Hamburg. Beim Spiel in Hannover sollen einige Ultras HSV-Fans bedroht und deren Plätze blockiert haben. Anhänger beschreiben ihre Erlebnisse.

Als die HSV-Profis am späten Sonnabend den 1:0-Sieg über Hannover 96 feierten, sorgten auch die rund 20.000 HSV-Fans in der HDI-Arena für eine berauschende Stimmung auf den Rängen. Doch offenbar war die Atmosphäre unter den Hamburger Anhängern weitaus weniger stimmig, als es von außen den Eindruck machte. Teile der Fans hatten sich auf der Tribüne von den eigenen Ultras bedroht gefühlt.

HSV News: Ultras sollen eigene Fans bedroht haben

„Ein Skandal wie sich einige Ultragruppierungen gegenüber den eigenen Fans verhalten haben“, schrieb der offizielle HSV-Fanclub Blauer Stern Schaumburg nach dem Spiel auf seiner Facebookseite. Dem Bericht zufolge hätten einige Ultras Plätze und Blöcke gestürmt, Gewalt angedroht, Zaunfahnen von Fanclubs abgerissen und mit Pyrotechnik eigene Fans verletzt.

„Ja, ich war betroffen..., auch mein Sitzplatz wurde von der Gruppierung blockiert. Und als ich, absichtlich, mich zu meinen Platz durchgezwängt habe, wurde mir suggeriert, dass ich wohl im falschen Block bin", kommentierte eine Frau unter dem Beitrag bei Facebook.

Fanclub fordert öffentliche Stellungnahme

„Das Problem ist einfach der Alkohol und das geringe Alter…“, schrieb ein anderer Fan. „Ich war mit meinem Sohn und meinem Vater im Stadion, um uns herum nur besoffene, kiffende Proleten, die es nur auf das Saufen angelegt haben nicht auf den Fußball, das ist traurig und echt unangenehm.“

Der Fanclub forderte den Supporters Club zu einer öffentlichen Stellungnahme auf. „So ein Verhalten miteinander und untereinander von eigenen Ultras gegenüber uns ist beschämend, nicht zu tolerieren und inakzeptabel“, heißt es in dem Facebook-Beitrag, der für Diskussionen sorgte. Am Dienstag veröffentlichte der Fanclub einen weiteren Beitrag. Darin heißt es: „Die Mannschaft und der Trainerstab zeigen seit langer Zeit ein Bild von Geschlossenheit und Zusammenhalt. Genau das ist und sollte doch auch unser Ziel unter allen HSVern und in unseren Blöcken sein."

Ultras blockierten Sitzplätze von HSV-Fans

Wie das Abendblatt erfuhr, hat auch der HSV Kenntnis genommen von den geschilderten Problemen in Hannover. Ein neues Problem ist das aber nicht. Bei Auswärtsspielen kommt es immer mal wieder vor, dass sich die Ultras einen zentralen Sitzplatzbereich suchen, um von dort aus den Support bestmöglich zu organisieren. Auch in Hannover wollten sich die Anhänger zentral in der Südkurve platzieren und blockierten die dortigen Sitzplätze. Leidtragende waren die Kartenbesitzer, die ihre Plätze nicht einnehmen konnten.

Es ist ein Vorgehen der Ultras, das von den meisten Fans toleriert wird. Voraussetzung ist dafür aber eine vernünftige Kommunikation. In Hannover war diese offenbar nicht gegeben. HSV-Fans, die Karten für den Bereich ausgewählt hatten, gerieten in Auseinandersetzungen mit den offenbar überwiegend jungen Fans. „Dort haben tatsächlich Kinder, 16-jährige Halbstarke, unsere Plätze besetzt. Diskussionen brachten nichts, großes Mundwerk, asoziales Verhalten, als ob sie die Könige des HSV wären“, kommentierte ein Fan.

Bereits in der Vergangenheit gab es in anderen Stadien Vorfälle dieser Art. Nicht alle Fans sind mit diesem Vorgehen der HSV-Ultragruppen Castaways, Clique Du Nord und Forza einverstanden. „Meinerseits wird es eine Email hierzu an den SC und die Fanbeauftragten geben", schreibt ein Anhänger. „Allmählich reicht es."