Braunschweig. Durch einen deutlichen Sieg bei Eintracht Braunschweig hat der HSV den Druck auf Fortuna Düsseldorf noch einmal erhöht.
Robert Glatzel erlebte bekannte Gefühle. Mit zwei Toren führte der HSV-Stürmer seine Mannschaft am Sonnabend zum 4:0 (2:0)-Auswärtssieg bei Eintracht Braunschweig. Genau wie im Juli 2022, als der Torjäger die Hamburger an der Hamburger Straße im Alleingang zum Auftaktsieg in die Saison schoss. Nun also das Déjà-vu. Auch wenn es im Aufstiegsrennen der 2. Bundesliga womöglich zu spät kommt. Zumindest hat der HSV seine letzte Chance gewahrt und den Druck auf den Drittplatzierten Fortuna Düsseldorf erhöht.
Glatzel trifft gegen seinen Lieblingsgegner
Glatzel hätte den HSV gegen seinen Lieblingsgegner – gegen keinen anderen Club traf er häufiger (7) – sogar noch zu einem höheren Sieg führen können. Doch der Mittelstürmer vergab in der ersten Halbzeit gegen schwache Braunschweiger noch zwei weitere Chancen.
Der HSV hatte von Beginn an keine Probleme mit den Niedersachsen, die sich weiterhin im Abstiegskampf befinden. Schon nach 30 Sekunden hätte Ransford Königsdörffer die Hamburger in Führung schießen können, zielte nach Flanke von Jean-Luc Dompé aber zu ungenau. Königsdörffer und Dompé durften nach langer Zeit mal wieder zusammen auf den Flügeln wirbeln und machten das gut.
Glatzel beendet persönliche Durststrecke
Genau wie Immanuel Pherai, der erstmals nach Braunschweig zurückkehrte und das 1:0 durch Glatzel mit einem Steckpass auf Lukasz Poreba einleitete. Der Pole, der für den verletzten Ignace Van der Brempt in die Startelf rückte, leitete weiter zu Glatzel, der frei vor Eintracht-Torwart Ron-Thorben Hoffmann cool blieb und seine Durstrecke beendete (10.). Es war der erste Glatzel-Treffer nach acht Wochen.
Und es sollte nicht der letzte bleiben. Nach einer Flanke von Königsdörffer schnürte Glatzel per Brust den Doppelpack (22.). Saisontor Nummer 18 für den 30-Jährigen. Damit ist er wieder im Rennen um die Torjägerkanone, liegt aber noch drei Treffer hinter Herthas Haris Tabakovic (21).
Eintracht-Tor nach Foul an Raab annulliert
Kurz nach der Halbzeit wurde es noch einmal kurz spannend, als Braunschweig den Anschlusstreffer bejubelte. Johan Gomez hatte aus kurzer Distanz abgestaubt (49.). Schiedrichter Daniel Siebert schaute sich die Szene aber noch einmal auf dem Bildschirm an – und nahm den Treffer zurück. Braunschweigs Fabio Kaufmann war HSV-Torhüter Matheo Raab zuvor auf die Hand gestiegen. Anders als vor einer Woche gegen Kiel, als Sascha Stegemann ein Foul an Raab nicht ahndete, wurde der Treffer annulliert.
Der HSV konnte den Braunschweigern in der Folge das Spiel überlassen und die Führung verwalten. Trainer Steffen Baumgart wechselte dreifach und hatte ein gutes Händchen. Masaya Okugawa (für Königsdörffer) leitete prompt über Linksaußen ein, Bakery Jatta (für Dompé) vollendete auf Rechtsaußen. Wieder lautete der Vorbereiter Poreba. 0:3 nach 69 Minuten – das war die Vorentscheidung. Unter den 22.167 Zuschauern im ausverkauften Eintracht-Stadion jubelten jetzt nur noch die HSV-Fans.
Einzig der eingewechselte Andras Nemeth dürfte an diesem Tag nicht ganz glücklich gewesen sein. Der Ungar vergab die große Chance, seinen ersten Treffer seit mehr als einem Jahr zu erzielen. Der 21-Jährige traf freistehend nur den Pfosten (83.). Besser machte es wenig später Ludovit Reis, der aus 20 Metern zum Endstand traf (84.). Kurz vor Schluss traf Miro Muheim aus der Distanz noch den Außenpfosten. Es blieb am Ende aber beim 4:0. Der HSV darf im Aufstiegsrennen wieder ein wenig hoffen.
HSV rettet die Stimmung vor dem Stadtderby
Für die Hamburger ging es auch darum, sechs Tage vor dem Stadtderby gegen den FC St. Pauli die Stimmung aufrecht zu halten. Schon jetzt steht fest, dass St. Pauli in der Tabelle erstmals überhaupt seit Einführung der Bundesliga vor dem HSV stehen wird. Eine Niederlage in Braunschweig hätte bei den Fans schon vor dem Spiel am Freitag für die totale Frustration gesorgt. So kann der HSV aller Voraussicht nach zumindest aus eigener Kraft verhindern, dass St. Pauli im Volkspark vorzeitig den Aufstieg feiert.
- 15 Jahre Werder-Wochen: Erlebt der HSV nun ein neues Trauma?
- Schonlau wird deutlich: „Jeder muss sich hinterfragen“
- Pherai als Sinnbild - Warum der Neuzugang noch Probleme hat
Die Aufstellungen
Braunschweig: Hoffmann - Kurucay, Bicakcic, Nikolaou - Rittmüller, Krauße, Donkor - Kaufmann, Helgason - Gomez, Philippe.
HSV: Raab - Reis, Hadzikadunic, Schonlau, Muheim - Meffert (86. Heyer) - Poreba, Pherai (74. Suhonen) - Königsdörffer (67. Okugawa), Glatzel (67. Nemeth), Dompé (67. Jatta).
Tore: 0:1 Glatzel (10.), 0:2 Glatzel (22.), 0:3 Jatta (69.) 0:4 Reis (84.).