Sotogrande. HSV-Sportvorstand spricht über die Kaderplanung, Trainer Tim Walter und seine Erwartungen an die Rückrunde.

Jonas Boldt schaute am Freitagnachmittag persönlich in Sotogrande vorbei. Der Sportvorstand des HSV reiste einen Tag nach der Mannschaft ins Trainingslager nach, beobachtete auch die Nachmittagseinheit. „Es gibt einiges zu tun“, sagte Boldt über seine Erwartungen an den achttägigen Kurztrip nach Südspanien, bei dem die Hamburger den Grundstein für eine erfolgreiche Rückrunde legen wollen.

Die Trainingsarbeit sei nun „ganz entscheidend“, ergänzte der Manager, der von der Mannschaft mehr defensive Stabilität als in der nicht zufriedenstellenden Hinrunde erwartet, die der HSV auf Rang drei abschloss.

Für Boldt stehen in den nächsten Tagen viele Gespräche auf der Agenda. Sehr wahrscheinlich wird er sich auch mit Bakery Jatta unterhalten. Und möglicherweise wird es dabei auch um seinen auslaufenden Vertrag gehen, der verlängert werden soll. „Er ist ein spezieller Spieler, der mir ans Herz gewachsen ist. Wir würden ihn super gerne halten“, sagte Boldt, der natürlich mitbekommen hat, dass Jatta Begehrlichkeiten bei anderen Clubs geweckt hat.

HSV-Boss Boldt schließt Jatta-Wechsel im Winter aus

Einen Winterwechsel schloss der Vorstand zwar mit einem entschlossenen „Ja“ aus, doch im Sommer könnte der Flügelstürmer den HSV ablösefrei verlassen. „Er hat eine komfortable Ausgangssituation“, sagte Boldt und ergänzte: „Er hat signalisiert, dass er bleiben möchte. Am Ende muss er für sich entscheiden, ob er die Erste Liga oder mehr Geld garantiert haben will. Dann müsste er sich für etwas anderes entscheiden.“

Boldts Idealvorstellung wäre es naturgemäß, dass Jatta im Sommer mit dem HSV aufsteigt und dank seines ligaabhängigen Vertragsangebots auch in Hamburg mehr verdient. Aktuell zählt Jatta mit einem Fixgehalt von 300.000 Euro im Jahr zu den Geringverdienern des Kaders.

„Wir haben für unsere Verhältnisse ein sehr gutes Angebot abgegeben“, sagte Boldt, der nicht ausschließt, dieses noch einmal zu erhöhen. „Vielleicht gibt es noch mal Gespräche, sich anzunähern.“ Die ungeklärte Zukunft Jattas könnte den HSV demzufolge noch länger beschäftigen. Womöglich sogar über den Januar hinaus, wenn das Transferfenster bereits wieder geschlossen ist.

Boldt sucht nach HSV-Transfers

Bis zum 31. dieses Monats hat Boldt noch Zeit, den Kader weiter aufzurüsten. Der Manager und sein Scoutingteam sowie Profifußballdirektor Claus Costa sehen sich vordergründig im deutschsprachigen Raum um.

Priorität genießt die Verpflichtung eines Innenverteidigers, aber auch auf den Flügeln sowie im defensiven Mittelfeld halten die Hamburger die Augen nach Neuzugängen offen. Wenngleich die letztgenannte Position für Boldt keine Priorität genieße. „Wir können uns überall verbessern, natürlich auch im Kader“, sagte der Manager. „Wir sind sehr aktiv, prüfen viele Sachen und bekommen mit, wo sich eine Tür öffnet.“

Solange kein neuer Spieler verpflichtet wurde, ist es Walters Aufgabe, die aktuell dem Kader angehörenden Profis an ihr Leistungsmaximum zu führen. Das war in der Hinrunde nicht immer der Fall. Insbesondere die Neuzugänge im Abwehrzen­trum, Dennis Hadzikadunic und Guilherme Ramos, fremdelten zu häufig mit Walters System und patzten in der Folge vor Gegentoren.

HSV-Boss Boldt über die Walter-Thematik

Boldt sieht allerdings sowohl den Trainer als auch die Spieler in der Pflicht, in der Rückrunde gefestigter aufzutreten. Es sei ihm zu einfach, Kritik nur an einer Person festzumachen. „Natürlich steht der Cheftrainer in einer besonderen Verantwortung“, weiß Boldt, der erneut einräumte, „mit der Hinrunde nicht zufrieden“ zu sein. „Es war mehr möglich.“ Nun liege es an allen Mitarbeitern, für eine erfolgreichere Bilanz in der Rückrunde zu sorgen.

Erreicht werden soll dieses Ziel auch durch eine bessere und vor allem positivere Kommunikation Walters. In Sotogrande ist auffällig, wie häufig der Trainer seine Spieler lobt, auch wenn nicht jede Aktion glückt. Der 48-Jährige gibt seinen Profis viele Hinweise auf den Weg und versammelt den 31-Mann-Kader für seine Erklärungen immer wieder in einem Kreis.

Zugleich wurde die Trainingsintensität hochgefahren. Nach der Ankunft am Donnerstag trainierte die Mannschaft für zwei Stunden auf dem Platz und ging abends noch in den Kraftraum. Der Freitagmorgen begann mit einer Einheit im Schwimmbecken vor dem ohnehin schon früheren Mannschaftstraining. Zudem erhalten die Spieler nun feste Zeiten für ihre individuellen Behandlungen bei den Medizinern und Physiotherapeuten.

Diese Neuerungen sollen bei den Profis das Verständnis für mehr Professionalität schärfen. Ob die Mannschaft dadurch auch erfolgreicher spielt, muss sich erst noch zeigen. Boldt habe sich für die Rückrunde Unterhaltung, positive Ergebnisse und vor allem den Aufstieg als Ziele gesetzt. „Das wird ein enormer Kraftakt, für den wir hier die Basis legen wollen“, sagte der Manager, ehe er sich wieder dem Trainingsgeschehen zuwendete. Denn Boldt will sehen, ob sich die Abläufe beim HSV auch wirklich verbessern.