Hamburg. Ex-Aufsichtsrätin Dagmar Berghoff und Ex-Stadionsprecher Jo Brauner erzählen im Podcast von ihrer Faszination für den HSV.

Als Dagmar Berghoff hörte, dass das Topspiel zwischen dem FC Schalke 04 und dem HSV am Sonnabend um 20.30 Uhr ausgetragen wird, hat sie sich gefreut. Die 80-Jährige, die 1996 beim HSV die erste Aufsichtsrätin der deutschen Fußballgeschichte wurde, verfolgt ihren Lieblingsverein auch heute noch. Und den Rückrundenauftakt der beiden Traditionsclubs will sich Berghoff nicht entgehen lassen. „Ich habe kein Sky-Abo, daher werde ich mir das Spiel gemütlich auf Sport1 anschauen“, sagt Berghoff.

HSV: „Tagesschau“-Ikonen im Podcast zu Gast

Die langjährige „Tagesschau“-Moderatorin sitzt am Mittwochmittag an der Seite ihres früheren Kollegen Jo Brauner im Videostudio des Abendblatts, um in der 186. Folge des Podcasts „HSV – wir müssen reden“ über die Geschichte und die Faszination des Vereins sowie das Spiel am Sonnabend auf Schalke zu sprechen. „Schalke gegen den HSV in der Zweiten Liga – das klingt immer noch etwas komisch“, sagt Berghoff. Mehr als 60.000 Zuschauer werden am Sonnabend in der Schalker Veltins-Arena dabei sein. Während der Revierclub mit einem Zuschauerschnitt von 61.476 in der internationalen Rangliste auf Rang zehn liegt, folgt der HSV mit einem aktuellen Schnitt von 55.978 auf Rang 17. Weltweit hat kein anderer Zweitligist einen so hohen Zuspruch.

Die früheren „Tagesschau“-Sprecher Dagmar Berghoff und Jo Brauner (l.) waren am Mittwoch zu Besuch im Podcaststudio des Abendblatts. 
Die früheren „Tagesschau“-Sprecher Dagmar Berghoff und Jo Brauner (l.) waren am Mittwoch zu Besuch im Podcaststudio des Abendblatts.  © Michael Rauhe / Funke Foto Services | Michael Rauhe

„Die Menge an Zuschauern ist erstaunlich. Die meisten Menschen denken wahrscheinlich immer noch, dass sie zu einem Erstligaspiel gehen“, sagt Brauner. Das war noch anders, als der langjährige „Tagesschau“-Sprecher von 1973 bis 1991 am Stadionmikrofon des Volksparkstadions saß. Bei Brauners Debüt als Stadionsprecher zum Saisonauftakt 1973/74 kamen nur 26.000 Zuschauer zum Heimspiel gegen Hertha BSC. Heute sitzt der 86-Jährige noch immer regelmäßig als Fan im Volksparkstadion. Wenn er den aktuellen Stadionsprecher Christian Stübinger hört, merkt er aber auch, dass sich der Fußball verändert hat. „Es heißt ja heute überall nur noch Stadionshow“, sagt Brauner.

Jo Brauner war 18 Jahre Stadionsprecher

Schon zu seiner eigenen Zeit hatte der damalige Präsident Jürgen Hunke die Idee, die Ansagen im alten Volksparkstadion zu verändern. „Hunke hatte mir gesagt, wir müssen so eine Art Show machen. Da habe ich nur gesagt: Nein, das ist nicht mein Bier. Irgendwo bin ich auch einer gewissen Ernsthaftigkeit bei der ,Tageschau‘ verpflichtet, und das liegt mir nicht“, sagt Brauner. Es war sein Ende nach 18 Jahren als Stadionsprecher.

