Hamburg. Überraschende Wende im Zukunftspoker: Trotz Kühne-Kontakt war Gremium vom Ex-Bayern nicht überzeugt. Technischer Direktor soll kommen.

Zu Hause ist es bekanntlich am Schönsten. Das gilt natürlich auch für HSV-SportvorstandJonas Boldt, der nach drei Tagen in der Schweiz beim Prozess von Mario Vuskovic am Donnerstag wieder in seine Wahl-Heimat Hamburg zurückkehrte. Und das Beste aus Boldts Sicht: Die nach fünf Jahren liebgewonnene Hansestadt dürfte auch zukünftig sein Zuhause bleiben.

Wie das Abendblatt am Donnerstag erfuhr, gibt es offenbar ein Umdenken im Aufsichtsrat. Nachdem die Kontrolleure in den vergangenen Tagen und Wochen fieberhaft auf der Suche nach einem Boldt-Nachfolger waren, soll man sich im Personalausschuss des Aufsichtsrats nun offenbar doch einen Verbleib des 42-Jährigen vorstellen können. Nun müsste Boldt nur noch das gesamte Sechsergremium mit seiner Saisonanalyse und seinem Ausblick in die Zukunft überzeugen.

HSV-Aufsichtsrat: Boldt statt Salihamidzic

Ein Trumpf in den Gesprächen mit den Kontrolleuren soll ausgerechnet eine Boldt-Idee sein, die vor zwei Jahren auf der Zielgeraden scheiterte. Seinerzeit hatte der Sportvorstand einen Technischen Berater einstellen wollen und sich für Sascha Lense entschieden. Der frühere Sportpsychologe von Manchester United hatte bereits zugesagt, eine Beschlussvorlage (inkl. Gehalt von monatlich 15.000 Euro) lag vor, am Ende wurde aus dem Plan aber nichts.

Nun also Boldts zweiter Versuch, wobei Lense (mittlerweile im Trainerteam von Danny Röhl bei Sheffield Wednesday) nicht mehr zur Verfügung steht. Trotzdem soll der Aufsichtsrat Boldts Idee, sich Unterstützung für den sportlichen Bereich zu holen, mittlerweile unterstützen. Doch warum der Sinneswandel?

Kontrolleure kontaktierten mehrere Kandidaten

Da gibt es zwei Antworten. Erstens: Weil alle kontaktierten Kandidaten (wie zum Beispiel Jörg Schmadtke, Oliver Bierhoff, Ralf Rangnick) absagten. Und zweitens: Weil die angestrebte große Lösung dem Aufsichtsrat auch zu teuer war.

Eine mögliche dritte Antwort: Weil man nicht durch alle Türen durchgegangen ist, die offen standen. Nach Informationen des Abendblatts hatten Kontrolleur Markus Frömming, der entgegen mehreren Gerüchten nicht als neuer Vorstand zur Verfügung steht, und Milliardär Klaus-Michael Kühne kürzlich auch Kontakt zu Vertrauensleuten von Hasan Salihamidzic. Es gab sogar die Idee, den früheren Hamburger zusammen mit dem ehemaligen Bayern-Kaderplaner Marco Neppe an die Elbe zu lotsen.

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Doch ähnlich wie bei Felix Magath, der sich nach einem ersten Treffen selbst noch einmal über die Mailbox von Aufsichtsratschef Michael Papenfuß ins Spiel brachte, sollen die Kontrolleure auch diese Idee nicht weiter verfolgt haben.

Macht es der HSV bei Boldt wie die Bayern bei Tuchel?

Doch ähnlich wie Salihamidzics ehemaliger Arbeitgeber Bayern München, der sich bei der Trainersuche einen Korb nach dem anderen abholt und nun am Ende tatsächlich in Erwägung ziehen soll, aus Mangel an Alternativen an Thomas Tuchel festzuhalten, scheint sich auch der HSV bei der Suche nach einem neuen Vorstand im Kreis zu drehen. Größter Nutznießer könnte nun Jonas Boldt werden, der plötzlich nicht nur bleiben, sondern auch noch Unterstützung erhalten soll.

Der HSV bleibt der HSV – und zu Hause ist und bleibt es auch für Boldt am schönsten.