Hamburg. Der HSV kann nur bei einem Ausrutscher des FCH direkt aufsteigen. Der Club hatte die Erste Liga ursprünglich gar nicht als Ziel.

Am kommenden Sonntag kann der 1. FC Heidenheim mit einem Sieg im Auswärtsspiel beim SSV Jahn Regensburg den Aufstieg in die Bundesliga perfekt machen. Der HSV, der parallel beim SV Sandhausen (15.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) antritt, ist auf einen Ausrutscher der Schwaben angewiesen, um die bereits gesicherte Relegation noch zu vermeiden.

HSV-Konkurrent Heidenheim: Aufstieg nicht geplant?

Während die Rückkehr ins Oberhaus von Saisonbeginn an das erklärte Ziel der Hamburger war, ging der FC Heidenheim öffentlich mit weitaus geringen Ansprüchen in die Spielzeit. „Der Aufstieg war nie unser Ziel, es ging darum, eine gute Runde zu spielen und die Leistungsträger, die wir verloren haben, zu ersetzen. Dass dann die neuen Spieler sich in unsere Mannschaft so gut eingefügt haben, ist schon sensationell“, sagt Vorstandschef Holger Sanwald dem Portal „web.de“.

Überraschend ist die Entwicklung des Clubs aus der 50.000-Einwohner-Stadt aber nicht. Schon 2020 hatte der FCH an der Relegation zur Bundesliga teilgenommen, scheiterte damals aber an Werder Bremen (0:0, 2:2). Der HSV konnte damals nur zuschauen, nachdem er am 33. Spieltag mit 1:2 in Heidenheim verloren und die Saison schließlich mit einer denkwürdigen 1:5-Pleite gegen den SV Sandhausen beendet hatte.

„Wenn wir es nicht schaffen, wäre nichts kaputt“

Die geringere Erwartungshaltung im Vergleich zum HSV dürfte ein Vorteil im Saisonendspurt sein: „Für uns alle wäre es ein Traum, aufzusteigen – aber wenn nicht, wäre auch nichts kaputt. Vielleicht ist es gerade diese Lockerheit, die man jetzt braucht, um das durchzuziehen“, beschreibt Sanwald. „Wir wollen es schaffen, dazu stehen wir auch. Aber das geht auch nur mit Spaß am Spiel.“

Heidenheim in der Bundesliga? Daran müssten sich viele Fußballfans wahrscheinlich erst gewöhnen. Über vereinzelte Kritik, ein Aufstieg des Clubs würde die Erste Liga verzerren, muss Sanwald schmunzeln: „Am Ende des Tages haben es doch die Vereine verdient, in der Bundesliga zu spielen, die den Aufstieg geschafft haben. Das Ligasystem lebt gerade davon, dass es atmet und immer Platz für Neues entsteht.“

FCH will der Bundesliga Stabilität bieten

Was könnte der Verein der Bundesliga aber bieten? Eine ganze Menge, wie der 45-Jährige meint: „Wir könnten in der Glitzerwelt Bundesliga echte Werte, echte Stabilität und wirklich nachhaltige Entscheidungen bieten – ganz ohne Bling-Bling“. Leere Stadien bei Beteiligung des FCH bräuchte auch niemand befürchten: „Wir waren jetzt schon seit Wochen bei unseren Heimspielen ausverkauft. Auch auswärts waren zuletzt mehrfach um die 2.000 FCH-Fans mit dabei.“

Das Stichwort Stabilität steht in Heidenheim vor allem in Zusammenhang mit der Trainerposition. Frank Schmidt ist seit 16 (!) Jahren im Amt und damit der dienstälteste Trainer im deutschen Profifußball. 2021 hatte er seinen Vertrag vorzeitig bis 2027 verlängert. „Er hätte auch unbefristet verlängern können, wenn er gewollt hätte“, betont Sanwald. Etwaige Anfragen anderer Vereine sind nie ein Thema gewesen: „Für ihn ist es eine Herzenssache, das wirft man nicht einfach so weg.“

Sanwald kritisiert Umgang mit Trainern

Auf die Vereinsführung könne sich Schmidt absolut verlassen – anders als bei anderen Clubs. „Bei manchen anderen Vereinen habe ich oft den Eindruck: Man behauptet zwar, man steht zum Trainer – aber sobald es schlecht läuft, kommen die Zweifel auf. Wir hatten auch schon schwierige Phasen, aber wir fragen uns in solchen Situationen reflexartig: Wie können wir unseren Trainer unterstützen?“

Beim HSV ist Tim Walter seit fast zwei Jahren (692 Tage) im Amt. Der bislang letzte Trainer, der die Position noch länger innehatte, war von 2011 bis 2013 Thorsten Fink (701 Tage). Für den HSV ist das verhältnismäßig auch schon echte Stabilität – die am Ende in die Bundesliga führt?