Hamburg. Teile der aktiven Fanszene blockierten die Veräußerung weiterer Anteile. Mit einem Boykott hat das aber nichts zu tun. Ein Kommentar.

Am Ende mussten die HSV-Verantwortlichen akzeptieren, dass ihre Rechtsformpläne durchkreuzt wurden. Gerade mal 223 zusätzliche Ja-Stimmen hatten gefehlt. Zwar votierten die rund 450 anwesenden Mitglieder am Sonnabend bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung in der Wilhelmsburger Inselpark-Arena für einen Rechtsformwechsel von der AG in eine KGaA. Der zweite Antrag, der dem HSV den Verkauf weiterer Anteile bis zu einer Grenze von 50 Prozent ermöglicht hätte, scheiterte jedoch mit 62,2 Prozent (75 wären nötig gewesen). Weil 165 größtenteils der aktiven Fanszene angehörende HSV-Mitglieder dagegenstimmten.

Inhaltlich kann man diese Entscheidung kritisch sehen – für viele Beobachter lassen sich weitere Anteilsverkäufe ohnehin früher oder später nicht mehr verhindern, um Kapital einzusammeln. Und auch die „Arbeitsgruppe Rechtsform“ bereitet bereits eine neue Abstimmung vor.

HSV-Kommentar: Mitgliederversammlungen in Präsenz sind Teil des Vereinslebens

Den Prozess als undemokratisch zu bezeichnen, wie es manche frustrierte Mitglieder bereits vor der Abstimmung taten, ist aber falsch. Ja, der HSV lässt keine Online-Abstimmungen oder Briefwahlen zu – das mag für Mitglieder, die Hunderte Kilometer entfernt wohnen oder aus gesundheitlichen Gründen nicht anreisen können, misslich sein.

223 fehlende Ja-Stimmen sind aber gerade mal 0,2 Prozent der rund 109.000 HSV-Mitglieder, von denen mit Sicherheit nicht alle bettlägerig, im Urlaub oder auf der Geburtstagsfeier ihres Goldhamsters sind. Sonst würden auch nicht jede zweite Woche mehr als 50.000 Menschen ins Volksparkstadion pilgern.

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