Hamburg. Der HSV zeigte sich gegen Eintracht Braunschweig nicht von seiner besten Seite. Sind die Hamburger stärker als St. Pauli?
Daniel Scherning überraschte am Freitagabend mit seinem Statement auf der Pressekonferenz nach dem Sieg des HSV gegen seine Eintracht aus Braunschweig. „Für mich ist der HSV die beste Mannschaft der Liga“, sagte der Trainer der Gäste, die beinahe noch einen Punkt bei der „besten Mannschaft der Liga“ entführt hatten. Am Ende aber reichte es nur zu einem 1:2, weil der zweite Treffer von Fabio Kaufmann wegen Abseits annulliert wurde.
Der HSV spielte eine ganz schwache zweite Halbzeit. Trotzdem wiederholte sich Scherning: „Der HSV ist die beste Mannschaft, hat die besten Spieler und eine gute Spielidee. Ich glaube, dass sie sich dieses Jahr dafür belohnen werden.“ Tim Walter nahm das Lob gerne an: „Das könnt Ihr so aufschreiben“, sagte der HSV-Trainer mit einem Lächeln in Richtung der Journalisten.
Walters Mannschaft hatte am Freitagabend aber nur wenige Minuten lang gezeigt, dass sie die beste Mannschaft mit den besten Spielern ist, wie es Scherning sagte. Der HSV enttäuschte gegen den Tabellen-17. vor allem in der zweiten Halbzeit. In dieser Verfassung wird Walters Mannschaft im Stadtderby beim Tabellenführer FC St. Pauli in der kommenden Woche wenig Chancen haben. Schließlich ist St. Pauli aktuell die wohl beste Mannschaft der Liga, wie viele andere Trainer in den vergangenen Wochen bestätigten.
Glatzel lobt St. Pauli
„St. Pauli spielt einen guten Fußball, steht zu Recht da oben“, sagte auch HSV-Stürmer Robert Glatzel, der nicht zufrieden war mit der Leistung seiner Mannschaft gegen Braunschweig, insbesondere nach der Pause. „Wir wissen, dass die zweite Halbzeit nicht unser bestes Spiel war. Wahrscheinlich waren wir uns zu sicher nach dem 2:0.“
Die Tabellenspitze der 2. Bundesliga
1. FC St. Pauli 19 / 35:16 / 39
2. Kiel 18 / 34:25 / 35
3. HSV 18 / 35:22 / 34
4. Fürth 18 / 28:20 / 32
5. Düsseldorf 19 / 40:25 / 31
6. Hannover 19 / 35:25 / 28
7. Paderborn 19 / 28:29 / 28
Der HSV war zunächst zu nachlässig, dann zu nervös, als Kaufmann aus dem Nichts das 1:2 machte. Danach war nichts mehr zu sehen von der Heimstärke des HSV. Bezeichnend: Am Ende waren es die Innenverteidiger Stephan Ambrosius und Torschütze Guilherme Ramos, die sich gegen den drohenden Punktverlust stemmten. Von der hochgelobten Offensive, die Scherning ansprach, kam kaum noch etwas.
Wie schon gegen Magdeburg spielte der HSV seine Konter schlecht und fahrlässig aus. „Die Abwehr gewinnt Spiele“, sagte Ambrosius. „Zum Glück ist es nochmal gutgegangen mit dem Abseitstor. Die drei Punkte nehmen wir mit und lernen draus. Man hat gesehen, wie schnell sich ein Spiel ändern kann.“
Fans machen HSV heiß auf das Derby
Den Fans war es am Ende egal. Sie machten den HSV heiß auf den Derbysieg. Den gab es am Millerntor zuletzt vor viereinhalb Jahren (4:0). Seitdem hat der HSV dort alle vier Spiele verloren, zuletzt zweimal unter Tim Walter. Und diesmal? „Ich bin heiß auf das Spiel, es ist etwas Besonderes. Aber auch da gibt es nur drei Punkte“, sagte der frühere St.-Pauli-Spieler Ambrosius.
Glatzel bekräftigte dagegen die besondere Bedeutung des Spiels. „Derby ist Derby. Da kann man auch mit einem schlechten Gefühl reingehen und gewinnen. Das lebt von ganz vielen Emotionen, da müssen wir alles rausholen und mit den Fans alles zusammen dafür tun, dass wir gewinnen.“
- HSV siegt und enttäuscht – Derby-Forderung von Glatzel
- Porebas Wünsche: Spielzeit von Walter und Pierogi von Oma
- Jatta für das Derby gesperrt – Torschütze Ramos wie Ronaldo
Glatzel konnte am Millerntor in zwei Versuchen genauso wenig gewinnen wie Jonas Meffert. Der war trotzdem nach dem Spiel gegen Braunschweig schon voller Vorfreude. „Wir freuen uns, die Fans in Hamburg freuen sich, vielleicht sogar in ganz Deutschland. Erster gegen Zweiter, das wird einfach nur ein geiler Fußballabend.“
Die Woche vor dem Derby will der HSV aber so angehen wie immer. „Wir machen nichts Besonderes. Das bringt nichts. Aber jeder weiß, dass es ein besonderes Spiel ist“, sagte Meffert. Und jeder beim HSV sollte wissen, dass sich die „beste Mannschaft der Liga“ in einer Woche steigern muss.
Die Statistik:
- HSV: Heuer Fernandes – Mikelbrencis, Ramos, Ambrosius, Muheim – Meffert – Benes (90.+1 Nemeth), Pherai (78. Poreba) – Jatta, Glatzel, Dompé (63. Königsdörffer).
- Braunschweig: Hoffmann – Rittmüller, Ivanov, Decarli (43. Kurucay), Bicakcic, Donkor – Nikolaou (46. Krauße), Kaufmann, Helgason (63. Sane) – Gomez (85. Caliskaner), Krüger (63. Multhaup). – Trainer: Scherning
- Schiedsrichter: Max Burda (Berlin)
- Gelbe Karten: Jatta (5) - Kaufmann (3), Gómez (3)
- Zuschauer: 55.879
- Torschüsse: 16:14
- Ecken: 7:4
- Ballbesitz: 57:43 Prozent
- Zweikämpfe: 86:87