Hamburg. HSV-Finanzvorstand und die Arbeitsgruppe Rechtsform hatten auf der Mitgliederversammlung eine Niederlage erlitten. Wie es weitergeht.

Am vergangenen Sonnabend wollte Eric Huwer nichts sagen. Nachdem die HSV-Mitglieder auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung zwar für einen Rechtsformwechsel in eine KGaA, aber gegen die Veräußerung weiterer Anteile gestimmt hatten, wollte der HSV-Finanzvorstand zunächst einmal die Situation in Ruhe analysieren, um sich dann mit etwas Abstand zum weitren Vorgehen zu äußern.

Die Niederlage war Huwer und den Mitgliedern der sogenannten „Arbeitsgruppe Rechtsform“ am vergangenen Wochenende ins Gesicht geschrieben. Die Verantwortlichen hatten offenbar schlicht nicht damit gerechnet, dass Teile der Mitglieder den Verkauf von bis zu 50 Prozent der e.V.-Anteile blockieren würde. Zumal die Investoren keinen direkten Einfluss auf das operative Geschäft gehabt hätten. Stattdessen bleibt es vorerst bei 68,2 Prozent e.V.-Anteile, weitere Anteilsverkäufe sind vorerst nicht möglich.

HSV News: Huwer kämpft um hohe Millionensumme

Mit etwas zeitlichem Abstand äußerte sich Huwer nun auf der HSV-Website. Zwar werte er die Zustimmung für den Rechtsformwechsel und den transparenten Prozess als „großen Erfolg“. Gleichzeitig machte der Finanzvorstand aber deutlich, dass er sich auch eine Zustimmung für den zweiten Antrag gewünscht hätte. Insgesamt hätte der HSV durch die 18,2 Prozent Anteile, die der Verein bis zur 50-Prozent-Grenze noch hätte veräußern können, wohl einen sehr hohen achtstelligen Betrag einneinnehmen können.

„Richtig ist, dass wir die zwei Anträge schon als einen zusammenhängenden Schritt betrachtet haben. Und wir haben sehr deutlich erklärt, warum der jetzige Zeitpunkt auch der richtige ist, um die Möglichkeit zu schaffen, aus einer gestärkten Position neues Eigenkapital einwerben zu können, auch um die Entschuldung des HSV zu forcieren sowie die Maximierung unserer wirtschaftlichen Souveränität und den Club zukunftstauglicher für jegliche Szenarien aufzustellen“, sagte Huwer. „Die Ausgabenotwendigkeiten morgen werden steigen, die nachhaltige Antwort darauf sind wirksame Investitionen heute. Ein Verharren im Status Quo widerspricht unseren Ambitionen.“

„Supporters Trust“ soll weiter vorbereitet werden

Weil keine weiteren Anteile verkauft werden können, kann auch der angedachte „Supporters Trust“ vorerst nicht entstehen. Über dieses Modell hätten Anhänger die Möglichkeit gehabt, auch mit kleineren Geldbeträgen in den HSV zu investieren. Weil die formelle Gründung dieses Supporters Trust allerdings teuer geworden wäre, wollten die HSV-Verantwortlichen zunächst einmal das Ergebnis der Abstimmung abwarten. Im Nachhinein war dies offenbar die richtige Entscheidung.

Trotzdem kündigte Huwer an, dass man das Modell weiter im Auge behalten werde. „Wir wollen die kommenden Wochen und Monate nutzen, um diesbezüglich weitere vorbereitende Maßnahmen sowie Strukturen zu prüfen und auch diesbezüglich den Austausch mit der interessierten Mitgliedschaft zu suchen respektive zu halten“, sagte er.

Wie viele Mitglieder kommen zur nächsten Abstimmung?

Die größte Herausforderung für die Verantwortlichen bleibt allerdings, die geplante Neuabstimmung über die Veräußerung weiterer Anteile bestmöglich vorzubereiten. In Wilhelmsburg hatte insbesondere eine Fraktion der aktiven Fanszene geschlossen gegen den zweiten Antrag gestimmt. Auch Supporters-Club-Chef Sven Freese, der beide Anträge befürwortete, hatte im Vorfeld nicht auf diese Gruppe einwirken können.

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Da perspektivisch nicht damit zu rechnen ist, dass sich diese Gruppe der HSV-Mitglieder vor einer erneuten Abstimmung umentscheiden wird, geht es für die HSV-Verantwortlichen darum, möglichst viele Mitglieder zu mobilisieren, die nicht dieser Ultra-Szene angehören. Am Wochenende waren es gerade einmal 437 Mitgliederstimmen, die über die potenziellen Millionen entschieden hatten. Insgesamt gibt es im HSV jedoch rund 109.000 Mitglieder.

Schlusswort Huwer: „Wir haben aus unserem Zusammenhalt einen ersten großen Meilenstein erreicht, jetzt führen wir den Diskurs und transparenten Austausch in dieser Art und Weise voller Überzeugung fort.“