Hamburg. 2014 rettete der Trainer die Hamburger nur äußerst knapp gegen Fürth. Nun spricht er über Walter, Baumgart und seinen nächsten Job.
Mirko Slomka kommt gerade von einem Fußballkongress in Zürs am Arlberg, als er sich am Mittwochnachmittag via „Zoom“ zum Abendblatt-Podcast„HSV, wir müssen reden“ dazu schaltet. Auch in den österreichischen Alpen ging es für Slomka zwischen Fußballtennis, gemeinsamen Ski-Abfahrten und Podiumsdiskussionen mit Ex-Stars wie Marco van Basten, HSV-Vizepräsident Bernd Wehmeyer und Ex-HSV-Trainer Michael Oenning auch um seinen Ex-Club. „Der HSV war ein großes Thema“, sagt Slomka.
Obwohl der 56-Jährige nur für rund ein halbes Jahr im Volkspark tätig war, wird er die emotionale Achterbahnfahrt mit der Relegation gegen Greuther Fürth wohl nie vergessen. Ein mageres 0:0 hatten die Hamburger im Hinspiel geholt, im Rückspiel reichte durch die damalige Auswärtstorregel ein 1:1 zum Klassenerhalt. „In den letzten 30 Minuten sind wir da arg ins Schwimmen geraten“, erinnert sich Slomka vier Tage vor dem erneuten Duell zwischen Fürth und dem HSV.
HSV News: Slomka erinnert sich an Relegationsdrama
Nach der frühen Führung 2014 durch Pierre-Michel Lasogga (14.) hatten die Kleeblätter durch Stephan Fürstner (59.) ausgeglichen – und danach Slomkas Nerven bis aufs Äußerste strapaziert. „Es brannte ab dem 1:1 lichterloh“, sagt er. Die kritischste Szene gab es in der 88. Minute, als Heiko Westermann über den Ball schlug und Fürth in Person von Ilir Azemi noch zu einer Riesenchance kam. „Ich habe nur gedacht: Was macht der da? Ist der irre, der Heiko?“, sagt Slomka und lacht. „Am Ende ist es zum Glück gut ausgegangen. Jaroslav Drobny war total cool und stand wie ein Eiswürfel auf dem Platz. Er war in der Relegation unser Rückhalt.“
Knapp zehn Jahre später gastiert der HSV am Ostersonntag nun also erneut im Fürther Sportpark Ronhof. Nicht in der Relegation, sondern im mittlerweile sechsten Zweitligajahr. „Der HSV ist klar Favorit. Der Trainerwechsel zu Steffen Baumgart hat große Euphorie ausgelöst. Er ist ein ganz, ganz toller Kollege. Ich habe sehr lange mit ihm am Saisonanfang telefoniert, als er noch Trainer in Köln war“, sagt Slomka, der auch von Robert Glatzel („Hätte auch Eintracht Frankfurt gut zu Gesicht gestanden.“) und Laszlo Benes („Den wollte ich damals auch unbedingt nach Hannover holen“) schwärmt.
Slomka hält Relegationsplatz drei derzeit für realistisches HSV-Szenario
Auch den Trainerwechsel im Volkspark hält er für den richtigen Schritt. „Der größte Unterschied zwischen Tim Walter und Steffen Baumgart ist aus meiner Sicht, dass Tim so eine Art Papa der Mannschaft war. Er hat die Spieler gegen jeden und alles beschützt, er hat immer seine Flügel über das Team ausgebreitet. Bei Steffen hat man eher das Gefühl, dass er ein Teil der Mannschaft ist, er ist einer, der noch näher dran ist“, sagt Slomka, der mit einer Relegation zwischen Bundesligist 1. FC Köln und dem HSV rechnet. „Mein persönliches Empfinden ist, dass St. Pauli nicht mehr einholbar ist. Ich bin auch nicht ganz so optimistisch wie Steffen Baumgart, dass man die Kieler noch einholen kann. Die fünf Punkte der Kieler sind ganz schwer aufzuholen“, sagt er.
Eine Rückkehr ins Trainergeschäft steht bei Slomka, der zuletzt im Jahr 2019 für seinen Heimatclub Hannover 96 an der Seitenlinie stand und heute vor allem als Experte bei „Sky“ tätig ist, nicht unmittelbar bevor. Stattdessen schwebt dem gebürtigen Hildesheimer ein Job als Sportchef vor. „Ich bin seit über 30 Jahren Trainer gewesen – und ich würde mich gerne noch mal auf einer anderen Ebene um eine Mannschaft kümmern“, sagt er.
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Dafür absolvierte er im vergangen Jahr ein Sportmanagement-Studium im schweizerischen St. Gallen. „Ich habe mich mit der Thematik Management sehr intensiv auseinandergesetzt – und es hat gefunkt“, sagt Slomka, der bereits erste Gespräche führte. „Ich war in der Winterpause schon relativ nah dran, den Zweitligaclub nenne ich jetzt nicht“, sagte Slomka, der verschmitzt in seine Videokamera lächelt, als er auf die zurückliegende Sportchefsuche bei seinem Ex-Club Schalke 04 angesprochen wird. „Am Ende gab es eine andere Option, die ich auch gut nachvollziehen kann“, sagt Slomka, der damit die am 4. Januar vorgestellte S04-Legende Marc Wilmots meinen könnte. Aber vielleicht wird im Sommer ja auch bei anderen Clubs eine Stelle frei…