Für seine „Tagesschau“-Kollegin Berghoff fing es dagegen fünf Jahre später beim HSV an. Bereits in den 80er-Jahren hatte sie Uwe Seeler bei Promispielen kennengelernt. Seeler wollte Berghoff dann 1996 für den neuen Aufsichtsrat gewinnen. Der damalige Präsident hatte den Mitgliedern klargemacht, dass sie doch bitte schön seine Kandidaten zu wählen haben. Ein Vorgang, der für Ärger sorgte. Am Ende wurden aber auf der Jahreshauptversammlung alle Seeler-Kandidaten von den Mitgliedern gewählt. Auch Berghoff.

Dagmar Berghoff war erste Aufsichtsrätin beim HSV

Anfangs wurde sie noch belächelt als Frau, die mit den Spielern und deren Frauen in den Zirkus gehen wolle, aber von Fußball und Finanzen keine Ahnung habe. Doch Berghoff erarbeitete sich Re­spekt, fühlte sich in ihrer Rolle als Aufsichtsrätin aber nie richtig wohl. „Ich war so enttäuscht und so traurig. Ich war angetreten und wollte allen Frauen im HSV helfen, also nicht nur den Spielerfrauen.“

Doch in den vielen Sitzungen des Gremiums sei es ausschließlich um die Probleme im Präsidium rund um die Ostimmobilien und die Jutebeutel gegangen. „Das konnte ich irgendwann auch gar nicht mehr mit meinem Dienstplan vereinbaren. Und deshalb habe ich dann gesagt, ich möchte aufhören.“ Berghoff kündigte auch ihre Mitgliedschaft beim HSV, während Brauner bis heute eines der 105.000 Mitglieder geblieben ist.

Gastauftritt in Abschlach!-Video

Dem Verein sind die zwei „Tagesschau“-Legenden aber bis heute treu geblieben. Vor drei Jahren waren sie dabei, als die HSV-Band Abschlach! für den neuen Song „Wir sind der HSV“ ein Video mit vielen Hamburger Prominenten produzierte. Nun hoffen sie, dass ihr Verein auch endlich wieder in die Bundesliga zurückkehrt. Zu gerne würden sie für dieses Ereignis auch mal wieder eine „Tagesschau“ moderieren.

Obwohl sie in der goldenen Zeit des HSV zwischen 1977 und 1983 regelmäßig die Nachrichten um 20 Uhr präsentierten, hat keiner von ihnen mal einen Titel des HSV in der „Tagesschau“ verlesen. Genauso wenig wie einen Aufstieg des FC St. Pauli, den es in ihrer Zeit im Fernsehen immerhin dreimal gab (1977, 1988 und 1995).

Beide würden sich über Doppelaufstieg freuen

Sollte es für St. Pauli in dieser Saison mit dem Aufstieg klappen, würden sich die beiden HSV-Fans trotzdem freuen. Am liebsten wäre ihnen aber natürlich ein Hamburger Doppelaufstieg. „Man muss fairerweise sagen, dass St. Pauli zuletzt besser gespielt hat und eine größere Möglichkeit hat aufzusteigen“, sagt Brauner. „Ich wünsche mir natürlich, dass beide aufsteigen, dann hätten wir kein Problem.“

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Sollte der HSV am letzten Spieltag die Chance haben, gegen Nürnberg direkt aufzusteigen, würde neben Brauner auch Berghoff versuchen, mal wieder ins Volksparkstadion zu kommen. Dann könnte sie auch ihren aktuellen Lieblingsspieler Bakery Jatta sehen. „Den habe ich echt ins Herz geschlossen.“ Die wochenlangen Verhandlungen um Jattas Gehalt hätten sie geärgert. „Bakery wollte unbedingt beim HSV bleiben. Es ist unglaublich, was die Spielerberater mittlerweile machen, um noch mehr Geld zu kriegen, indem sie Spieler zu anderen Clubs vermitteln wollen. Da fasst man sich an den Kopf.“

Wenn Berghoff und Brauner an ihren HSV und an das Volksparkstadion denken, müssen sie aber wieder lächeln. Und wenn man die beiden reden hört, dann merkt man, dass das auch immer so bleiben wird.

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