Hamburg. Die Viererkette verteidigt beim 2:0-Sieg auf Schalke leidenschaftlich. Auf dem Transfermarkt wollen Boldt und Costa aber aktiv bleiben.
Auch am Sonntag blieb Guilherme Ramos kompromisslos. Beim Auslaufen nach dem 2:0 (2:0)-Sieg beim FC Schalke 04 am Sonnabendabend war der Innenverteidiger wie in den vergangenen Wochen der einzige HSV-Profi, der trotz Minusgraden in kurzer Hose durch den Volkspark joggte. Am Vorabend hatte Ramos mit einer Zweikampfquote von 100 Prozent sinnbildlich für den leidenschaftlichen Defensivkampf des HSV gestanden.
„Mit Simon Terodde und Bryan Lasme war bei Schalke vorne viel Wucht drin. Gui hat sich aber in alles reingehauen“, sagte Torhüter Daniel Heuer Fernandes, der auch das Abwehrverhalten vom zweiten Innenverteidiger Stephan Ambrosius lobte. „Er hat auch sehr viele Zweikämpfe gewonnen.“ Mittelfeldspieler Jonas Meffert brachte es anschließend auf den Punkt: „Heute wollten alle von uns verteidigen. Deshalb haben wir viele Schüsse abgeblockt, die hätten gefährlich werden können.“ Tatsächlich warfen sich neben Ramos und Ambrosius auch viele andere Hamburger in die Schalker Abschlüsse.
HSV News: Abwehr auch mehrfach im Aluminium-Glück
Zur Wahrheit gehörte aber auch, dass sich Heuer Fernandes gleich dreimal bei seinem Torgehäuse bedanken konnte, dass er das achte Saisonspiel zu null erlebte. „Wir haben auch clever verteidigt, waren nicht wild. Natürlich haben der Pfosten und die Latte uns auch teilweise gerettet“, sagte der Keeper. Thomas Ouwejan hatte einen Freistoß an die Latte (33. Minute) und einen Volleyschuss an den Innenpfosten (74.) gesetzt, Lasme in der Nachspielzeit ein weiteres Mal nur das Aluminium getroffen (90.+6).
„Die komplette Kette hat sehr gut verteidigt. Wenn man im Trainingslager alle Spieler zur Verfügung hat, ist es auch einfacher, daran zu arbeiten“, gab sich auch Trainer Tim Walter zufrieden. In Spanien habe man daran gearbeitet, „konsequent zu verteidigen und Konter schnell auszuspielen“, ergänzte er. „Das haben die Jungs sehr gut und aufopferungsvoll gemacht.“
Schalke hatte mehr Ballbesitz
Schalke hatte insgesamt mehr Ballbesitz (53:47 Prozent), deutlich mehr Ecken (11:5) und sehr deutlich mehr Torschüsse (25:8). Am Ende genügten dem HSV aber zwei eiskalt ausgespielte Angriffe, als Immanuel Pherai zunächst völlig freistehend eine perfekte Flanke des überragenden Ignace Van der Brempt 1:0 einköpfte (22.) und Laszlo Benes anschließend auf Vorarbeit von Jean-Luc Dompé aus ähnlicher Position zum 2:0 einschob (35.).
„Wir haben schöne Tore gemacht, waren mit vielen Leuten in der Box drin. Es war nicht nur Bobby (Stürmer Robert Glatzel, d. Red.), der die Leute gebunden hat, es haben auch viele Leute nachgeschoben. Das hat heute zum Erfolg geführt“, sagte Heuer Fernandes. Beide Tore waren keine Zufallsprodukte, sondern aufbauend auf Walters Prinzipien, die stets tiefe Laufwege der Achter vorsehen.
Bessere Zweikampfquote beim HSV
Entscheidend für den Sieg war trotz des statistischen Schalker Chancen-Übergewichts vor allem der Wille der Hamburger, die Zweikampfquoten von 59 Prozent am Boden und 60 Prozent in der Luft sprachen für sich. Weil Schalke im Vergleich zu anderen Zweitligisten vor der heimischen Kulisse von 61.992 Zuschauern (ausverkauft) auch selbst das Spiel machen wollte, konnte es sich der HSV erlauben, phasenweise tief zu stehen und auf Konter zu lauern.
„Es ist auch ein Entwicklungsschritt, nicht immer vorne anzulaufen, sondern auch kompakt zu stehen. Aktiv Fußball zu spielen bedeutet nicht, immer vorne raufzugehen“, sagte Heuer Fernandes, der zudem einräumte, dass ihm das seriöse 2:0 besser passte als der wilde 5:3-Sieg im Hinspiel.
HSV muss die Konter besser ausspielen
„Wenn man auswärts mit 2:0 führt, kann man dem Gegner auch mal Situationen im Spiel überlassen“, sagte auch Walter, ehe er dann doch das größte Manko im HSV-Spiel ansprach. „Dann darf man den Ball in Kontersituationen aber nicht so leichtfertig und unbedrängt herschenken.“ Auch Benes („Wir müssen unsere Konter viel besser ausspielen.“) und Meffert („Wir haben uns nicht mehr richtig getraut, hinten raus zu spielen.“) wussten, dass das Spiel auch noch hätte kippen können. Ist es aber nicht, was auch daran lag, dass die Außenverteidiger Van der Brempt und Moritz Heyer über ihre Außenbahnen so gut wie nichts zuließen.
Obwohl die defensive Viererkette auf Schalke ablieferte, stellt der HSV seine Bemühungen auf dem Transfermarkt nicht ein. Gesucht wird weiterhin ein neuer Mann für das Abwehrzentrum, weil in dieser Saison Dennis Hadzikadunic (fehleranfällig), Ambrosius (verletzungsanfällig) und Sebastian Schonlau (sehr verletzungsanfällig) immer mal wieder auszufallen drohen. „Wir schauen uns auf der Innenverteidiger-Position durchaus um. Es wäre ganz gut, wenn wir noch etwas Qualität und Quantität dazubekommen können. Das wird im Winter aber wohl schwierig“, sagte Sportvorstand Jonas Boldt am Sonnabend bei „Sport1“.
- Pherai spielte angeschlagen – aber mit besonderer Motivation
- Kommentar: Der HSV entdeckt die Formel für den Aufstieg
- Einzelkritik: Van der Brempt als Gegenteil zur Gelsenkirchener Innenstadt
Gehandelt wird der Tscheche David Zima (23), der in der italienischen Serie A beim FC Turin unter Vertrag steht. Wie das Online-Portal „Torino Granata“ berichtet, soll der HSV starkes Interesse am Innenverteidiger haben, was Sportchef Claus Costa öffentlich weder bestätigen noch dementieren wollte.
Nach Abendblatt-Informationen ist es tatsächlich völlig offen, ob sich der HSV in diesem Winter noch weiter verstärken wird. Dies gilt auch für einen Transfer des Kölner Linksverteidigers Noah Katterbach. Wenn jemand in diesem Winter kommt, muss er auch die Suchkriterien des HSV komplett erfüllen. Oder wie Ramos sagen würde: keine Kompromisse.