Gelsenkirchen. Der Ex-Profi war sowohl bei Schalke 04 als auch beim HSV Kapitän. Das Zweitliga-Spiel am Sonnabendabend schaut er sich an.
Zehn Tage ist es her, da trug Heiko Westermann wieder die Raute auf der Brust, das berühmte Vereinswappen des HSV, auch wenn er eigentlich Co-Trainer der deutschen U-19-Nationalmannschaft ist. In Spanien schlugen die Hamburger ihr Winter-Trainingslager auf, und Westermann hospitierte bei Trainer Tim Walter.
„Ich hospitiere ein-, zweimal im Jahr, war bisher aber eher im Ausland unterwegs, jetzt erst zum zweiten Mal in Deutschland. Es war super, mal wieder am Rand dabei und mit einem Trainerteam gut vernetzt zu sein. Ich habe coole Einblicke bekommen“, sagte der 40-Jährige dieser Zeitung über die Woche beim HSV. Doch nicht nur wegen dieser Eindrücke ist das Zweitliga-Auftaktspiel zwischen Schalke 04 und dem HSV (Sonnabend, 20.30 Uhr/Sport 1 und Sky) für ihn ein ganz besonderes.
„HW4“ über seinen Spitznamen: „Viele erinnern sich, das ist schön“
Denn er hat nicht nur für beide Clubs gespielt, sondern sie auch lange als Kapitän aufs Feld geführt. Das Schalke-Trikot trug er von 2007 bis 2010 123-mal (18 Tore), für den HSV bestritt er von 2010 bis 2015 173 Pflichtspiele (11 Tore). Er wurde in seiner königsblauen Zeit zum Nationalspieler (27 Spiele, 4 Tore), in Hamburg dank seiner Rückennummer zu „HW4“ - ein Spitzname, der auch sechs Jahre nach seinem Karriereende geblieben ist. „Viele erinnern sich noch, das ist schön. Aber ich bin kein Typ, der die Öffentlichkeit sucht. Manchmal ist es auch schön, privat zu sein“, sagte Westermann.
Verändert hat sich Westermann nicht – schon zu Spielerzeiten war er, der seine ersten 22 Lebensjahre in Franken verbrachte, ein ruhiger Typ. Keiner für schmissige Ansagen, keiner für Schlagzeilen oder Skandale. Einer, der seine Stationen mit Bedacht auswählte. Nach seiner Karriere, die er 2018 bei Austria Wien beendete, erwarb er alle Trainerscheine bis zur A-Lizenz. Fußballlehrer zu werden, sei sein Ziel, sagt er: „Im kommenden Jahr bin ich Teil des Bewerbungsprozesses, dann schauen wir weiter.“
Sesshaft geworden ist er mit seiner Frau und den beiden Töchtern (16 und 14 Jahre alt) in Krefeld, obwohl er in seiner Karriere Metropolen wie Hamburg, Wien und Sevilla kennengelernt hatte. „Im Westen habe ich mich immer wohlgefühlt“, sagt Westermann über diese Entscheidung – ohne aber pragmatische Gründe zu nennen. „Ich kam aus dem Ausland zurück, da war es wichtig, dass die Familie sesshaft wird – und dann stellt sich natürlich die Frage: Wohin geht man jetzt? Der Westen ist fußballtechnisch nicht der schlechteste Standort, um dort zu wohnen. Ich habe kurze Anfahrtswege zur Arbeit, bin schnell in jedem Stadion, kann mit mehreren Vereinen kommunizieren.“
Westermann lobt HSV-Strategie vor Schalke-Spiel
Und zu diesen Vereinen zählen seine Ex-Klubs HSV und Schalke 04. Auch wenn er mit den Hamburgern ins Trainingslager fuhr, einen Unterschied mochte er im Gespräch nicht machen. Er selbst schildert es so: „Ich habe zu beiden Vereinen Kontakt, gehe gern ins Stadion. Ich habe auch für beide Traditionsmannschaften mal gespielt in naher Vergangenheit.“ Sportlich aber hat er eine klare Auffassung, in welche Richtung das Zweitliga-Spiel am Samstag laufen könnte. „Für Schalke wird es am Samstag echt schwer. Der HSV hat Qualität nach vorn“, lautet seine Prognose – und vor allem an der offensiven, sehr individuellen Spielweise, die der charismatische Trainer Tim Walter den Spielern mitgibt, hat er Gefallen gefunden.
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„Ich glaube, es gibt nicht viele Trainertypen wie ihn, aber diese Typen machen den Fußball doch aus. Ich finde die Spielidee super, sie kapselt sich ab von anderen Ideen. Wenn ich mich noch als Spieler sehe, finde ich die Idee super und auch als Trainer finde ich es spannend zu sehen, wie er den Jungs gewisse Sachen im Training näherbringt“, sagte Westermann. Positive Worte fand er aber auch für seinen zweiten Ex-Club S04: „Die Schalker haben eine ruppige Zeit hinter sich. Ich hoffe, dass sie nicht mehr unten reinrutschen.“
Die 56 Kilometer von Krefeld nach Gelsenkirchen legt er am Samstagabend zurück. „Natürlich“, wie er sagt. „Ich lasse mir das nicht entgehen, auch weil ich zuletzt beim HSV näher dabei war und die Mannschaft live auf dem Platz sehen will.“ Den Weg in den Kabinengang sucht er aber nicht: „Ich bin Zuschauer, genieße das Spiel von außen, schaue mir das gern an und mache mir Notizen.“ Wie Heiko Westermann eben so ist - wenn ihn, der bei beiden Klubs einmal der wichtigste Profi war, im Stadion niemand erkennt, würde er das gar nicht schlimm finden.