Hamburg. Am selben Tag finden im Volkspark die Hauptversammlung und die Aufsichtsratssitzung der HSV Fußball AG statt. Worum es dabei geht.

Es ist rund vier Monate her, dass es im Volksparkstadion so richtig krachte. Bei der Hauptversammlung der HSV Fußball AG ging es teilweise drunter und drüber. Im Zentrum des Streits: HSV-Präsident Marcell Jansen, Kühne-Vertreter Karl Gernandt, der ehemalige Aufsichtsrat Detlef Dinsel sowie die Minderheitsaktionäre um Thomas Wüstefeld, Thomas Böhme und Maik Burmeister. Es ging vor allem um die Besetzung des neuen Aufsichtsrates, der erst vor wenigen Wochen durch die erneute Nominierung von Unternehmerin Lena Schrum komplettiert wurde.

Am kommenden Dienstag steht nun erneut eine Hauptversammlung der HSV-Aktionäre an. Und nicht nur das. Wie das Abendblatt erfuhr, soll noch am selben Tag die Aufsichtsratssitzung des HSV stattfinden. Zwei Treffen, in denen es eine Woche nach dem verpassten Aufstieg in die Bundesliga um nicht weniger geht als um die Zukunft des Clubs.

HSV-Sitzung: Papenfuß präsentiert Rechtsform-Ergebnisse

Eine wichtige Rolle an diesem Tag nimmt Michael Papenfuß ein. Schließlich geht es bei der Hauptversammlung vor allem um das Thema, das der Aufsichtsratschef seit Monaten im Hintergrund vorantreibt: Den geplanten Rechtsformwechsel von der HSV Fußball AG in eine KGaA. In einer Arbeitsgruppe bestehend aus Verantwortlichen des HSV e.V. hat Papenfuß die seit Jahren angestrebten Schritte nun so vorbereitet, dass die Gesellschafter darüber informiert werden. Noch sind schließlich viele Fragen offen.

Auch der nach dem HSV e.V. größte Gesellschafter der HSV Fußball AG, Klaus-Michael Kühne, wird am Dienstag ein wichtiges Thema sein. Der 86-Jährige wird zum einen auf der Hauptversammlung seine Zustimmung geben müssen, damit Papenfuß und seine Kollegen mit einem fertigen Antrag zum Rechtsformwechsel in die Mitgliederversammlung gehen können.

Kauft Kühne erneut Rechte für HSV-Stadionnamen?

Noch entscheidender aber wird Kühnes Rolle in der zweiten Sitzung des Tages sein. Die Vorstände Jonas Boldt (Sport) und Eric Huwer (Finanzen) werden dem Aufsichtsrat die wirtschaftlichen Pläne für die kommende Saison präsentieren. Ein wichtiger Teil der Finanzierung ist noch offen: Die Vermarktung des Stadionnamens. Am 30. Juni läuft der Vertrag mit Kühne aus. Der Milliardär hatte zuletzt im März 2022 die Namensrechte gekauft und dem HSV rund drei Millionen Euro für das laufende Geschäftsjahr überwiesen, damit die Arena weiterhin Volksparkstadion heißt. Zwischenzeitlich hatte sich Kühne aber mit Ex-Vorstand Thomas Wüstefeld zerstritten, dem er ein Jahr zuvor 5,11 Prozent seiner Anteile verkauft hatte. Boldt und Huwer suchten daraufhin selbst das Gespräch mit Kühne.

Offenbar mit Erfolg. Zuletzt soll es positive Signale gegeben haben, dass Kühne den Vertrag über den Stadionnamen auch in der Zweiten Liga langfristig verlängert. Das war allerdings noch vor der verlorenen Relegation gegen den VfB Stuttgart. Die Idee ist es, dass der HSV einen Teil des Kühne-Geldes dann auch in den neuen Kader investieren kann.

Bilanz des HSV fällt noch besser aus

Boldt und Huwer werden den Räten zudem auch das voraussichtliche Ergebnis des noch bis zum 30. Juni laufenden Geschäftsjahres präsentieren. Schon jetzt ist klar, dass der HSV zum zweiten Mal in Folge ein positives Geschäftsergebnis präsentieren wird. Im vergangenen Jahr hatte der Club erstmals seit zwölf Jahren wieder eine schwarze Null erwirtschaftet. Nach Abendblatt-Informationen wird das Ergebnis in diesem Jahr sogar noch besser ausfallen als 2021/22, als der HSV eine Million Euro Gewinn machte.

Zu verdanken hat der Club dieses Ergebnis zum einen dem unerwartet hohen Zuschauerschnitt. Vor der Saison hatten die Hamburger Verantwortlichen mit einem Schnitt von rund 40.000 geplant. Am Ende kamen durchschnittlich 53.500 Fans ins Volksparkstadion. Das Relegationsheimspiel bescherte dem HSV zudem wie schon vor einem Jahr ungeplante Zuschauereinnahmen. Innerhalb des Clubs geht man davon aus, dass die Nachfrage in der kommenden Saison nicht sinken wird. Die Dauerkartenpreise werden leicht angehoben, da auch die Kosten für die externen Dienstleister wie das Sicherheitspersonal stetig steigen.

Kritischer Wortbeitrag von Jansen erwartet

Grundsätzlich ist der Aufsichtsrat mit der Arbeit des Vorstandes zufrieden. Boldt und Huwer haben daher auch am Dienstag keinen allzu großen Gegenwind bei der Sitzung des Kontrollgremiums zu erwarten. Lediglich von Präsident und Aufsichtsratsmitglied Marcell Jansen wird ein kritischer Wortbeitrag erwartet, der sich vor allem um das erneut verpasste Aufstiegsziel drehen dürfte. Angesichts der kurzen Zeit bis zum Start der Vorbereitung in drei Wochen deutet aber alles darauf hin, dass Boldt seine Arbeit trotz des vierten verpassten Aufstiegs seiner Amtszeit und der noch bis zum 30. Juni laufenden Kündigungsoption fortsetzen darf.

Boldt selbst hatte bereits unmittelbar nach der Relegation Fakten geschaffen, indem er die weitere Zusammenarbeit mit Trainer Walter verkündete, noch ehe der Aufsichtsrat Zeit hatte, die Arbeit des Sportvorstands abschließend zu analysieren. Und so wird es am Dienstag nicht mehr darum gehen, wer den Weg des HSV gestaltet, sondern nur noch um das Wie.