Hamburg. Durch Pherai-Transfer gibt es für keine Zukunft für Kittel. Was der Profi kritisiert und was Boldt sagt. Auch Montero sagt tschüs.
Was das Abendblatt bereits am Dienstag exklusiv berichtete, ist seit Mitternacht auch offiziell: Nach vier Jahren, 140 Pflichtspielen und 76 Torbeteiligungen verlässt Sonny Kittel den HSV. Der Abschied des Offensivakteurs erfolgt allerdings nicht ohne Nebengeräusche. Es gibt Vorwürfe.
„Ich habe schon vor knapp zwei Jahren den Verantwortlichen des Vereins sehr deutlich signalisiert, dass ich mich sehr wohl in Hamburg fühle und mir wünschen würde, länger zu bleiben“, schrieb Kittel, dessen Vertrag am 30. Juni ausläuft, bei Instagram. „Mir wurde immer wieder angedeutet, dass man sich zeitnah zusammensetzen möchte, nur leider gab es bis heute kein Angebot.“
HSV News: Kittel hatte "Zukunftsängste und Sorgen"
Kittel, der mit einem Jahresgehalt von rund einer Million Euro zu den bisherigen Topverdienern zählte, wirft dem HSV eine Hinhaltetaktik vor. Durch „mehrere Rückschläge“ in seiner Karriere – der Kreativspieler hatte immer wieder mit Knieverletzungen zu kämpfen – hätten sich bei ihm „Zukunftsängste und Sorgen“ entwickelt. „Deswegen war immer mein Ziel, frühzeitig für mich und meine Familie Sicherheit zu haben, wie es weitergeht“, schrieb Kittel.
Die Verantwortlichen um HSV-Sportvorstand Jonas Boldt taten sich allerdings schwer damit, dem unter den Fans nicht unumstrittenen Profi diese Sicherheit zu geben. „Wir möchten uns bei Sonny für die vergangenen vier Jahre bedanken. Er ist und war sicherlich ein besonderer Spieler, der häufig den Unterschied gemacht hat – das sieht man alleine schon an seiner Quote", ließ sich Boldt in der offiziellen HSV-Bestätigung am Mittwochvormittag zitieren.
Das Verlangen nach finanzieller Sicherheit sei auch der Grund gewesen, wieso er sich in den vergangenen Transferperioden mit verschiedenen Wechseloptionen auseinandergesetzt habe, schrieb Kittel. Im Sommer 2022 platzte ein Wechsel in die USA zum MLS-Club DC United.
Im vergangenen Winter war sich Kittel schließlich mit einem zahlungskräftigen Club aus Saudi-Arabien einig, hatte bereits den Medizincheck bestanden. Doch der HSV, der auf dem Transfermarkt keinen Ersatz gefunden hatte, schob dem Wechsel einen Riegel vor.
Kittel wollte langfristigen HSV-Vertrag
„Natürlich haben eine lange Laufzeit und die finanzielle Absicherung eine relevante Rolle gespielt“, berichtete Kittel jetzt. Trotz der geplatzten Wechsel habe er „immer viel Herz und Leidenschaft“ in Hamburg eingebracht.
„Ich habe es geliebt, in diesem Trikot Fußball spielen zu dürfen, jeden Morgen zum Training fahren zu können und die HSV-Klamotten tragen zu dürfen“, schrieb er. Die Unterstützung der Fans erfülle ihn mit „Stolz und Dankbarkeit“.
Ersatzmann Pherai ist sich mit HSV einig
Während der Kittel in Zukunft zu einem zahlungskräftigen Club im Ausland wechseln dürfte, ist der Ersatzmann bereits gefunden. Eintracht Braunschweigs Immanuel Pherai ist sich mit dem HSV einig, muss Ende der Woche nur noch den Medizincheck bestehen. Mit dem 22 Jahre alten Niederländer erhofft sich der HSV nun mehr Konstanz auf der Position des Spielgestalters. Kittel hatte mit seinen Leistungsschwankungen zuletzt immer wieder für Diskussionen gesorgt.
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Schlusswort Kittel: „Ich wünsche dem Verein, dem Team, aber vor allem dem Staff hinter dem Team, den Mitarbeitern und euch Fans nur das Beste. Ich habe viele wertvolle Menschen kennenlernen dürfen und danke euch für die wertvollen letzten vier Jahre.“
Auch Montero sagt tschüs zum HSV
Auch Leihspieler Javi Montero nutze den Mittwoch, um sich „vom HSV und dieser wunderbaren Stadt zu verabschieden“, wie der Abwehrspieler bei Instagram schrieb. „Auch wenn es nur eine kurze Zeit war, hat es mir sehr viel Spaß gemacht, hier zu spielen. Ich nehme tolle Erinnerungen mit und auch den Dorn im Auge, so kurz vor dem angestrebten Aufstieg gestanden zu haben.“
Sein Schlusswort: „Abschließend und vor allem möchte ich den Fans dafür danken, dass sie mir vom ersten Tag an das Gefühl gegeben haben, zu Hause zu sein.“ Der HSV habe nun „einen Fan mehr, der aus der Distanz mitfiebert“.