das weiterhin?
Grundsätzlich ja. Wir haben jedoch angefangen, den skandinavischen Markt zu beobachten, weil wir glauben, dass da für uns gute Möglichkeiten liegen.
Trainer Holger Stanislawski hat angedeutet, dass er es begrüßen würde, wenn der Trainerstab erweitert würde.
Wir sind mit sechs Fußballlehrern im sportlichen Bereich bestens aufgestellt und brauchen kaum einen Vergleich zu scheuen. Möglicherweise werden wir da aber noch etwas machen.