Hamburg. HSV-Trainer leistete sich einen verbalen Aussetzer gegenüber einem Dopingkontrolleur, der zweimal in Folge auftauchte.

Tim Walter ist bekannt dafür, seine Mannschaft während der 90 Minuten impulsiv an der Seitenlinie zu unterstützen. Vor rund einem Monat hat der HSV-Trainer aber offenbar auch nach einer Trainingseinheit emotional überreagiert.

Wie der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mitteilte, soll Walter am 23. September einen Dopingkontrolleur angeschrien und beleidigt haben. Der Arzt war zu einer unangekündigten Kontrolle erschienen.

HSV-Trainer Walter vom DFB verurteilt

An diesem Freitag verurteilte das Sportgericht Walter zu einer Geldstrafe von 20.000 Euro und einem Innenraumverbot für zwei Spiele auf Bewährung. Das heißt im Klartext: Sollte der HSV-Coach bis Saisonende erneut gegenüber einem Dopingkontrolleur ausfällig werden, müsste er zwei Zweitligapartien seiner Mannschaft von der Tribüne verfolgen.

Der HSV wird voraussichtlich keinen Einspruch einlegen, das Urteil wäre somit rechtskräftig.

Bei dem Vorfall vor einem Monat habe Walter den Dopingkontrolleur nach Angaben des DFB „lautstark angeschrien und erheblich verbal beleidigt“. Mittlerweile habe sich der 47-Jährige für sein Verhalten entschuldigt.

HSV häufig auf Doping kontrolliert

Einen Tag vor dem verbalen Aussetzer hatte der HSV 1:2 beim VfL Osnabrück verloren. Nach der Partie fanden Dopingkontrollen im Stadion an der Bremer Brücke statt. Seit dem positiven Epo-Test von Abwehrspieler Mario Vuskovic sehen sich die Hamburger häufiger Dopingkontrollen ausgesetzt. Ein normales und seit Jahrzehnten praktiziertes Vorgehen der Nationalen Antidoping-Agentur (Nada), wenn sie davon überzeugt ist, einen Sportler des Dopings überführt zu haben.

Als dann aber derselbe Arzt einen Tag später in der Kabine des HSV auftauchte, echauffierte sich der genervte Walter über die zweite Kontrolle binnen 24 Stunden. Kurz darauf erhielt der Coach Post vom DFB mit der Bitte um eine Stellungnahme.

HSV-Dopingfall Mario Vuskovic

Vuskovic war am 16. September 2022 im Rahmen einer unangemeldeten Trainingskontrolle positiv auf die verbotene Substanz Erythropoetin (Epo) getestet worden. Das DFB-Sportgericht verurteilte ihn anschließend zu einer zweijährigen Sperre, gegen die der Kroate, der verbandseigene Kontrollausschuss, die Nada und die Welt-Antidoping-Agentur (Wada) in Berufung gegangen sind.

Der Fall wird voraussichtlich zwischen dem 6. und 8. Dezember vor dem Internationalen Sportgerichtshof (Cas) neu verhandelt. Angesetzt sind mindestens zwei Tage. Vuskovic beteuert weiterhin seine Unschuld und hofft auf einen Freispruch. Die Nada und die Wada pochen auf eine dem Regelwerk entsprechende Vierjahressperre. Denn die Antidoping-Richtlinien des DFB sehen nur zwei Möglichkeiten vor: Entweder Vuskovic ist sofort wieder spielberechtigt, oder er wird bis November 2026 aus dem Verkehr gezogen.

Die Chronologie im Dopingfall Vuskovic

  • 16. September 2022: Vuskovic gibt bei einer Trainingskontrolle eine Urinprobe ab, die auf Epo getestet wird.
  • 10. November 2022: Die Wasserschutzpolizei und die Staatsanwaltschaft durchsuchen Vuskovics Spind und seine Wohnung. Mehrere elektronische Geräte (u.a. Handy und Laptop) sowie Kleidung werden beschlagnahmt, belastbare Beweise werden dabei nicht gefunden.
  • 3. Februar 2022: Erste von drei Verhandlungen vor dem DFB-Sportgericht: Der Dopingkontrolleur lagerte die Urinprobe drei Tage in seinem privaten Kühlschrank. Zudem lieferte der DHL-Kurier die Probe erst weitere 24 Stunden später beim Labor in Kreischa ab.
  • 17. März 2023: Vuskovic weint vor Gericht. Die Wada verhindert eine vom Sportgericht beschlossene C-Probe.
  • 30. März: Der DFB weicht vom Regelwerk ab und sperrt Vuskovic zwei (statt vier) Jahre.