Hamburg. Hamburger feiern umkämpften Erfolg in intensivem Nordduell. Innenverteidiger Ramos sah Rot wegen einer Notbremse.

Der HSV hat das Auswärtsspiel bei Hannover 96 mit 1:0 gewonnen und sich damit zumindest vorübergehend die Tabellenführung in der Zweiten Liga gesichert. Vor 49.000 Zuschauern – davon rund 20.000 HSV-Fans – war Bakery Jatta der umjubelte Siegtorschütze.

Der Gambier erzielte mit einem sehenswerten Distanzschuss den Treffer des Tages (69.). Dabei hatten die Hamburger von der 53. Minute an in Unterzahl spielen müssen, nachdem Innenverteidiger Guilherme Ramos wegen einer Notbremse die Rote Karte gesehen hatte.

HSV feiert umkämpften Sieg in Hannover

„Bei Baka weißt du nie, ob der Ball in die Maschen fliegt, oder in den Maschsee“, sagte Trainer Tim Walter lachend bei „Sky“. „Man sieht einfach, dass wir eine Mannschaft sind. Mit so vielen Zuschauern aus Hamburg im Rücken ist das eine Wucht.“

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Voll des Lobes war auch Jonas Boldt: „Ab der 30. Minute war es eine sehr reife Leistung von uns", sagt der Sportvorstand im „Sky“-Interview. „Ab der roten Karte war klar: Wenn du hier etwas mitnehmen willst, musst du alles reinwerfen.“

„Es kam nur darauf an, hier alles wegzuverteidigen“, erzählte Torwart Daniel Heuer Fernandes. „Wir haben brutal mannschaftlich verteidigt. Die Defensivarbeit ist unsere Basis.“

Königsdörffer ersetzte Benes

Trainer Tim Walter musste in Hannover den formstarken Laszlo Benes ersetzen. Der Ausfall war durchaus überraschend: Der Slowake hatte unter der Woche wegen einer Erkältung gefehlt, am Freitag aber wieder am Teamtraining teilgenommen. „Er hat heute Morgen gesagt, dass es nicht geht. Ich finde gut, dass er so ehrlich zur Mannschaft und zu sich selbst ist“, sagte Walter vor dem Spiel bei „Sky“.

Für Benes rutschte Hannover-Held Ransford Königsdörffer in die Startelf. Der 21-Jährige hatte in der Vorsaison nach einem sehenswerten Solo den Siegtreffer zum 2:1-Erfolg erzielt. Wegen guter Trainingsleistungen hatte sich Walter für ihn entschieden. „Er nimmt eine gute Entwicklung, er muss nur konstanter werden“, sagte der Trainer.

Schonlau und Pherai standen wieder im Kader

Ansonsten vertraute Walter derselben Elf, die beim 3:0-Erfolg über Hertha BSC einen überzeugenden Auftritt geboten hatte. Die Wiedergenesenen Sebastian Schonlau und Immanuel Pherai nahmen erst einmal auf der Bank Platz.

Während Pherai zwei Wochen lang wegen Muskelproblemen ausgefallen war, war es für Schonlau die Kaderpremiere in dieser Saison. Der Kapitän, der unter der Woche seinen Vertrag verlängert hatte, hatte den Hamburgern seit Beginn der Vorbereitung wegen einer Wadenverletzung gefehlt.

Walter forderte Konsequenz von seinem Team

96-Trainer Stefan Leitl hatte großen Respekt vor dem HSV, der nach drei Spieltagen an der Tabellenspitze stand: „Sie sind sehr gut in die Saison gestartet“, sagte der 49-Jährige vor dem Spiel bei „Sky“. „Wenn es uns gelingt, lange im Ballbesitz zu sein – so wie es der KSC gemacht hat – könnte etwas gehen.“

Trotz der vielen mitgereisten Fans erwartete Tim Walter andere Voraussetzungen als gegen Hertha. „Wir wollen uns oben festsetzen und müssen heute weitermachen“, sagte er. „Wir wollen von Anfang an konsequent und dominant sein.“

Königsdörffer verpasst Dompés Hereingabe

Mehr Spielanteile hatten in den Anfangsminuten die Hausherren – ohne dabei allerdings gefährlich vor das Hamburger Tor zu kommen. Etwas konkreter waren dafür die ersten Angriffsversuche des HSV. Eine flache Hereingabe von Jean-Luc Dompé verpasste Königsdörffer knapp. Kurz darauf kam Robert Glatzel im Fünfmeterraum an den Ball, konnte die Flanke von Ludovit Reis aber nicht zu einem Torabschluss verwerten.

Im Nordduell ging es von Beginn an intensiv zur Sache. Linksverteidiger Miro Muheim sah nach einem harten Einsteigen gegen Fabian Kunze bereits nach 13 Minuten die Gelbe Karte.

