Hamburg. Der HSV-Profi spielte einst unter Enrico Maaßen bei Borussia Dortmund II. In Kaiserslautern trifft er auf alte BVB-Bekannte.

Enrico Maaßen ist gerade in Hamburg, als ihn das Abendblatt am Mittwochmorgen auf dem Handy erreicht. Der 39-Jährige, der vor zwei Wochen als Trainer des Bundesligisten FC Augsburg freigestellt wurde, will zusammen mit seiner aus Stade stammenden Frau den Familienmittelpunkt an die Elbe verlagern. Gut möglich also, dass man ihn in nächster Zeit auch mal im Volksparkstadion sieht. Schließlich spielt dort seit dieser Saison einer seiner ehemaligen Spieler von Borussia Dortmund II: Immanuel Pherai.

Ganz sicher wird er sich aber am Sonnabend das Topspiel der 2. Bundesliga zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem HSV im Fernsehen anschauen. Schließlich wird Maaßen dabei nicht nur Pherai sehen, sondern beim FCK auch seine Ex-Spieler Tobias Raschl und Richmond Tachie. „Es war eine super Mannschaft“, sagt Maaßen über den BVB II von 2021/22, zu dem auch noch die aktuellen Bundesligaspieler Ansgar Knauff (Eintracht Frankfurt), Stefan Tigges (1. FC Köln), Lennard Maloney (FC Heidenheim) und Justin Njinmah (Werder Bremen) gehörten.

HSV News: Pherai traf im Dortmunder Trikot schon mal auf dem Betzenberg

Eines ihrer größten Spiele erlebten sie zusammen im April 2022. Wenige Wochen vor dem Aufstieg des 1. FC Kaiserslautern in die 2. Bundesliga gewann Maaßen mit seiner Mannschaft auf dem Betzenberg mit 3:1 vor 48.400 Zuschauern. „Da siehst du, wer diesem Druck gewachsen ist“, sagt Maaßen und denkt direkt an HSV-Neuzugang Pherai, der damals das Tor zum 3:0 erzielte. „Manu liebt die großen Aufgaben. Er ist dem Druck absolut gewachsen. Das ist eine der wichtigsten Charaktereigenschaften, um eine gute Karriere zu machen.“

Am Sonnabend geht es für Pherai erneut auf den Betzenberg. Wieder werden fast 50.000 Zuschauer dabei sein. Und wieder wird Pherai von Beginn an spielen. Aufgrund der Schulterverletzung von Ludovit Reis rückt der 22-Jährige erstmals seit dem zweiten Spieltag wieder in die Startelf. Und trifft dabei auf zwei Spieler, mit denen er vor zwei Jahren noch beim BVB II zusammengespielt hat: Raschl (23) und Tachie (24). „Ich freue mich auf meine alten Kollegen“, sagte Pherai nach dem Sieg gegen Greuther Fürth am Sonnabend.

Raschl und Pherai machten 52 Spiele gemeinsam

Vor allem auf Raschl, mit dem er im Nachwuchs des BVB zusammen 52 Spiele bestritten hatte. „Manu und Tobi haben bei mir häufig zusammen auf der Doppelsechs gespielt. Das war Fußball pur. Die beiden zusammen konnte man sich gut angucken“, sagt ihr Ex-Trainer Maaßen vor dem Wiedersehen. „Sie sind gute Freunde und werden am Sonnabend sicher einige Male aufeinandertreffen.“

Während Raschl auf der defensiven Position im Mittelfeld die Fäden zieht, ist Pherai ein offensiver Spielmacher. „Tobi ist ein technisch sehr guter Spieler mit guten Dribblings, viel Aktivität. Er holt sich die Bälle tief ab und kurbelt somit das Offensivspiel an“, sagt Maaßen über Raschl.

Pherai habe andere Stärken. „Manu hat einen großen Zug zum Tor. Es gibt wenige zentrale Mittelfeldspieler, die an einem Gegenspieler vorbeidribbeln können. Er hat das Tempo dafür. Dadurch entstehen neue Spielsituationen. Er hat sehr viel Tiefgang in seinem Spiel. Er ist sehr flexibel einsetzbar, kann im Mittelfeld auf allen Positionen spielen, auch auf den Außen. Er verfügt über eine hohe Spielintelligenz.“

Richmond Tachie war ebenfalls in Dortmund

Und dann wäre da noch Maaßens ehemaliger BVB-II-Stürmer Tachie, der über den SC Paderborn den Weg nach Kaiserslautern gefunden hat und für den FCK in dieser Saison bislang zwei Treffer erzielte. Trainer Dirk Schuster dürfte gegen den HSV voraussichtlich auf Konterfußball setzen. Und daher auch wieder auf Tachie. „Richmond ist ein absoluter Mentalitätsspieler mit einem großen Kämpferherz. Ein ist sehr guter Pressingstürmer und ein guter Umschaltspieler“, meint Maaßen.

Hätte Kaiserslautern am vergangenen Sonnabend trotz des Tores von Tachie und einer 3:0-Führung nicht noch mit 3:4 gegen Fortuna Düsseldorf verloren, wäre es sogar ein echtes Spitzenspiel geworden. Gewinnt der FCK am Sonnabend nun aber wie schon im April (2:0) auf dem Betzenberg gegen den HSV, könnten die Lauterer zumindest mit einer Woche Verspätung nach Punkten mit den Hamburgern gleichziehen. Hinter dem HSV ist der FCK die beste Heimmannschaft der Liga.

Pherai hat beim HSV große Konkurrenz

Der HSV wird daher vor allem auch die Impulse von Pherai benötigen, um gegen die vermutlich tiefstehenden Roten Teufel Chancen zu kreieren. Für den Niederländer ist die Verletzung seines Landsmannes Reis die große Möglichkeit, sich im Team von Trainer Tim Walter festzuspielen. In den vergangenen Wochen war Pherai mehrfach leicht verletzt oder krank. So kam er an Reis und Laszlo Benes nicht vorbei.

„Auch in solchen Phasen versuche ich natürlich positiv zu bleiben, ich muss aber ehrlich gestehen, dass ich zuletzt schon ziemlich frustriert und sauer war“, sagt Pherai. „Ich konnte den HSV-Fans noch gar nicht so richtig zeigen, was ich kann.

„Die Konkurrenz ist auch ein Lernprozess für ihn“, sagt Maaßen über Pherai. Grundsätzlich hält er dessen Entscheidung, von Eintracht Braunschweig zum HSV zu gehen, für die richtige. „Der HSV ist kein normaler Zweitligaclub. Für Manu ist das ein richtig guter nächster Schritt“, sagt Maaßen.

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Durch seinen Erfolg mit Pherai und Co. beim BVB II hatte sich Maaßen für größere Clubs empfohlen. Nach mehr als einem Jahr in Augsburg wartet er nun auf eine neue Aufgabe. Gut möglich, dass man ihn bald in der Bundesliga wiedersieht. Und der aktuelle Wahl-Hamburger ist überzeugt, dass man auch seine Ex-Spieler Pherai, Raschl und Tachie zeitnah in der Bundesliga sehen wird. „Alle drei sind sehr positive Jungs und verfügen über ein großes Selbstbewusstsein. Sie haben alle das Potenzial, um auf kurz oder lang Spuren in der Bundesliga zu hinterlassen. Ich wünsche es allen drei von Herzen“, sagt Maaßen.

Wenn der Sieger im Spitzenspiel am Sonnabend HSV heißt, steigen in jedem Fall die Chancen, dass Pherai den Aufstieg in die Bundesliga als Erster schafft.