Hamburg. Der Nationalspieler spricht nach dem Double-Gewinn mit Leverkusen über den neuen HSV-Sportvorstand, mit dem er Europameister wurde.
Es war schon nach Mitternacht, als Florian Wirtz mit seiner Goldmedaille um den Hals und einer Sonnenbrille auf dem Kopf das Olympiastadion verließ. Der 21-Jährige hatte zwei Stunden zuvor den dritten großen Titel seiner noch jungen Karriere geholt. Beim DFB-Pokal-Triumph gegen den 1. FC Kaiserslautern hatte Wirtz mal wieder unter Beweis gestellt, warum er der aktuell wahrscheinlich beste deutsche Fußballer ist. Trainer Xabi Alonso, der Bayer Leverkusen mit dem Double zum größten Erfolg der Vereinsgeschichte geführt hat, musste den Dribbelkünstler sogar mit einer Umarmung während des Spiels ein wenig in dessen Spielfreude bremsen. „Flo will immer Spaß haben und schnell spielen. Aber hier habe ich ihm gesagt: Wir müssen das Spiel beruhigen“, erklärte Alonso hinterher die Szene.
Unglaubliche Saison für Wirtz, der 49 Spiele machte
Für Wirtz war der Pokalsieg die Krönung einer unglaublichen Saison, in der er 49 Pflichtspiele in drei Wettbewerben bestritt (18 Tore/20 Vorlagen). Seinen ersten großen Titel hatte er vor drei Jahren mit der deutschen U-21-Nationalmannschaft gewonnen. Unter Trainer Stefan Kuntz wurde Wirtz Europameister. Ein Jahr zuvor hatte ihn der neue HSV-Sportvorstand zum bis dahin jüngsten U21-Nationalspieler der DFB-Geschichte gemacht (17 Jahre, 5 Monate, 6 Tage).
„Wir haben noch immer ab und zu Kontakt“, sagte Wirtz vier Jahre später im Gespräch mit dem Abendblatt. Dass Kuntz nun als Manager in die Zweite Liga zum HSV gegangen ist, hat Wirtz zwischen dem Finale in der Europa League und dem Finale im DFB-Pokal natürlich mitbekommen. „Ich habe ihn als einen sehr guten Menschen in Erinnerung“, sagt Wirtz, der sechs Länderspiele für die U21 unter Kuntz gemacht hat. Drei davon bei der U-21-EM in Slowenien und Ungarn.
Wirtz wünscht Kuntz für neue Aufgabe beim HSV viel Erfolg
Mit zwei Toren im Halbfinale gegen die Niederlande (2:1) hatte Wirtz die Deutschen ins Endspiel geführt. Die DFB-Auswahl war als Außenseiter in das Turnier gestartet, konnte aber mit einem großen Teamgeist überzeugen. „Stefan Kuntz ist ein Mensch, der eine Mannschaft gut formen kann und immer einen guten Draht zu den Spielern hat. Das ist seine größte Stärke“, sagt Wirtz über den 61-Jährigen, der am vergangenen Donnerstag beim HSV vorgestellt wurde. „Ich glaube, dass er eine schöne Aufgabe gefunden hat und ich hoffe, dass er in Hamburg erfolgreich sein wird. Ich wünsche ihm alles Gute“, sagte Witz über den neuen HSV-Sportvorstand, der bereits die Planungen für die neue Saison vorantreibt.
Für Wirtz und Ex-HSV-Verteidiger Jonathan Tah, der unter Kuntz ebenfalls 2019 eine U-21-EM spielte, geht es in der kommenden Woche bereits bei der Nationalmannschaft in Weimar mit dem Trainingslager für die Heim-EM weiter. Dort zählen die Leverkusener Double-Gewinner, zu denen auch Robert Andrich gehört, zu den Hoffnungsträgern.
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Am 14. Juli will Wirtz dann nach Berlin zurückkehren und im Olympiastadion seinen vierten großen Titel holen und erneut Europameister werden. So wie es ihm Kuntz vor 28 Jahren bei der EM in England vorgemacht hat. Da war Wirtz noch nicht einmal geboren ...