Leopold prüft Heuer Fernandes

Den ersten Torabschluss für den HSV hatte Glatzel. Den Versuch des Angreifers konnte 96-Torwart Ron-Robert Zieler aber mühelos parieren. Auf der Gegenseite war HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes schon etwas mehr gefordert. Einen scharf getretenen Freistoß von Enzo Leopold wehrte der Hamburger Schlussmann mit den Fäusten ab.

In der Folge sah auch Jonas Meffert die gelbe Karte (26.). Der Mittelfeldspieler hatte sich bei einem Freistoß der Gastgeber vor den Ball gestellt. Damit waren bereits zwei HSV-Spieler frühzeitig verwarnt. Trainer Tim Walter ärgerte sich kurz darauf, dass Derrick Köhn für ein hartes Vergehen an Ignace Van der Brempt hingegen keine Karte sah.

Doppelchance durch Reis und Glatzel

Hannover hatte auch im weiteren Verlauf mehr Spielanteile, nach 33 Minuten war der HSV der Führung aber ganz nah. Reis eroberte den Ball aufmerksam in Strafraumnähe. Seinen Schuss konnte Zieler parieren, den zweiten Versuch durch Glatzel klärte Phil Neumann in höchster Not auf der Linie.

Der HSV blieb gefährlich: Eine mustergültige Flanke von Dompé ließ Königsdörffer wenige Meter vor dem Tor über den Kopf streichen. Dem Angreifer fehlte in dieser Szene die Entschlossenheit. Der Ball ging deutlich am Tor vorbei.

Erste Hälfte endet torlos

Doch auch Hannover drängte weiter auf das Hamburger Tor. Erst musste Heuer Fernandes eine Bogenlampe von Nicolo Tresoldi über die Latte lenken, dann wehrte er einen wuchtigen Schuss von Köhn ab. Der gebürtige Hamburger hatte sich zuvor dynamisch durch die HSV-Abwehr getankt. Zur Halbzeit hätten beide Teams einen Treffer verdient gehabt. Es ging aber torlos in die Pause.

Die zweite Hälfte begann für den HSV mit einer Hiobsbotschaft. Innenverteidiger Guilherme Ramos zupfte Tresoldi kurz vor der Strafraumgrenze an der Schulter. Schiedsrichter Tobias Reichel ahndete das Vergehen als Notbremse und stellte den Portugiesen mit Rot vom Platz (53.). "Ich fand die Entscheidung extrem hart", sagte Walter über den Platzverweis. Bis dahin war der Coach mit Ramos mehr als zufrieden. "Ich fand ihn souverän."

HSV ab der 53. Minute in Unterzahl

Auch, wenn der folgende Freistoß keine Gefahr erzeugte, konnte sich der HSV glücklich schätzen, kurz darauf nicht in Rückstand geraten zu sein. Nach einer Flanke von Jannik Dehm schloss Tresoldi artistisch ab: der Ball ging an die Latte.

Walter reagierte mit einem taktischen Wechsel und brachte Innenverteidiger Stephan Ambrosius für Dompé.

Jatta erlöst den HSV

Der HSV konnte sich in der Folge etwas stabilisieren und kam durch Bakery Jatta überraschend zur Führung. Auf Vorlage von Reis setzte der Rechtsaußen den Ball aus 17 Metern zentraler Position wuchtig ins linke Eck (69.). Der 25-Jährige hatte bereits gegen Hertha BSC sehenswert getroffen.

Der HSV verteidigte in der Folge diszipliniert. Dennis Hadzikadunic sah nach einem Einsteigen an Schaub die gelbe Karte (74.), Jatta wurde nach einem Foul an Köhn verwarnt (83.). Gefährlichste Annäherung der Gastgeber in der verbleibenden Spielzeit war ein Abschluss von Tresoldi aus 18 Metern, der rechts am Tor vorbei ging.

Die Aufstellungen

  • Hannover: Zieler – Neumann, Halstenberg, Arrey-Mbi, Dehm, Köhn – Kunze (76. Nielsen), Leopold (71. Ernst) – Schaub – Tresoldi, Teuchert – Trainer: Stefan Leitl.
  • HSV: Heuer Fernandes – Van der Brempt, Ramos, Hadzikadunic, Muheim – Meffert – Reis, Königsdörffer (81. Öztunali) – Jatta, Glatzel (90.+5 Nemeth), Dompé (60. Ambrosius) – Trainer: Tim Walter.
  • Schiedsrichter: Tobias Reichel (Sindelfingen).
  • Tore: 0:1 Jatta (69.).
  • Gelbe Karten: Leopold (43.) – Muheim (13.), Meffert (26.), Hadzikadunic (74.), Jatta (83.).
  • Rote Karten: Ramos (53./Notbremse).