Hamburg. Der HSV-Trainer lobt den Neuzugang, erwartet aber den nächsten Schritt. Kritik übt er an der Nachwuchsreform des DFB.

Am Ende der ersten Trainingseinheit der Woche ließ Tim Walter am Montag wieder Eins-gegen-eins-Situationen üben. Der HSV-Trainer weiß, worauf es am Sonnabend bei Aufsteiger SV Elversberg ankommen wird. Gegen eine tiefstehende Mannschaft wird sein Team wieder Lösungen mit dem Ball finden müssen. Walter braucht daher Individualisten wie Jean-Luc Dompé, um den Gegner zu bespielen.

„Elversberg hat auch gute Individualisten“, sagte Walter nach dem Training. „Gegen uns werden sie wieder alles reinhauen. Wenn wir kommen, werden sie zwangsweise etwas tiefer spielen und umschalten. Für uns ist das immer ein harter Gang“, sagte der Trainer, der 2015 in seinem ersten Spiel mit der U17 des FC Bayern München schon mal im Waldstadion Kaiserlinde in Elversberg zu Gast war. Walter gewann 2:1, die SVE stieg am Ende der Saison ab.

"Ein Schmarrn": Walter schüttelt über DFB-Reform den Kopf

Künftig kann das einem Club wie Elversberg mit seinem Nachwuchsleistungszentrum nicht mehr passieren. Ab der Saison 2024/25 werden die Bundesligen abgeschafft und neue Nachwuchsligen eingeführt. NLZ-Clubs können dann nicht mehr absteigen. Walter, langjähriger Nachwuchstrainer, hat dafür kein Verständnis. „Das ist ein Schmarrn. Wir wollen in Deutschland Siegertypen und Mentalität ausbilden und gehen weg von Tabellen und Ergebnissen“, sagte Walter. Die aktuelle Krise im deutschen Fußball habe mit falschen Schwerpunkten in der Ausbildung zu tun. „Wir haben keine Jungs mehr, die Verantwortung übernehmen. Uns fehlen Eins-gegen-eins-Spieler.

Mit Bilal Yalcinkaya (17) und Jesse Kilo (19) lässt Walter aktuell zwei Talente mittrainieren, die diese Eigenschaften mitbringen. „Wir wollen solche Jungs noch mehr fördern, die vom Ansatz her, Fußball zu denken, noch mehr haben.“ Wie lange Yalcinkaya und Kilo nun bei den Profis trainieren, lässt Walter noch offen.

Was HSV-Trainer Walter von Pherai erwartet

Auch von Neuzugang Immanuel Pherai werden individuelle Qualitäten im Dribbling erwartet. Aktuell muss sich der Niederländer aber hinter Ludovit Reis und Laszlo Benes einordnen. Grundsätzlich ist Walter mit Pherai aber zufrieden. „Jeder sagt ihm nach, dass er ein bisschen Bäuchchen hat, aber er ist athletisch top“, sagt Walter.

Aber: „Er muss noch lernen, sich hier zurechtzufinden. Das ist halt nicht Braunschweig, wo ich machen kann was ich will. Er muss sich auch unterordnen. Das ist der nächste Schritt. Den musste Ludo auch gehen. Manu macht es aber immer besser, er ist ein sehr guter Spieler.“ In Elversberg wird der von Eintracht Braunschweig verpflichtete Spielmacher aber wohl zunächst wieder nur auf der Bank sitzen.