Hamburg. Vor 40 Jahren gewann der HSV den Europokal. In der Zeitung wurden nicht nur die Spieler, sondern auch die TV-Übertragung bewertet.

„Hamburg feiert seinen HSV“ – diese Schlagzeile zierte die Titelseite des Hamburger Abendblatts am 26. Mai 1983, und der damalige Bundestrainer Jupp Derwall schwärmte: „Der Hamburger SV hat der Welt gezeigt, wie attraktiv Fußball sein kann.“ Einen Tag zuvor, an diesem Donnerstag vor genau 40 Jahren, hatte sich das Team um Kapitän Horst Hrubesch den größten Titel der Vereinsgeschichte gesichert, den Europapokal der Landesmeister (heute Champions League).

HSV: Triumph von Athen jährt sich zum 40. Mal

Unvergessen, wie Felix Magath in der neunten Minute von der linken Strafraumkante das 1:0 gegen den haushohen Favoriten Juventus Turin erzielte. Das Abendblatt widmete dem Europokal-Spektakel neben der Titelgeschichte damals drei Seiten im Sportteil. Nicht nur eine Einzelkritik der Spieler, sondern auch eine ausführliche Bewertung der Fernsehübertragung findet sich.

Das ZDF, welches für die Übertragung des Endspiels verantwortlich war, kam hierbei deutlich schlechter weg als die gefeierten HSV-Helden des Abends. „Jubeln wir also dem Ergebnis zu. Aber aus der Galanacht eines internationalen Fußballauftritts in unseren Wohnzimmern wurde nicht viel. Da konnte einem das Bier Schal werden, was da aus Athen in unsere Ohren drang.“

Abendblatt kritisierte Übertragung des ZDF

Besonders die vielen angeführten Zahlen von Moderator Günter-Peter Ploog sorgten für Unmut. „Für ihn ging es gestern Abend wohl nur nebenbei um Fußball, viel wichtiger waren die Statistiken“, schrieb das Abendblatt sarkastisch. „Fehlte eigentlich nur die Schuhgröße von Rainea oder wann Trainer Ernst Happel zuletzt beim Friseur war.“ Auch fehlende Emotionen und technische Probleme bei den Zeitlupen kreidete das Abendblatt an.

Stimmen aus der Prominenz und Politik fanden ebenso ihren Platz im Blatt. So äußerte sich der damalige CDU-Bundestagsabgeordnete Dirk Fischer: „Ernst Happel sollte Bundestrainer werden. Wie harmonisch die Mannschaft gespielt hat, das war schon sein Werk.“

Bürgermeister schüttete Champagner in den Pokal

Als das HSV-Team am nächsten Tag um 13.12 Uhr mit einer Hapag-Lloyd-Maschine in Fuhlsbüttel landete, wartete dort Bürgermeister Klaus von Dohnanyi (SPD) mit 5000 Fans und einer Fünf-Liter-Magnumflasche Champagner, deren Inhalt er in den Silberpokal schüttete und dann selbst kostete.

„Gebt uns auch den Pokal“, riefen die Fans. Und tatsächlich: Kurzzeitig wanderte der Pott „hinter die eiligst aufgestellten Barrieren“, so das Abendblatt. Oberamtsrat Jürgen Graessner übergab einen Strauß mit weißen Lilien und roten Rosen, „HSV-Geschäftsführerin Christa Walstaff und zusätzlich fünf Damen mit weiteren Blumensträußen wurden aufs Rollfeld beordert“, schrieb die Zeitung.

Nach der Rückkehr ging es auf den Trainingsplatz

Eine Stunde nach der Ankunft standen die Spieler bereits wieder in Ochsenzoll auf dem Trainingsplatz. Das vorletzte Meisterschaftsspiel gegen Dortmund stand Sonnabend an. „Hamburg ist stolz“, sagte der Bürgermeister, „aber vielleicht hätte sich der Stolz mit etwas mehr Begeisterung und Freude ergänzen lassen“, kommentierte Norbert Scheid damals für das Abendblatt die eher nüchterne Feier, die am 4. Juni nachgeholt werden sollte.

Während die Spieler trainierten, stand der Europapokal lediglich in der Umkleide auf einem Fensterbrett, einige Anhänger blieben draußen stehen, verharrten in tiefer Andacht vor der Trophäe. Und Ernst Happel?

Das Abendblatt berichtete: „Der Trainer sitzt gedankenverloren auf einer Bank unter einer Tanne am Spielfeldrand und scheint Jahre zurück- oder auch nur einige Tage vorauszublicken. Seine Männer sind lustlos und müde. Und doch rennen und kämpfen sie bei diesem Trainingsspiel.“